View large Map
Distance: 0km

Tag Nummer 8 unserer Reise am anderen Ende der Welt. Und der mit Abstand anstrengenste Tag der letzten Wochen überhaupt. Mein Gott, was bin ich außer Form.

Nachdem wir heute morgen wieder in Wanaka gestartet sind heißt das Tagesziel „Fox Glacier“. In diesem Fall ist hier der Ortsname und der Name der Sehenswürdigkeit identisch. Der Ort zu dem wir fahren wollen heißt „Fox Glacier“, denn dort gibt es den „Fox Glacier“.

Und diese Geschichte beginnt eigentlich schon gestern Abend. Wir würden nämlich gerne noch oben auf besagten Fox Gletscher. Das kann man aber nicht mehr zu Fuß machen. Die einzige Möglichkeit dies zu tun ist per Hubschrauber Flug. Man wird mit einer kleinen Gruppe von Leuten vom Hubschrauber und einem Guide oben abgesetzt. Dann darf man 2 Stunden über den Gletscher wandern und fliegt dann wieder runter. Das hatte wir uns etwas einfacher vorgestellt. Oder zumindest spontaner. Denn die Flüge für die nächsten vier Tage sind schon ausgebucht. So lange können wir ( und will ich ) gar nicht im Voraus planen. Aber erstmal ist das enttäuschend. Wir hatten eine Mail geschrieben, ob es vielleicht doch möglich ist. Bei den Touren waren immer noch Einzelplätze frei. Eine Antwort gab es gestern noch, dass das nicht geht. Wir könnten uns aber auf eine Warteliste setzen lassen. Das haben wir dann gemacht. Und nun warten wir auf eine Mail oder einen Anruf von dem Helikopterunternehmen.

Aber unsere Tagesbeschäftigung ist nicht die Strecke zum und nach „Fox Glacier“. Auf dem Weg dorthin liegt ein toller Wanderweg. Der Isthmus Peak Track. Er wird immer als einer der tollsten Wanderwege Neuseelands beschrieben. Wenn man den Berg erklommen hat, dann soll man eine wundervolle 360° Panorama Sicht auf den Lake Wanaka und den Lake Hawea haben: Was für eine Scheiß-Idee.

Der Pfad ist Einweg-Strecke. Man geht den gleichen Weg also einmal bis ans Ende, in diesem Fall der Isthmus Gipfel, und geht dann die Strecke wieder zurück. Wir hatten unsere Elke vorne an der Straße geparkt und uns entsprechend mit Wasser und Wanderstiefeln auf den Weg gemacht. Die Strecke hin und zurück sind ca. 16 Kilometer Fußweg. Das ist ein normaler Tag wenn man eine Stadt erkunden will. Nicht über die Maßen viel, aber auch keine Kurzstrecke. Diese 16 Kilometer gehen aber über 1000 Höhenmeter den Berg hinauf. Der Gipfel liegt bei ca. 1320m. Ich bin ja kein erfahrener Wanderer. Aber so richtig gemütlich fand ich den Aufstieg nicht. Wir haben am Ende knappe 4,5 Stunden für den Aufstieg und 2 Stunden für en Rückweg gebraucht. Die ersten drei Stunden waren gefühlt ein wirklich brutaler Anstieg. Danach ging es eigentlich von der Steigung her. Aber man war halt schon so im Eimer, dass auch das nicht mehr als einfach wahrgenommen worden ist. Eigentlich war es ein sehr mauliges, fluchendes Dahintrotten. Immer sich selber sagend: „Nur noch die nächste Kurve. Dann müssen wir da sein.“ – Es war eine Lüge. Nach der nächsten Kurve sah es nur noch immer schlimmer aus. Und es nagt immer mehr der Zweifel an dir.

Nach 40 Minuten waren uns zwei Wanderer entgegengekommen. Man denkt also, dass die einfach nur früh aufgestanden sind und eben zeitig wieder zurückkehren. Aber die waren uns irgendwann ja bereits vor 3 Stunden entgegen gekommen. Wie konnten die schon hin und zurück gelaufen sein und wir waren noch nicht einmal einen Weg gelaufen?! Nach einer Stunde überholten uns die ersten erfahrenen Wanderer. Könnte auch ein trainierter Profilkiller gewesen sein. Nach dem strammen Schritt zu urteilen.

Die Strecke den Berg herauf wollte einfach nicht enden. Die Beine werden immer schwerer aber der Weg will nicht enden. Ab einer gewissen Höhe bekommt man allerdings eine atemberaubende Aussicht als Gegenleistung.

1320m soll der Isthmus Peak hoch sein. Etwas mehr als 1100 Höhenmeter bewältigt man dabei an dem Tag. Auf dem Gipfel kann man sowohl auf den See Wanaka, den wir heute morgen noch verlassen haben, als auch auf den Lake Hawea blicken. Auf dem letzten Kilometer fing dann auch der Rückreiseverkehr an. Alle die uns bisher überholt hatten und auch alle die die schon vor uns auf dem Weg nach oben waren, kamen uns nun wieder entgegen. Es waren auch ein paar von dem Kaliber dabei: Wenn die das schaffen, dann ich erst recht.

Der Weg runter ist deutlich entspannter. Zumindest zu Beginn. Und vor allem im Kopf. Nach den 4,5 Stunden die wir gebraucht haben bis wir oben angekommen waren, war der Weg nach unten eine Wohltat. Und es ging so schnell. Gut. Auch das ändert sich. Irgendwann springen dir dann doch die Kniescheiben aus der Halterung. Aber immerhin ging der Weg nun deutlich schneller. Insgesamt haben wir etwas mehr als 6,5 Stunden für die kompletten 16km gebraucht. Mit etwas mehr Training dann nächsten mal etwas schneller.

Ich hatte selten so platte Füße wie nach dem Abstieg. Schuhe aus. Kaltes Wasser drüber. Ahhh. Welche Erleichterung. Nach einer kurzes Pause geht es weiter. Wir machen uns auf den Weg zum Fox Glacier. Auch wenn wir keinen Heli-Flug mehr bekommen haben, es liegt eh auf der Strecke. Und vielleicht meldet sich ja noch jemand, weil wir in der Warteliste stehen und jemand abgesagt hat.

… apropos. Auf dem Berg hat man eine wirklich tolle Aussicht. Was man bei der Wanderung dort oben nicht hat, ist Empfang. Im Auto ein Tal weiter vibriert das Telefon. Ein verpasster Anruf und eine Voicemail. „Sie stehen auf der Warteliste. Bitte rufen sie uns möglichst sofort zurück.“ Das war natürlich schon vor Stunden. Der Platz war natürlich inzwischen vergeben. Argh.

Die Strecke zum Gletscher führt über den State Highway 6 von Makarora nach Haast. Die bisher beste Strecke des Urlaubs. Alter Wald. Alle Farben. Klare Flüsse. Man will nur alle 5 Meter aussteigen und die Landschaft genießen. Diese Strecke ist ein Grund für Neuseeland.

Die Campingpätze rund um den Fox Gletscher sind schon ziemlich voll als wir ankommen. Wir bekommen noch einen Stellplatz auf der Campingwiese. Aber selbst hier gibt es nicht mehr viele freie Flächen. Der gesamte Platz scheint nicht so recht auf viel Besuch ausgelegt zu sein. Duschen gibt es auf dem Platz nur 4 Stk.

Beim Anstehen für die Dusche treffe ich erst Tim und Susanne ( Namen wie immer frei ausgedacht ). Wir hatten die beiden ein paar Stunden zuvor auf dem Isthmus Peak Trail getroffen. Die beiden sind für 4 Wochen in Neuseeland. Tim war schon nach einem Auslandssemester hier. Fand das Land großartig, hatte damals aber eher Promille-Interessen. Daher mussten sie nochmal her kommen.

Die nächste in der Warteschlange ist Justine. Sie kommt aus Kanada. Ihr Eltern sind für 2 Monate hier und haben einen größeren Campingbus. Genug Platz auf jeden Fall, damit sie für 2 Wochen dazu kommen kann. Aus Kanada ist der Weg nicht ganz so weit. Da kann man das vielleicht mal machen. Sie meinte aber auch, die letzten 5 Stunden die sie gefahren waren, gabs nur Wald Wald und noch mehr Wald. Wofür fährt sie da aus Kanada weg!?

Wir sind kaputt für heute. Es gibt eine Suppe aus der Tüte und ein kleines belegtes Brot. Dann wird Elke auch schon Nachtfertig gemacht. Die Jugendgruppenreise nebenan outen sich lautstark als Deutsche. Wir können nach dem Tag trotzdem sehr gut schlafen. Mal gucken wie der Tag morgen weiter geht und ob wir doch noch auf den Gletscher kommen.

cheers.
Sebastian

1 thought on “ Am anderen Ende der Welt, Neuseeland – Tag 8, Hike, no Ice ”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert