View large Map
Distance: 0km

Ein herzliches Hallo nach Deutschland,

Nachdem das gestern mit den Walen so gut geklappt hat, liegt die Messlatte für heute sehr hoch was die Erwartungen an Pinguine angeht.

Erstmal heißt es aber wieder ein paar Kilometer mit dem Auto zurückzulegen. Die Nacht in unserem Campervan haben wir gut überstanden. Auch wenn noch nicht jeder Handgriff sitzt und das Umbauen um Umräumen der Sache noch etwas Zeit in Anspruch nimmt.

Erster Stopp Oamaru. Oamaru soll eine schöne victorianische Altstadt haben die sehr künstlerisch geprägt sein soll mit tollen kleinen Läden und einem tollen Wochenmarkt. So zumindest der Werbetext aus dem Reiseführer. Es ist zumindest nicht gelogen. Die Erwartungen nach dem Lesen trifft die Realität allerdings nicht.

Es gibt nette kleinen Geschäfte in der Altstadt. Es handelt sich dabei aber eher um eine 400m lange Straße die noch die alten Häuser enthält. Und an vielen Stellen merkt man doch auch, dass vieles für die Touristen genau so aufgesetzt wird. Das hier könnte also als Kulisse im Heide Park stehen. Wenn man also in der Gegend ist kann man sehr gut auch hier einen Abstecher durch die Stadt machen. Ein Muss ist es aber nicht.

Aber halt. Da war ja noch der tolle Wochenmarkt von dem gesprochen wurde. Und wir haben ja Glück, dass der auch genau heute sein sollte. Das war er dann auch. Und es war so ein richtiger Wochenmarkt. Im Dorf. Der Nachbar verkauft für 50Ct ein paar Blumen aus dem Garten. Der Dorf-Bäcker hat auch noch einen Stand. Das exotischste war dann der Käsewagen. Zu dem Probierkäse gabs auch noch einen Schluck Rotwein wer wollte. Nach max. 10 Ständen war dann aber auch Schluss.

Für den echten Steampunk-Fan ist vielleicht das Steampunk Headquarter der lohnendere Anlaufpunkt. Zumindest von Außen gesehen scheint hier viel Liebe zu dem Thema zu stecken. Eine umgerüstete Dampflok steht vor dem Eingang. Ebenso zwei Automaten die dem Benutzer nochmal ein paar Dollar entreißen möchten, dabei aber auch ordentlich Dampf ausspucken. Erfahrungsberichte von Besuchern sind willkommen.

Für uns war Oamaru spannend, weil es hier eine Kolonie von Zwergpinguinen geben soll … sagt der Reiseführer und das Internet. Der Zutritt geht nur mit einer Führung.

Um das Brutgebiet der Tiere ist eine Station gebaut worden. Alles ist eingezäunt. Das schützt die Tiere und gibt Raum um die Tieren zu helfen und zu pflegen … und erleichtert das Sammeln von Eintrittsgeldern. In diesem Fall sicher besser und gerechtfertigt, da die Kolonie so dicht an einer Stadt ist.

Was der Reiseführer allerdings nicht sagt und was man im Internet schnell überlesen kann ist, dass zu dieser Jahreszeit die Tiere tagsüber im Grunde gar nicht da sind. Jetzt brüten die letzten Tiere. Ein paar haben schon Junge. Die Erwachsenen verlassen morgens das Nest um zu fischen. Sie kommen erst am Abend wieder wenn sie genug Fisch gefangen haben. Wenn man also wie wir am frühen Nachmittag vorbei schaut, dann ist eigentlich keiner da. Das sagt dir aber auch am Empfang keiner so ganz genau. Der halbierte Eintrittspreis am Nachmittag hätte uns stutzig machen sollen.

Wir haben also den Eintritt bezahlt. Dann werden dir die Schulungsvideos angepriesen und die ganzen Informationen die man hier sammeln kann. „Ich komme dann gleich noch hinten vorbei. Gehen sie hier lang.“ Aber da hinten ist vor allem ein dunkles Vogelhaus. Hier gibt es ein paar Nistplätze in die man durch kleine Scheiben hineinsehen kann. Ein Ei wird noch bebrütet. In zwei anderen Nestern sitzen bereits die Jungtiere auf ihre Eltern. Das ist dann aber auch schon alles was wir hier an Tieren sehen. Den die ganze andere Kolonie kommt ja erst in ein paar Stunden wieder.

Und das muss dann tatsächlich ziemlich faszinierend sein. Es gibt zwei große Holztribünen direkt am Wasser. Dort wo später anscheinend die Pinguine am Strand anlanden und zu ihren Höhlen am Land watscheln. Links und rechts von den Tieren kann man dann sitzen und die Heimkehr betrachten. Das dauernd aber wohl noch ein paar Stunden. Also merke: Pinguine erst am Abend besuchen gehen. Ansonsten bleibst du mit dem dummen Gefühl zurück gerade 20 NZ$ für einen brütenden Pinguin und drei Jungtiere bezahlt zu haben, die du nicht mal fotografieren darfst und nur durch eine kleine runde Guckscheibe ansehen kannst.

Also zurück durch die Stadt. Durch die tolle viktorianische Straße zum Auto. Dann halt eben die nächste Pinguin Kolonie. Etwas außerhalb der Stadt soll es noch eine Kolonie von Gelbaugenpinguinen geben. Der Strand soll ab 18h nicht mehr betreten werden. Zum Schutze der Tiere. Weiter oben gibt es einen Unterstand von dem aus die Pinguine dann beobachtet werden können. Immerhin musste man hier keinen Eintritt bezahlen.

Aber auch für diese Kolonie gilt natürlich das Gleiche. Die Tiere sind tagsüber am Fischen und kommen erst am späten Abend wieder zurück. Es gab also auch hier keine Pinguine zu sehen. Dafür war der Strand schön. Und es gab noch ein paar Seelöwen zu sehen, die sich am Strand auf ein paar Felsen ausruhten.

Also wieder kein Glück. Aber vorbereitet ist vorbereitet. Einen möglichen Anlaufpunkt steht noch auf der Liste: Katiki Point. Hier steht ein alter Leuchtturm aus Holz am Strand. Ein kleiner Weg führt zu einer Landzunge. Die Aussicht von diesem Punkt über die Küstenlinie ist schon die Reise wert. Der Leuchtturm liegt ein paar Kilometer von der Hauptstraße entfernt und die Schotterpiste dorthin muss man auch erst einmal finden. Im Vergleich zu der ansonsten guten Beschilderung braucht man hier schon eine Navi und muss genau wissen wo man hin möchte. Aber die Reise lohnt sich. Auch wenn man nicht gerade auf Pinguine aus ist. … und das ist auch gut so. Denn ratet mal was. Keine Pinguine. Es ist scheinbar immer noch zu früh.

Auch hier gibt es jede Menge Seelöwen zu sehen. Außerdem brüten hier Möwen. Ein paar Austernfischer. Aber eben keine Pinguine. Die Seelöwen entwickeln sich langsam zu den Springböcken Namibias. Bei den ersten ist man noch total begeistert. Aber irgendwann siehst du davon so viele, dass es irgendwie keinen Spaß mehr macht. Der Zauber des Besonderen ist verflogen. Erst Ohhhh. Dann Meehhh.

Die Laune bricht ein wenig ein. Eigentlich hatten wir uns ein wenig auf Pinguine gefreut. Wir sind einfach zu verwöhnt gewesen von dem Glück mit den Walen gestern.

Einen letzten Anlaufpunkt kennt die Liste noch. Die Otago Peninsula vor Dunedin. Auch hier soll es noch Pinguin Kolonien geben. Hier wieder die größeren Gelbaugenpinguine. Diese Tiere sind außerdem deutlich scheuer und wesentlich seltener. Sie kommen nur hier in Neuseeland vor. Es soll noch ca. 1800 Exemplare geben. Eine Haltung und Zucht in Gefangenschaft ist bisher nicht erfolgreich möglich gewesen.

Inzwischen haben wir schon späten Nachmittag. Zeitlich nähern wir uns also den Pinguin-Gewohnheiten an. Hier gibt es wieder eine Schutzstation für die Pinguine. Allerdings scheint hier wirklich der Schutz der Tiere im Vordergrund zu stehen. Die Tiere leben in einem abgeschotteten Küstengebiet. Zutritt ohne Personal ist verboten. Aber es gibt hier auch Führungen. Die kosten allerdings auch gleich 55 $NZ.

Wir geraten aber wohl an die fachliche Leiterin der Station, die heute mit uns die Tour macht. Zumindest scheint sie jeden Pinguin mit Namen zu kennen und hat anscheinend sehr fundiertes Fachwissen. Und sie sagt noch ziemlich früh: „Ich rechne ehrlich gesagt nicht damit, dass wir heute Tiere sehen werden. Es ist der längste Tag des Jahres. Heute bleiben die Tiere für gewöhnlich auch länger draußen auf dem Meer.“ Na toll. Danke für die ehrliche Erwartungshaltung. Hätte uns ja aber heute auch schon mal jemand anderes sagen können.

Auch hier gibt es aber wieder drei Pinguine garantiert. Denn drei Jungtiere sind in der Station zu Pflege. Sie haben sich verletzt bzw. waren krank und werden daher vorübergehend in der Station behandelt und aufgepäppelt, bis sie wieder zurück in die Kolonie gelassen werden. Aber so schön nah kommt man den Tieren sonst natürlich auch nicht. Von daher sind wir dankbar für die Fotomotive.

Aber dann springt das Funkgerät unserer Aufseherin an. „Vermutliche Sichtung von Pinguinen.“ – am Strand an dem die Pinguine ankommen steht eine Mitarbeiterin und wartet auf die ankommenden Pinguine.

Für uns geht es jetzt per Bus zum Strand. Hier merkt man, dass das Tier im Vordergrund steht und nicht der Tourist. Die Busse sind sicher 50 Jahre alt und bieten nicht mal beim Stehen Komfort. Aber sie fahren. Das reicht uns. Kurze Zeit später kommen wir in der Nähe eines Strandabschnitts an. Von weit oben kann man hier auf einen Stand und eine begrünte Dünenlandschaft sehen. Und da sehen wir sie wirklich. Zwei Gelbaugenpinguine watscheln ganz gemutlich den Strand entlang. Sehr vorsichtig scheinen sie sich umzusehen. Das auch ja niemand am Strand ist. 2 Meter vor. 2 Meter zurück und noch etwas durchs Wasser. Es sind heute die ersten beiden Tiere die wieder zurück zum Strand kommen. Wir haben also doch noch richtig Glück und sehen einen der seltensten Pinguine.

Ein Glück auch, dass ich das gute Teleobjektiv mit hatte. Ein Fernglas braucht man von hier oben mindestens um die Tiere zu sehen. Ein gutes Teleobjektiv ist natürlich noch etwas praktischer. Wenn auch schwerer. Aber was man im ersten Moment noch nicht sieht. Es geht noch weiter nach unten. Der halbe Strandabschnitt ist mit kleinen halb unterirdischen Gängen durchzogen. Alle sind mit Tarnnetzen bedeckt haben aber Seeschlitze. Und so können wir in diesem Tunnelsystem noch einmal ganz dicht an die Tiere heran kommen. Unten am Strand „unterhalten“ sich die beiden lautstark. Anscheinend geht es darum wer welche Wohnung beziehen darf. Also eine reine Reviermarkierung. Aber eine tolle Demonstration auch für uns.

Alles in allem: Glück gehabt. Pinguine können wir von der Liste streichen. Erfolgreich gesehen. Und dann noch die größeren und seltenen. Ein toller Tag.

Wir fahren noch ein wenig weiter. Ganz zur Spitze der Otago Peninsula. Hier gäbe es noch ein frei zugängliche Kolonie von Zwergpinguinen. Die sind aber noch nicht da. Außerdem gibt es hier eine Kolonie von Albatrossen. Die ist dagegen wieder abgesperrt und kann gegen Eintritt besucht werden. Das machen wir heute aber nicht mehr. Das Tagesbudget ist aufgebraucht und die Lust auf Albatrosse nicht groß genug. Auch wenn das unglaublich faszinierende Tiere sind. Mit bis zu 12kg gehören sie zu den schwersten flugfähigen Vögeln. Die größeren Arten können eine Spannweite bis zu 3,5m erreichen. Aufgrund dieser Größe sind sie nicht mehr alleine flugfähig. Sie können sich nicht nur durch das Schlagen der Flügel fortbewegen. Sie brauchen Wind um in der Thermodynamik zu gleiten. Mindestens 12km/h muss der Wind haben, damit dieser Tiere abheben können. Habe sie das nicht, müssen sie am Boden bleiben.

Auf der Spitze gibt es neben den Albatrossen aber auch noch eine große Kolonie von Möwen. Und mit groß meine ich wirklich groß. Ich glaube ich habe noch nie so viel von den Tieren auf einem Fleck gesehen. Die Jungtiere liefen auf den Gehwegen. Gebrütet wurde 30cm daneben. Eigentlich hatte man ständig Angst, dass sich einer gleich über deinem Kopf erleichtert. Ständig zischte eines der Tiere direkt am Kopf vorbei. Witzig sind aber vor allem die Landemanöver anzusehen. Direkt an der Klippe herrschen hohen Windgeschwindigkeiten. Seine Kopfbedeckung muss man hier schon sehr gut festhalten. Wenn man als Vogel hier landen will, dann geht das nicht einfach so mit Flügelschlagen. Die Möwen legen sich richtig in den Wind und steuern dann ganz sachte und lassen sich langsam auf den Boden ab. Zeitweise stehen sie regelrecht in der Luft.

Das reicht an Vogelschau für heute. Wir fahren unter von der Halbinsel. In Dunedin war ein Campingplatz ausgeschildert. Es gibt noch frei Plätze. Heute können wir unseren Gaskocher einmal ausprobieren. Bisher hatten wir in den Küchen der Campingplätze gekocht. Aber heute regnet es nicht. Also Gaskocher angeworfen und los.

Der Campingplatz ist nicht der neuste. Aber es ist alles sauber und ordentlich. Komisch ist allerdings schon wenn du mit FlipFlops und T-Shirt auf der Toilette auf dem Campingplatz sitzt und aus den Lautsprechern kommt Weihnachtsmusik. Das passte bisher nicht in mein Weltbild ….

Gefahrene Kilometer heute: 340km

cheers.
Sebastian

1 thought on “ Am anderen Ende der Welt, Neuseeland – Tag 4, Pinguine!!! ”

  1. Moin von der anderen Seite
    Danke dir für den daistgarkeinPinguinda Bericht. Sehr schön zu lesen und ich lern was. Muss trotzdem mega sein. Bleibt heil, viel Spaß.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert