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Distance: 0km

Hallo und liebe Grüße nach Deutschland,

Tag 2 auf der Nordinsel Neuseelands ist bereits vorbei. Wir sind wieder zurück auf unserem Luxus-Campingplatz von gestern. Das erste Mal, dass wir zwei Nächte auf einem Platz verbracht haben.

Heute aber auch aus gutem Grund. Der Wecker klingelte wieder sehr früh. Um 8h mussten wir unseren Bus zum Vulkan bekommen. Zum Treffpunkt musste aber auch erst hingefahren werden. Das Ziel: Der Tongariro National Park. In diesem Fall der Ort, nicht der Park. Aber das machen die hier ganz gerne mal, dass der Ortsname identisch ist mit einer Location. Wie z.B. National Park. Also Ortsname. Kann verwirrend sein.

Der Tongariro National Park ist inzwischen eher bekannt durch den Herren der Ringe. Den das hier ist die Location, im Film bekannt als „Mordor“. Aber der Park ist natürlich noch ein bischen mehr.

So ist der Park der älteste Nationalpark Neuseelands und der viertälteste Nationalpark der Welt. „Im Zentrum des Parks befinden sich drei aktive Vulkanberge: der Tongariro (1968 m), der Ngauruhoe (2291 m) und der Ruapehu (2797 m). Auf dem Gebiet des Nationalparks befinden sich mehrere Kultstätten der Māori, die die Vulkane als heilig verehren.“ [Wikipedia]

Mt Ngauruhoe ist der eigentliche Drehort der Szenen zum Schicksalsberg. Ausgenommen wurden allerdings die Vulkankrater. Die sind rein digital. Die Krater sind den Māori heilig und wurden daher nicht aufgenommen.

Besuchen kann man das Gebiet am besten zu Fuß. Genau das haben wir gemacht. Einmal mitten durch die Berge und am Mt Tongariro vorbei führt der Wanderweg „Tongariro Alpine Crossing“. Ein 19.4 Kilometer langer Pfad den Berg rauf und wieder runter.

Die Vulkane sind noch aktiv. Auf dem Gipfel kann man zwar keine Lava sehen, aber an vielen Stellen entweicht heißer Schwefeldampf. Wir waren den Geruch durch den Island Urlaub bereits gewöhnt. Es gab aber auch den ein oder anderen verzweifelten Versuch sich die Nase zu zuhalten.

Aber zurück an den Anfang. Aufgewacht. In den National Park Ort gefahren. Hier sollten wir um 8h an der Bahn Station eingesammelt werden. 8:15h kam dann auch ein Bus. Etwas betagt. Aber anscheinend noch funktionstüchtig. Der gleiche Satz gilt auch für den Fahrer. Der das sicher macht um die Rente aufzubessern. Gibt es hier ein Rentensystem? Muss ich nachschauen.

Der Bus war schon ziemlich voll besetzt. Wir waren die vorletzte Station. Hatte ich erwähnt, dass wir zu der Zeit so gar nicht optimistisch gelaunt waren? Beim Aufstehen heute morgen begrüßte uns ein wolkenverhangener Himmel. Keine gute Vorraussetzung wenn man auf einen Berg klettern will. Aber währen wir auf dem Parkplatz standen und auf den Bus gewartet haben wurde es noch schlimmer. Immer mehr Nebel zog auf. Die Sicht maximal 100m. Das will für den Berggipfel nichts heißen. Gut ist es aber nicht.

Aber nun gut. Kurz vor dem Einsteigen gabs es noch ein gaaanz kleines Loch in der Wolkendecke. Man konnte etwas blau sehen. Es muss einfach gut werden. Wir hatten bisher so viel Glück mit dem Wetter in dem Urlaub. Das darf heute nicht abreißen.

Der Shuttle in den National Park ist im Übrigen zu empfehlen. Es kostet zwar 40NZ$ aber erstens darf man mit dem Auto max. 4 Std. dort parken und der Walk dauert 5-8. Zweitens hat der Walk einen Start und einen unterschiedlichen Endpunkt. Und zurück will man die 20 Kilometer dann nicht mehr laufen.

15 Minuten kommen wir am Startpunkt an. Hunderte Menschen sind bereits dort. Man muss die einfach alle nur ausblenden. Es ist einer, wenn nicht der meistbesuchten Tracking Wege Neuseelands. Dass das aber so viele Menschen machen konnte ja keiner ahnen. Und das bei dem Wetter. Ich will gar nicht wissen was hier los ist wenn die Sonne scheint. Und es ist wirklich alles dabei. Vom Profi-Läufer mit Laufstöcken, Rundum-Profi-Klamotte und Rucksack mit Trinkhalm, der die Strecke in 3 Stunden laufen will bis hin zur Familie in Sandalen und einer Plastiktüte.

Die ersten Kilometer werden sehr langsam steiler. Links und rechts verläuft ein kleines Flüsschen, dass sich sehr breit über die Fläche verteilt und viele kleine Rinnsale bildet. Weite Sicht ist leider nicht. Wie hoch die Felswände hier links und rechts gehen kann man nicht erkennen. Aber der Fluss ist schön.

Die Gruppe Inder die wir nach Photo und Umziehstopps inzwischen das dritte mal überholen und die bereits ihre Vorräte nach 2km aufgebraucht haben, werden wir am Ziel wohl nicht mehr sehen.

Nun kommt der knackige Teil. Die Strecke wird deutlich steiler. Der Weg ist aber bestens ausgebaut und an den meisten Stellen schon mit Treppenstufen versehen. Insgesamt geht es hier für uns bis auf 1950m hoch. Der Startpunkt liegt bei knapp 1300m. Der Endpunkt bei 1000 Höhenmetern.

Ein Hinweisschild warnt vor unberechenbarem Wetter. Während ich auf den ersten Kilometern die Hose noch hoch gekrempelt habe und auf nur T-Shirt umgestiegen bin, pfeift der Wind weiter oben ganz schön. Ich ziehe mit freiwillig eine Jacke an. Den Ohren wird kalt ich muss die Kaputze aufsetzen. Die Damen die mutig nur mit Shorts hier hochgelaufen sind haben aktuell bei knapp über 0°C keine Freunde an ihrer Freizeit.

Ganz oben ist die Sicht leider nicht wirklich besser. Die Stimmung nahe der Nulllinie. Immerhin hat man den Gipfel erklommen. Dahinter geht es wieder etwas bergab. Etwas ist gut. Hier geht es genau so steil runter wie auf der anderen Seite rauf. Auf der gab es aber befestigte Wege oder zumindest relativ trittsichere Wege. Der Weg nach unten ist mehr rutschendes Geröll. Meine Bergstiefel mit der größenbedingten Auflagefläche machen sich mehr als bezahlt. Ich gleite an den Turnschuhträgern nur so vorbei.

Und dann passiert das Wetterwunder. Der Himmel reißt auf. Wir bekommen unsere sonnengetränkten Fotos. Auch wenn die Gipfel leider in Wolken verhangen bleiben und wir bereits am Red-Krater des Vulkans vorbei sind. So bekommen wir noch ein paar sehr schöne Aufnahmen von den Blue Lakes hier oben.

Der Schicksalsberg ( auch wenn das der Berg nebenan ist, für die Story aber gerade ganz gut ) hat uns nicht bezwingen können. Obwohl wir trotzdem morgen auf die Mienen von Moria ausweichen ( ist eine ganz andere Szene, ganz anderer Berg schon klar, aber eine wirklich schlechte Überleitung, dass wir morgen in Höhlen durch unterirdische Flüsse raften gehen werden ).

Der Weg bergauf war schon anstrengend. Aber im nachherein nicht so schlimm wir der Walk auf den Isthmus Peak. Der war langfristig steiler und unangenehmer. Ätzend hier war eher der Abstieg. Der vergleichsweise flache Weg zog sich wie Kaugummi. Eine gefühlte Ewigkeit ist man hier den Weg entlang getrottet. Immer wieder gebremst von einer Gruppe langsam gehender Personen die nicht stoppten um den Weg frei zu machen.

Fast genau 7 Stunden später, inkl. vieler kleiner und einer ausgedehten großen Fotopause von 1 Std. auf dem Gipfel und den Seen, komme wir wieder unten an. 19.4 Kilometer später. Eine Strecke die anstrengend ist, aber sich wirklich gelohnt hat. Und Gott sei Dank, wir hatten oben gutes Wetter.

Ich freue mich auf den Luxus- Campingplatz mit seinen höhenverstellbaren Duschen. Endlich passe ich hier einmal unter die Duschen und bekomme nicht nur einen nassen Bauch.

Es gibt ein Thai- Curry aus dem Gaskocher von unserer fetten Elke. Und dann einen ausgedehnten Schlaf. Den morgen müssen wir nicht früh aufstehen.

cheers.
Sebastian

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