gefahrene Kilometer heute: 116.97 km
gefahrene Kilometer gesamt: 887.32 km

Wir haben inzwischen unsere erste von insgesamt drei Wochen hinter uns gebracht. Was jetzt irgendwie deutlich schlechter klingt als es sich anfühlt.

Die erste geplante Station für heute ist Borobudur. Das ist eine der größten buddhistischen Tempelanlagen Südostasiens und liegt gut 1 Stunde nordwestliche von Yogyakarta.

Die Anlage wurde im 9 Jahrhundert gebaut und nach 200 – 300 Jahren wieder vergessen, als sich das buddhistische Zentrum nach Norden verlegte und Java mehr und mehr durch den Islam eingenommen wurde. Erst 1814 wurde die Anlage von Holländern wieder entdeckt und erst seit 1973 wurde aktiv an der Restaurierung gearbeitet.

Auf einer quadratischen Grundfläche mit über 120m Kantenlänge ist der Tempel massiv aufeinander gestapelt. Es gibt also keine Räume in dem Bauwerk. Die Außentreppen führen über 9 Ebenen.

Auf den unteren Ebenen wird die Geschichte Buddahs erzählt. Dazu sind die Wände der Umläufe mit einer Vielzahl von Reliefs verkleidet.

Auf den oberen drei Terrassen befinden sich sog. Stupas. Glockenförmige Bauten, in denen jeweils eine Buddah-Figur sitzt. Sie symbolisieren die verschiedenen Stufen der Entwicklung von einem unvollkommenen Mensch bis hin zur vollkommenen Erleuchtung.

Da wir an einem Sonntag dort sind und auch hier am Wochenende der einheimische Tourismus fluktuiert ist es entsprechend unmöglich ein Bild ohne Menschen zu machen. Es sind hunderte die sich oben auf die Terrassen quetschen. Man muss aufpassen nicht von Selfie-Sticks getroffen zu werden. Auch hier bleibt es uns als Rockstars nicht erspart ein paar Bilder mit den Einheimischen zu machen … obgleich mir der Scheiß aus allen Poren rinnt in der prallen Sonne und bei deutlich mehr als 30°C im Schatten. Aber wir wollen uns gar nicht beschweren. Lieber so als strömender Regen wie noch einen Tag zuvor.

Unser Guide hat wirklich viel Geduld und machte auch immer schöne Touri-Bilder von uns vor dem Tempel. Bis die Tempelanlage für den Tourismus mit einer weiträumigen Parkanlage aufbereitet wurde, gab es kleine Stände bis direkt an den Fuß der Anlage. Inzwischen sind alle Stände in eine eigene Shop-Anlage ausgelagert worden. Aber auch auf den Eingangs- und Ausgangswegen wurde man schon stark von den üblichen Verkäufern belagert. Bevor wir aus dem Ausgang sind, haben wir noch den Tipp bekommen, die Verkäufer nicht anzusehen. Die würden dir dann folgend. Außerdem sei die Qualität in den Shops dann eh besser. Also: Augenkontakt vermeiden.

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Nächster Routenpunkt war eine Dorfbesichtigung auf einem Pferdekarren. Auf Java gibt es ein spezielles Programm um den Tourismus in ländlichen Räumen zu stärken und lokale Arbeitsplätze zu schaffen. Die lokalen Guides müssen aus dem Ort stammen in dem sie das Programm betreuen. So bekamen wir das Dorf Candirejo von einer dort aufgewachsenen erklärt. All zu kleine ist das Dorf allerdings nicht. Gut 4000 Leute sollen dort leben. Es erstreckt sich allerdings über einen größeren Bereich. Der überwiegende Teil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Vor allem Früchte wie Mangos, Papayas und Bananen. Aber auch etwas Erdnüsse und Mais werden dort angebaut. Außerdem viel Maniok, dessen Wurzel zerrieben und getrocknet der Ausgangsstoff für Krupuk ist.

Genau diesen Prozess haben wir uns in einer ersten Station angesehen. Die getrocknete Maniok Masse wird mit Gewürzen gemischt und zu einem Brei verarbeitet. Anschließend wird der Brei in diesem Fall zu Fäden verarbeitet ( dafür treibt hier ein alter Elektromotor über einen alten Fahrradkettensatz einen Fleischwolf an ). Diese werden dann frittiert, abgepackt und auf dem Markt in Yogyakarta verkauft.

Weiter ging es mit unserem Pferdekarren ( der jedes Mal sicher einen halben Meter nach unten ging, wenn ich darauf Platz genommen habe ) zur nächsten Station – dem Gamalan-Spiel. In dem Dorf gibt es verschiedene „Offene Häuser“. Das sind private Häuser die in ihrem großen Raum verschiedene Dinge für die Allgemeinheit zur Verfügung stellen. In diesem Fall wurde das Haus für das Erlernen des Gamalan-Spiels, also dem klassischen Indonesischen Orchesters bereitgestellt. Uns hat man natürlich auch auf die Instrumente losgelassen. Ein grober Fehler, der sich schnell in den Ohren rechen sollte. Aber die wollten es ja so. Als größter im Raum habe ich natürlich das kleine Xylophon bekommen. Das musste man dann auch noch bei jeder Note doppelt anschlagen. Aber zum Schluss konnte man bei uns mit jeder Menge guten Willens schon fast sowas wie eine Melodie heraus hören – oder auch mehr abstrakte Kunst. Die Dorfkinder die mit uns gespielt haben konnten sich auf jeden Fall ordentlich amüsieren.

Es gab einen weiten Haltepunkt an einer Flusskreuzung mit einem kleinen Ausflug in die Flora und Fauna. Wir haben Mimosen (die Pflanze) anfassen können. Letzter Punkt dieser tollen Tour war ein abschließender Tee. Es gab leckeren Jasmintee. Zum Tee gab es einen leckeren Honig-Karamel-Kandis-Zucker ( keine Ahnung wie der heißt ). Damit man außer der Tasse kein Besteck zum umrühren braucht wäre die typische Methode den Tee zu süßen, erst ein Stück des Zuckers zu essen und den Tee dazu in den Mund zu nehmen. VOLL LECKER! Da werde ich ja glatt zum Teetrinker. Damit war unsere Tour auf dem Pferdekarren (das waren übrigens auch die kleinsten Pferde die ich je gesehen habe – Ponys waren es nicht) auch schon vorbei.

Da wird noch gutes Wetter und auch noch einen guten Nachmittag Zeit hatten wollten wir noch einen weiteren Versuch starten und haben unseren Fahrer mit uns erneut nach Prambanan geschickt. Die Tempelanlage die wir gestern nur im Regen verlassen konnten.

Auf dem Weg dorthin haben wir noch einen kurzen Stopp bei einem kleinen Tempelgebäude gemacht – Mendut. Von hier aus finden buddhistische Märsche nach Borobudur statt.

Auf dem weiteren Weg nach Prambanan hat uns unser Glück dann auch heute wieder verlassen. Es sollte nicht sein, dass wir die Tempelanlage trockenen Fußes zu Gesicht bekommen und tolle Fotos machen. Was für ein Ärger. Verdammte Kacke!

Noch eine kurze Randbemerkung zum Thema Preisrelationen:
Für den Eintritt in die Prambanan Tempelanlage haben wir pro Person ca. 250.000 IDR, umgerechnet 17 EUR, bezahlt. Das ist allerdings auch der Tarif für auswärtige Touristen. Aber auch Einheimische zahlen noch 70.000 IDR ( 5 EUR ). Auf dem Zettel unseres ersten Guides, der uns 3,5 Tage durch die Gegend gefahren hat, habe ich gesehen, dass sein Lohn für die 3,5 Tage, 156.000 IDR ist, also gerade einmal 10,50 EUR. Um sich die Tempelanlage ansehen zu können müsste er also mindestens 2 volle Tage arbeiten, während das für uns, selbst mit den Touristen-Tarifen, vielleicht 2 Stunden und weniger an Arbeitszeit ist.

Der Nachmittag ging also erneut im Regen unter. Zurück zum Hotel. Zurück zu den Geckos, die dort einfach an jeder Wand und an der Decke kleben. In der Nähe der Lampen fangen sie sich dort Abends ihre Insekten.

cheers.
Sebastian

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