Fahrstrecke heute: 243mls ( 388km )
Fahrstrecke gesamt: 2476mls ( 3964km )
Hallo Freunde der leichten Unterhaltung.
Danke lieber Gott für dieses Stückchen Erde – anders kann es nicht ausdrücken. Oder vielleicht mit angelehnt an Jodie Foster in Contact – „Man hätte einen Dichter oder Poeten hier rauf schicken sollen, ich kann es nicht in Worte fassen.“
Gestern habe ich noch auf die Deutschen geschimpft, dass die hier scheinbar in Massen Urlaub machen. Heute kann ich es verstehen. Ich kann wirklich nur jedem, ganz egal ob mit Motorrad oder nicht, nur empfehlen. Diese Strecke die wir heute gefahren sind einmal mit eigenen Augen zu sehen und dieses Stück der Welt zu erleben.
Kurz nachdem wir aus dem nicht allzu attraktiven Escalante los gefahren sind ging es das erste mal durch eine kleine Canyon-Strecke mit de roten Felsen ( das Rot kommt durch oxidiertes Eisen, aka „Rost“ ). Der erste Fotostopp ließ also nicht lange auf sich warten. Aber wenn man einmal angefangen hat auf den ersten Hügel zu klettern und von dort wieder weiter weil es immer tollere Motive geht, dann kann es schnell dazu führen ein paar hundert Bilder zu machen und für 30min zu Stoppen und durch die Berge zu klettern. Aber es sieht auch einfach so toll aus …
Gleich hinter der nächsten Kurve geht es aber weiter mit den tollen Motiven und man müsste eigentlich sofort wieder anhalten um Bilder zu machen. Denn gleich hinter der nächsten Kurve wartet der nächste Canyon auf dich, bzw. eigentlich fährt man jetzt zwischen den großen roten Felswänden hindurch. Links von dir geht eine autemberaubend gemusterte Felswand in rot steil hinauf. Rechts verläuft eine kleiner Fluss und dahinter verläuft die nächste Felswand. Nicht nur, dass für uns die rote Farbe an sich faszinierend ist, weil wir sowas in dieser Intensität nicht haben. Die Felswände sind an jeder Stelle anders gemustert. Mal verläuft die Wand glatt, mal eher stufig und zerklüftet.
Eigentlich willst du sofort anhalten um mehr Bilder zu machen, auch wenn man gerade vor 500m ja schon soviel Zeit damit verbracht hat. Ok, dann wartest du noch 10min und hälst dann wieder an. Allerdings hatte sich die Landschaft bis dahin wieder geändert. Es ging ein paar Kurve herauf und herab und wieder herauf. Inzwischen sind wir nicht mehr links und rechts von den roten Felswänden umgeben sondern auf dem nächsten Hügelkamm. Und dort fährt man wirklich auf dem Gipfel des Hügels. Die Straße ist genau so breit wir der Gipfel. Links von der Straße geht es in die Tiefe und Rechts von der Straße macht die Abfahrt auch keinen Spaß. In Deutschland würde so eine Straße wahrscheinlich nicht mal gebaut werden. Hier spart man sich sogar noch die Leitplanken an den Seiten. Aber die Aussicht ist der Wahrsinn.
An dieser Stelle verzichtet man freiwillig auf Anhalten und Fotos machen. Ein paar Meilen weiter sieht die Landschaft wieder einmal ganz anders aus. Wir fahren wieder zwischen den Hügel hindurch. Die Berge sind jetzt aber nicht mehr rot sondern zum Teil weiß und zum Teil sehen die Hügel so aus, als wäre es ein großer Haufen Zement. Auch von der Körnigkeit und Konsistenz.
Der nächste Abschnitt kann man dann schon als Wüste oder besser Prärie bezeichnen. Wir fahren endlos scheinen Strecken durch die Gegend, Die Hügel sind weiter entfernt und um uns herum wachsen nur noch kleinste Büsche uns winzige Gräser. Jeweils immer mit größerem Abstand zueinander. Auch die Dichte an Ortschaften nimmt deutlich ab. Zwischen den Tankstellen liegen jetzt schon mindestens 50 Meilen. Der erste und einzige Ort nach diesen 50 Meilen bestand aus ein paar zerfallenen Häusern einem Laden für Indianerkunst und 4 Tankstellen. Ein Ort der so ganz und gar nicht zum Verweilen einlädt.
Auf diesen endlosen Präriestrecken bekommt man auch ein Gefühl für den „Wilden Westen“ und so ein tiefenentspanntes „Easy Rider“ Gefühl. Die Straße geht einfach immer weiter. In weiter ferne zieht sich eine Hügelkette entlang. Links neben dir zieht dich eine kleiner aber tiefer Canyon durch die Flächen. Dahinter immer wieder einmal Hügel oder Berge, die völlig frei stehen ohne Zusammenhang zu anderen Bergen. Und überall die ewig gleichen Büsche. Und genau hier ritten die Cowboys um das Vieh zusammenzutreiben.
Die Rinder werden hier auch immer noch auf offener Fläche gehalten. Also nicht so wie bei uns, dass es ein kleines überschaubares Stück Weideland gibt in dem die Tiere eingezäunt sind. Jeder Rancher hat hier sein riesiges Stück land die untereinander durch Weidezäune abgegrenzt sind. Über die Straße geht ein kleines Stück mit Stahlstreben über das die Tiere nicht hinweggehen. Aber ansonsten im Grunde auch immer über die Straße laufen könnten. Hier sind die Tiere aber schon so an den Verkehr gewöhnt, dass sie in Ruhe neben der Straße stehen und scheinbar den Verkehr auf der Straße bewusst meiden.
Und ein weiterer Abschnitt führt durch die roten Felsschluchten. Ich darf wieder jede Menge Bilder machen und auf den Felsen herumklettern. Und zum Schluss kommen wir heute auch noch zum Glen Canyon. Und auch dort wieder mit einem große Fotostopp. Die Gegend ist einmalig. Auch auf der Straße herrscht zumindest heute kein großer Durchgangsverkehr. Wenn man über ein paar Felsen von der Straße an den Felsrand runter zum Wasser geklettert ist, dann kann man zudem noch die absolute Stille genießen. Da es heute noch sehr windstill ist hörte man dort rein gar nichts. Stellt man sich still hin, ist das eigene Blut im Ohr das Einzige das man dort hört – die absolute Entspannung und der perfekte Ort.
Wie es so schön heißt muss Gott auch ein Maler sein. Nicht nur das die Landschaft erschlägt, das Gehirn wird auch mit Farbreizen überflutet. Das perfekte Wetter verschafft uns einen meist Wolkenfreien, perfekt blauen Himmel. Dazu das Rot der Felsen. Das Graugrün der Präriebüsche oder das Goldgelb der Birkenwälder durch die wir zwischendurch gefahren sind.
Ich wiederhole es gerne nochmal: Jeder sollte diese Strecke erlebt haben. Escalante, Utah über Hwy 12, Hwy 24 und Hwy 95 nach Blanding. Wenn ich also nicht wieder komme, dann wisst ihr wo ihr mich finden könnt.
Blanding scheint nun das Zentrum der Mormonen zu sein. Nicht nur, dass hier im Motel am Tresen schon die Mormonenbibel ausliegt, es war für Eddie und Lars auch nicht möglich ein Feierabendier zu bekommen. Weder der Supermarkt noch die Tankstelle führen hier irgendwelche alkoholischen Getränke.
cheers.
Sebastian