Es ist der siebte Tag in Neuseeland. Kaum zu glauben, dass wir schon das erste Drittel der Reise hinter uns haben. Eindeutig zu wenig Zeit, soviel kann man schon sagen.
Heute gab es erstmal richtig gutes Frühstück. Spiegeleier und Bacon aus der Kofferraumküche unserer fetten Elke. Ich hab noch nie wirklich auf Gas gekocht. Deswegen ist aus dem Omelett auch ein Spiegelei geworden. Aber ansonsten schmeckt es sehr lecker. Wir haben inzwischen die ersten beiden Dosen von unserem Kochgas aufgebraucht.
Unsere Tour geht weiter in Richtung Norden. Unser nächster Zwischenstopp ist Queenstown. Der Hauptstadt der Adrenalinjunkies. Man kann dort alles machen. Im Winter liegt auf dem höchste Berg Schnee. Oben gibt es ein Skigebiet. Die Stadt selber liegt an einem See, hier werden Jet-Boot Touren angeboten. Vom Flughafen starten Fallschirmsprünge. Eine nahegelegene Brücke bietet den höchsten Bungeesprung der Südhalbkugel an.
Bevor wir in die Stadt fahren nehmen wir die Straße rauf zum Skigebiet. Von hier soll man einen tollen Blick auf die Stadt und das Tal haben. Und das ist auch so. Also wer auf der Ecke nicht gerade nur mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte eine kleine Tour nach oben machen um die Aussicht zu genießen.
Der Ausflug in die Stadt ist erstmal weniger majestetisch. Die ist nämlich bis zum Brechen voll und überfüllt. Eine Dreiviertelstunde stehen wir im Verkehr bis wir im Stadtkern sind. Weiter 20 Minuten bis wir unser Auto abstellen können. Man hat uns gesagt, dass wenn wir in der Stadt sind ein Stopp bei „Ferge Burger“ ein Muss wäre. Den Tipp hatten aber auch ungefähr 200 andere Menschen die genau heute dort waren. An die ca. 150m lange Schlange auf der Straße wollten wir uns nicht anstellen. Stattdessen musste dann ein Eis ausreichen. Es war auf jeden Fall ein sehr sehr gutes Eis. Das musste man auch bei 5€ pro Kugel erwarten können. Eis ist hier grundsätzlich nicht billig.
Das Eis gibt es mit Ausblick auf den See. Direkt dort wo auch die Jet-Boote starten. Es erschließt sich für mich aber nicht wie man eine solche Tour machen kann. Man fährt da vielleicht für 10 Minuten auf dem See. Genauer, man wird gefahren. In die Boote passen neben dem Fahrer so 15 Personen. Die dann dort in festen Sitzschalen über das Wasser flitzen. Die Plätze am Rand bekommen ja wenigstens noch etwas von der Aussicht mit. Die Plätze in der Mitte sehen ja aber so gar nichts. Wirklich Spass machen kann doch aber nur das Fahren des Boots selber. Warum bezahlt man dafür genau das nicht zu dürfen? Offensichtlich machen wir die Tour nicht mit.
Stattdessen geht es für uns wieder raus aus der Stadt. Wieder weiter in Richtung Norden. In der Nähe von Bendigo am Lake Dunstan soll es eine Geisterstadt geben. Im Anschluss an unseren Geisterstadtbesuch in Namibia wollten wir uns diese hier auch ansehen.
Die Strecke dorthin ist schön anzusehen. Rund um den Lake Dunstan ganz besonders. Wir halten an 1-2 Parkbuchten rund um den See. Jedes mal scheinen hier auch die Neuseeländer zu halten und einen Wochenendausflug zum Angeln zu machen.
Den Weg zu unserer Geisterstadt zu finden gelingt uns noch per Navi und Offline-Karten. An der Hauptstraße steht nur ein kleines Schild, dass wir fast übersehen hätten. Dann geht es ein paar Kilometer über Schotterpisten. Da Navi hilft jetzt nicht mehr weiter und wir hatten nur Glück, dass wir das passende Schild gefunden haben. Dann wird die Schotterpiste allerdings immer kleiner und enger. Es geht den Berg hinauf. Die Geisterstadt war einmal eine Bergbaustadt. Es soll noch alte Mienen geben. Aber ab da beginnt das große Rätselraten. Denn hier oben ist eigentlich nicht mehr viel ausgeschildert. Wenn man einfach immer weiter fährt kommt man schließlich nach jeder Menge Selbstzweifel an. Es ist ein Parkplatz und ein Rundweg ausgeschildert. Auf dem Parkplatz stehen sogar schon zwei andere PKW.
Die Ernüchterung kommt allerdings schnell nach dem Erfolg den Ort gefunden zu haben. Es sind kleine Rundwege ausgeschildert. Aber mit der Namibia Geisterstadt ist das hier nicht zu vergleichen. Es stehe noch zwei Grundmauern von etwas, das man einmal vielleicht als Haus bezeichnen konnte. Darüber hinaus ist alles was man sehen kann Steinhaufen. Und drei Löcher im Boden, die einmal der Eingang zu Mienen gewesen zu sein scheinen. Die selbst gesteckten Erwartungen sind hier leider nicht erfüllt worden. Immerhin ist die Aussicht hier oben großartig. Weil wir inzwischen fast ganz oben auf dem Berg angekommen sind und wie immer gutes Wetter genießen können kann man wenigstens das als Gewinn mitnehmen.
Zurück an der Hauptstraße geht es weiter den State Highway 8 entlang in Richtung Norden. Die ganze Strecke seid Queenstown fahren wir immer wieder an großen Weinfeldern entlang. Besonders direkt nördlich von Queenstown reihte sich eine Weinkellerei neben die andere. Neuseeland soll ja bekannt für gute Weine sein.
Wir erreichen Wanaka. Die Stadt liegt am südlichen Ende des gleichnamiges Sees. Hier bleiben wir heute. Was allerdings gar nicht so leicht war. Die ersten beiden Campingplätze hatten schon Schilder aufgestellt, dass es keine freien Plätze mehr gibt. Es ging also in der Hierarchie der Platzbewertungen immer weiter nach unten. Und immer weiter aus dem Ort heraus. Aber wir haben dann doch noch einen guten Platz bekommen. Zum Kochen hatten wir allerdings keine Lust. Daher sind wir noch auf einen kleinen Spaziergang zurück in die Stadt.
Wanaka soll ja das schönere Queenstown sein. Es liegt auch am See. Es gibt hier anscheinend auch Angebote zum Speedbootfahren. Die Berge mögen auch für den Wintersport geeingnet sein. Ich weiß nicht ob es hier Pisten gibt. Es ist auf jeden Fall sehr schön hier. Der Sonnenuntergang über dem See ist der schönste den ich bisher hier gesehen habe. Das ist jede Menge Bilder und Staunen wert. Es ist angenehmerweise deutlich weniger überfüllt hier. Auch wenn die Campingsplätze voll sind. Das scheinen aber mehr die Neuseeländer selber zu sein, die hierher vor den Touristen in Queenstown ausweichen. Für mich ist Wanaka ganz klar der Sieger im Vergleich zu Queenstown.
Besonders groß ist es hier aber nicht. Die Auswahl an Restaurant schien hier nicht so sehr gegeben wie in Queenstown. So landen wir relativ schnell in einem der vielleicht 3 geöffneten Restaurants. Aber nur weil die Döner-Bude doch keine Option war. Es gibt leckeren Burger und noch leckere Rippchen heute Abend. Das wär auch zu schwierig geworden, dass in unserer Boardküche zuzubereiten. Es fehlt einfach der Ofen.
Beim Essen lernen wir Herman und Iris kennen (Namen von der Redaktion geändert). Die beiden sind inzwischen in der Rente, waren früher Lehrer und zumindest Herman ist schon viel herumgekommen. Er hat sich jetzt zu Neuseeland überreden lassen. Eigentlich wollte er ja nicht. Die beiden starten gerade erst ihre Reise und so haben wir uns viel über das Reisen unterhalten und uns gleich ein paar weitere Ziele für die nächsten Touren empfehlen lassen.
Fazit für Heute. Wanaka gerne mit auf die Reiseroute setzen. Geisterstädte meiden. Und ggf. damit rechnen, dass die Neuseeländer selber auch gern auf Campingplätze fahren und das Angebot daher nicht überdimensioniert sein könnte. Wer also einen Campingplatz ansteuern muss, weil er kein Klo an Board hat, am besten rechtzeitig um einen Platz bemühen.
Morgen kommen wir dann an der Westküste an. Wir sind nicht mehr weit weg von den Gletschern!
cheers.
Sebastian