Hallo nach Deutschland,

heute war der Tag der langen Strecken. Heute morgen sind wir in unserem merkwürdigen Hotel in Pushkar gestartet. Beim Frühstück waren wie scheinbar die einzigen Gäste. Der ein oder andere des Küchenpersonals schien erst für uns aufgestanden zu sein. Aber wir konnten uns nicht beschweren. Die klassische Kombination aus Omelette und Toast mit Butter und etwas Früchtemarmelade gab es auch hier in einer gut annehmbaren essbaren Form.

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Für uns hieß es heute vor allem Kilometer machen. Die gesamte Fahrzeit war geschätzt mit acht Stunden. Auch wenn die Entfernung eigentlich nur 350 Kilometer beträgt, so braucht es eben bei diesen Straßenzuständen und erlaubten Höchstgeschwindigkeiten seine Zeit bis man das Ziel erreicht hat. So geht es für uns heute morgen um 8h weiter mit unserem Fahrer.

Es gibt allerdings noch ein Zwischenziel, dass wir besuchen werden. Das Chittorgarh Fort. Wir erreichen es kurz nach Mittag und treffen dort einen lokalen Guide der uns herumführt. Das Chittorgarh Fort ist von der Fläche anscheinend die größte befestigte Burganlage Indiens. Auf einem natürlich Hügel errichtet und mit einer Mauer umzogen umfasst es eine Fläche von fast 300 Hektar. Der Bau der ersten Anlagen geht zurück bis hin in das siebte Jahrhundert.

Früher lebten bis zu 30.000 Menschen auf der kompletten Anlage. Sie bewirtschafteten Felder die am Fuße des Berges und damit außerhalb der Mauern lagen. Auch heute noch leben ca. 5.000 Menschen im inneren der Anlage in der alten Stadt. Die meisten Menschen leben aber inzwischen außerhalb der alten Mauer vor der Festungsanlage. Die ungenutzten Teile sind inzwischen teils bewaldet. Auch heute noch gibt es aktive Tempel im Inneren der Anlage, sowie auch Brunnen und Wasserstellen, die ebenfalls noch durch die Bewohner genutzt werden.

Mit unserem Guide besuchen wir eine Anlage die schon durch die frühen Könige genutzt wurde und einen Krishna- Tempel hat. Hier wurde nicht nur gebetet. Auf der Anlage finden sich auch Krematorien für König und Königin. Außerdem wurden auf dieser Anlage die drei großen Massenselbstmorde der Geschichte der Stadt verübt. Wenn Angreifer die Stadt belagerten und ihnen die Nahrungswege abschnitten, da Nahrung außerhalb angebaut wurden, gelang es dreimal die Stadt zu bezwingen. Die Krieger ritten dann in die Schlacht in einem Selbstmordkommando. Die zurückgelassenen Frauen wollten nicht unterworfen werden und in Gefangenschaft leben und begangen kollektiven Selbstmord, indem sie sich gemeinsam in einem Feuerhaufen verbrannten – dem sog. Jauhar.

Im Krishna Tempel heißt es natürlich wie in allen Tempeln Schuhe aus. Aber man durfte im Inneren fotografieren. Und das obwohl es doch eher unaufgeräumt war. Auch wir als Fremde werden hier mit einem bunten Punkt auf der Stirn gesegnet. Direkt neben dem Tempel befindet sich der Sieges-Turm. Errichtet von dem bekanntesten Herrscher dieser Festung im Grunde zu seinen eigenen Ehren, nachdem er nie eine Schlacht um die Festung verloren hatte. Hier kann man in dem teilweise sehr engen kleinen Turm bis in das 8 Stockwerk hinauf klettern. Die Konstruktion des Turms ist sehr interessant. Da die Treppenstufen teilweise außen um ein rundes Inneres verlaufen, aber auch teilweise in dem inneren Turm. Der Platz dort ist allerdings seehr beschränkt. Außerdem gibt es keine Öffnungen nach draußen. Eine Telefonlampe ist daher sehr hilfreich.

Der nächste Stopp ist der Sommerpalast des Königs, bzw. der Königin. Das Schloss steht direkt neben einem kleinen See. In der Mitte des Sees befindet sich wieder ein noch kleineres Schloss. Durch das Wasser gekühlt ließen sich auf dieser kleinen Insel auch sehr heiße Sommer für die Königin angenehm ertragen.

Für uns geht es weiter zu unserem heutigen Ziel Udaipur. Das wir gegen 17:30h erreichen. Eigentlich treffen wir am Hotel immer unseren Representative. Der hat es aber nicht pünktlich geschafft. Das gibt Abzüge! Morgen gucken wir uns die Stadt an. Udaipur wird auch als das Venedig Indiens bezeichnet. Auf dem Weg zum Hotel würde ich sagen, dass wer auch immer das behauptet hat noch nie in Venedig gewesen ist. Wir haben einen See gesehen und sind über eine Brücke gefahren. Der Müll ist nicht weniger geworden und Boote habe ich noch gar keines gesehen. Kreuzfahrtschiffe auch nicht. Das kann also gar nicht stimmen. Naja, vielleicht ändert sich das ja morgen nach der Stadtbesichtigung.

Essen gab es heute in der Hoteleigenen Rooftop Bar. Und es war mal wieder sehr lecker. Und wir waren nicht alleine. Das ist schon mal deutlich weniger komisch als gestern Abend.

Wir haben aber noch keine neuen oder bekannten Engländer kennen gelernt. Mal gucken was morgen noch kommt.

Von unserem Zimmer haben wir einen tollen Überblick über den See und die Stadt. Heute Abend gibt es immer wieder Feuerwerk. Das sollte morgen Abend noch viel mehr werden. Denn morgen ist offiziell das Lichterfest – Diwali. Dann sollte hier die ganze Stadt auf den Beinen sein und alles bunt und bunt erleuchtet.

Das Feuerwerk vom Fenster ist der angenehme Teil. Die Musik von der Rooftopbar – also schöner indischer Pop – und die gleichzeitigen Karaoke- Gesangseinlagen von der Nachbar-Bar sind dann eher der unangenehme Teil. Und jetzt heulen hier schon seit 20min die Hunde auf der Straße. Und es werden gefühlt immer mehr Hunde die mit einstimmen.

Wenigstens starten wir morgen erst gegen 9h und müssen nicht ganz so früh aufstehen wie die vergangenen Tage.

Eine Sache fällt noch auf bei den langen Fahrten hier über die Straßen. Der Straßenzustand ist bescheiden, dass wissen wir inzwischen. Interessant ist aber die Werbung an den Straßenrändern. Viel Werbung gibt es hier nicht. Wenn es Werbung gibt, dann ist die immer von Hand auf Wände gemalt. Und eigentlich gibt es auch nur zwei Produkte die hier beworben werden. Mobilfunk und 4G Netze und Zement. Wobei Zement der unübertroffene Werbekönig ist. 80% aller Werbung auf den Straßen entfällt eigentlich auf die ein oder andere Zementmarke. Werbung ist hier also eher noch eine Kunstform. Wie gesagt, hier werden Wände dafür noch per Hand großflächig bemalt.

cheers,
Sebastian

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