gefahrene Kilometer heute: 440.02km
gefahrene Kilometer gesamt: 798.37km

Hallo und Humppa nach Deutschland,

und schöne Grüße aus Rumänien. Wir haben heute ganze 440 Kilometer zurück gelegt und das trotz einiger Rückschläge über den Tag.

Eigentlich begann der Tag mit einem guten Frühstück in unserer Pension. Der Himmel war ziemlich wolkenfrei die Sonne warm. Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch starken Zweifel an dem Wetterbericht vom Abend zuvor, der Regen angesagt hatte. Wir sollten eines Besseren belehrt werden. Aber das wusste wir da ja noch nicht. Also sind wir freudig in den Tag gestartet.

Die Strecke war super. Die Route 532 und 526 sind sehr zu empfehlen. Kurz vor meinem Motorrad huschte auch noch etwas über die Straße und ich musste etwas bremsen. Entweder essen die Rehe hier sehr gut, oder es war eine Hirschkuh, die mir den Weg streitig machen wollte.

Lars Navigationsgerät ist scheinbar etwas aggressiver eingestellt als meines. Beide Geräte sollen eigentlich unbefestigte Straßen meiden und den kürzesten Weg finden. Eigentlich war ich gerade in der Führungsposition, als Lars abbog, weil sein Navi rechts einbiegen wollte. Ich ließ mich darauf ein, es wird ja nur eine andere Route sein, die aber sonst keine Nachteile hat, dachte ich mir.

Ein paar Minuten später sehe ich mich halb unter meinem Motorrad im Schlamm liegen. Die Route führte, entgegen der Einstellungen über einen Trampelpfad. Selbst das wäre vermutlich noch zu viel der Bezeichnung. Wahrscheinlich wird der Pfad nicht mal von den Einheimischen mehr als 2mal im Jahr genutzt. An viele Stellen Schotter, viele Pfützen und an einer besagten Stelle auch mit sehr weichem, fast lehmigen Boden. Da habe ich meine Maschine leider nicht mehr sauber halten können und bei Schrittgeschwindigkeit kontrolliert unkontrolliert auf die Seite gelegt. Lars steckte mit seiner Maschine nur ein paar Grad aufrechter in der gleichen Grütze fest. Die Maschinen wieder gerichtet führen wir den letzten Kilometer unserer Abenteuerpiste zu ende.

Glücklicherweise gab es unlängst der Ausfahrt eine Tankstelle mit Hochdruckreiniger, so konnten wir den Dreck schnell abkärchern bevor du den Kram später überall kleben hast.

Die nächsten Kilometer führen uns immer mal wieder durch kleinere und größere Städte und Dörfern in der Slowakei. Die Bandbreite zwischen den einzelnen Dörfern könnte nur schwer größer sein. In dem einen Dorf ist alles sauber und ordentlich. Man sieht wenige Menschen, aber jedes Haus ist gut in Schuss, es gibt Gärten und du könntest es, wären die Farben andere, nicht unbedingt von einem deutschen Dorf unterscheiden. Dann gibt es wieder andere Dörfer, die sicherlich eine viel ältere Geschichte haben. Es gibt einen Marktplatz und alle Geschäfte sind darum versammelt, das Leben findet genau hier statt. Du siehst überall Leute sitzen und wirst als Motorradfahrer von allen Seiten mit Blicken verfolgt. Als drittes gibt es die richtig kaputten Dörfern. Eigentlich liegt mehr Mauerwerk auf dem Boden oder neben den Wänden, als sauber übereinander. Die Straßen sind kaputt und es erfüllt viele Klischees. Und dann gibt es da noch die kleineren Städte. Du fährst durch die Außenbezirke und der Roma und Sinti Konflikt wird dir schlagartig bewusst. Es gibt hier wirklich zwei völlig unterschiedliche Volksgruppen und du siehst es ihnen an der kräftigeren Hautfarbe auch sofort an. Man sitzt hier lieber in größeren Gruppen draußen auf der Straße. Und es gucken dich alle sehr kritisch an.

Einen Ort weiter sitzen die gleichen Leute, alle 50 meter eine kleine Gruppe, am Straßenrand und versuchen den Durchreisenden kleine Brote oder Brötchen zu verkaufen. Da kommst du dir schon ein bischen komisch vor. Aber man bekommt auch einen ganz anderen Blick auf diesen Personenkreis-Konflikt. Ich hätte nicht erwartet, dass es sich so klar in der Öffentlichkeit differenzieren lässt.

Wir fahren weiter. Irgendwann halte ich an weil ich eine riesige alte Fabrik sehe, von der ich gerne ein paar Fotos machen wollte. Kaum steige ich vom Motorrad ab und schlendere mit meiner Kamera fährt ein Wagen einer Zivilstreife und Blaulicht an mir vorbei. Im ersten Moment denkst du auch, jetzt nehmen die dich wegen Industriespionage hops. Ist natürlich völliger quatsch. Das Teil war schon vor 50 Jahren nicht mehr stand der Technik. Der ganze Rost macht es erst zu einem tollen Motiv. In Wirklichkeit hatten die Jungs einen anderen Wagen eskortiert und rechts ran gewunken. Aber den Schreck hast du erstmal weg. Vor allem aber weil in dem Dorf vorher schon stark kontrolliert wurde und an Ortsein- und Ausgang Streifenwagen standen und die Polizei wagen kontrollierte. Wir passten aber zum Glück nicht in das Beuteschema und konnten unbehelligt weiter fahren.

Nächste Nacht werden wir sicher wieder in einer Pension übernachten. Gerade gabs hier eine Oben-Ohne-Pension. Oder eine die irgendwie ungünstige Bilder verwendet. Mein Slowakisch ist eingerostet.

An dieser Stelle ein kleiner Nachtrag von gestern: Sollten sie hier auf Bergstraßen unterwegs sein, die viel von LKWs genutzt werden, versuchen sie ohne Pause durch zu fahren und halten sie nicht an den kleinen Einbuchtungen an. Und wenn doch, dann gehen sie nicht in die nähe der Büsche. Hier finden sich viele geleerte und wieder gefüllte Cola-Flaschen, die die LKW Fahrer hier scheinbar aus dem Fenster schmeißen. Keine schöne Kulisse für Auge und Nase.

Aber zurück zu unserer heutigen Tour. Wir sind inzwischen 5km vor der ukrainischen Grenze. Bereits hier gibt es zwei Spuren und den Hinweis auf potentielle Staus. Scheinbar kommt es hier häufiger zu wirklich sehr langen Staus. Wir können allerdings durchrollen, bis ca. 500m vor dem Grenzhäuschen. Hier steht man routiniert in zwei Schlangen an. Der EU-Pässe-Reihe und die Alle-Pässe Reihe. Es geht sehr schleppend voran. Wir stehen ca 25.min in der Schlange bis ein Beamter die Pässe der wartenden einsammelt. Wenig später sind auch wir dran. Wir geben unsere Pässe ab. Es wird noch unser Kilometerstand und unsere Tankfüllung notiert. Ich habe mich schon ein wenig gefreut, weil er noch nicht meinen Fahrzeugschein haben wollte. Juhu dachte ich, wir kommen doch rüber. Das dachte ich leider nur so lange, bis er bei dem nächsten Tross an Autos die Pässe einsammelte und auf dem Weg uns noch zuwarf: „Technical Documents please“. Die eingescannte Version auf meinem Telefon akzeptierte er nicht. Leider galt ohne Technical Documents keine Weiterreise. Er holte unsere Pässe zurück. Wir mussten umdrehen. So ein Dreck.

Wir musste also die Ukraine umfahren. Wir sind also gute 20km wieder in die andere Richtung gefahren und dann im Süden an der Ukraine vorbei durch Ungarn. Heute morgen waren wir Ungarn schon bis auf 3km näher gekommen, hatten aber eigentlich nicht vor durch Ungarn hindurch zu fahren. Nun also doch. Nachdem wir eine knappe Stunde vor der Ukrainischen Grenze verbracht haben und uns um die Ukraine herum auf den kleinen Straßen bis an die ungarische Grenze durchgearbeitet hatten, war der Grenzübergang von der Slowakei nach Ungarn schon sehr enttäuschend. Ein fast einspuriger Feldweg mit einem Schild und den üblichen Hinweisen auf erlaubte Geschwindigkeiten. Mehr nicht.

Wir sind also in Ungarn. Noch kurz vor der Grenze hatte uns das Glück vollständig verlassen. Keine Einreise in die Ukraine ( zumindest für mich nicht ) und dann hatte uns nun auch das schlechte Wetter eingeholt. Wir haben uns unsere Regenklamotten angezogen und die nächsten Kilometer zwar nicht unter Starkregem verbracht, aber zumindest unter permanenter Beaufschlagung. Ungemütlich.

In Ungarn gilt es erstmal spontan den Weg um die Ukraine herum zu finden. Das Navi will uns immer wieder über die kürzere Strecke aber über ukrainisches Gebiet führen.

Unser Ausweichroute führt über zwei Fähren. Die Betonstraße ragt bis in den Fluss und die Fähren haben weit auslaufende Auffahrtbleche. Absperrung nach vorne oder hinten gibt es nicht. Die erste Fähre schieb sich noch unterstützt von einem kleinen Rasenmähermotor von Seite zu Seite. Erst als wir auf der Fähre stehen und den Helm abgesetzt haben wir uns bei einem Blick auf die Preistabelle klar: „Ungarn hat ja gar nicht den Euro.“ Zum Glück haben die Jungs auch Euros akzeptiert. Einen Euro pro Person ist vertretbar und für die sicher immer noch ein sehr guter Schnitt. Der zweite Fährmann später nahm Euros nur deutlich weniger gern.

Unsere Strecke in Ungarn ist nicht sehr entspannend. Es reiht sich irgendwie Dorf an Dorf. Man kommt nicht schneller als 50km/h voran. Zudem sind die Straßen wirklich nicht gut. So gar nicht. Selbst die geflickten Stellen haben mindestens drei neue Schichten an weiteren Flicken. Eine sehr holperige Angelegenheit die schnell auf den Rücken und den Allerwertesten geht.

Abgesehen von den Straßen sieht es hier aber schon irgendwie ganz anders aus. Nicht das man es wirklich gut erklären könnte, was anders aussieht. Auf jeden Fall schon deutlich ordentlicher. Mehr richtige Gärten und viel mehr geschnittene Hecken.

Das Waschen der Motorräder hätten wir uns inzwischen sparen können. Der Regen wird zwar wieder weniger, wir umfahren das schlimmere Regenwetter weil wir nach Süden ausgewichen sind ( ausweichen mussten ), aber der Straßensand klebt trotzdem am Hobel.

Zwei Dinge falle noch in den ungarischen Wohnsiedlungen auf: Propaganda Lautsprecher und Störche. In regelmäßigem Abstand hängen hier an den Strom- oder Telefonmasten große Lautsprecher, vielleicht Hochtöner. Keine Ahnung ob die noch verwendet werden oder wofür die einmal benutzt worden sind. Feueralarm vielleicht? Reden des Zentralkomitees?

Und Störche gibt es hier viele. Als ich noch ein kleiner Bub war gab es vielleicht 3 oder 4 Storchennester im Umkreis von 10 Kilometer. Hier sitzen auf jedem siebten Strommaster zwei bis vier Jungtiere in den Nestern. Alle sind kurz davor das Nest endgültig zu verlassen.

Und schon ist Ungarn auch schon wieder vorbei und wir sehen den Grenzübergang zu Rumänien. Was glaubt ihr wie sehr meine gute Laune in den Keller gegangen ist, als nach dem ersten unbesetzten Grenzhäuschen eine weitere Batterie an Grenzstationen aufkam, vor dem lauter PKW warteten und ihre Papiere vorzeigen mussten. Rumänien ist ja nur ein EU Beitrittskandidaten und noch nicht im Schengen-Abkommen drin. Man legt das also selber noch so aus wie man möchte. Zum Glück für mich verzichtete man auf den Fahrzeugschein. Eine Überprüfung des Ausweises reichte aus. Wir sind in Rumänien.

Kurz hinter der Grenze haben wir uns ein Hotel genommen. Für 40 EUR für zwei Personen und Frühstück kann man wieder nichts sagen. Aber heute haben wir beide nochmal die schweren Ketten, gut sichtbar am Hinterrad angebracht.

Die Zimmer sind geräumig und erstmal sauber. Etwas verstörend sind die Deckenbeleuchtungen. Kleine runde Glaskugel die in unverständlichen Intervallen, Übergängen und Lichtspielen ihre Farbe wechseln zwischen Rot, Grün und Blau. So ist das hier eben …

cheers.
Sebastian

2 thoughts on “ Karpaten – Tag 3: Einreise verwehrt ”

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