gefahrene Kilometer heute: 394.71km
gefahrene Kilometer gesamt: 1193.08km

Wir starten in unserem komischen Hotel nahe der Rumänischen Grenze, das seine besten Zeiten nie gehabt oder schon hinter sich hat. Aber Geschirr mit dem eigenen Logo drauf …

Für uns geht es heute morgen eine ganze Zeit entlang der Ukrainisch-Rumänischen Grenze. Der erste Teil war eher schmuckloses gutmachen von Kilometern. Eher langweilige Pisten, kleine und mittlere Dörfer ohne Charm. Das einzig erwähnenswerte waren die Schlaglöcher, in denen teilweise Kinder hätte baden können. Für uns war es ein Schlagloch-Slalom, für vorausfahrene PKW und LKW eher ein Eiertanz. Bloß nicht rein fahren. Das führte zu entsprechenden Staus weil der Gegenverkehr die eigene Spur benötigte.

Wir teilten uns die Straße immer häufiger mit Pferdekarren. Hier scheint das ein absolut normales und akzeptiertes Transportmittel zu sein. Meist mit einem PS ab und zu auch mit zwei PS werden die Bretterwagen immer auf Gummireifen langsam die Straße entlang gezogen.

Noch auf dieser langweiligen Strecke gab es heute eine Art Wochenmarkt. Man parkte einfach links und rechts an der Hauptstraße und auf einem kleinen Feld auf der rechten Seite. Verkauft wurde von der Ladefläche der ganzen kleinen, weißen unbeschrifteten Transporter. Was hier alles den Besitzer wechselte erschloss sich mir nicht.

Das der Rumäne scheinbar gerne zeigt was er hat in dem er möglichst prächtig baut, das haben wir schon festgestellt. Aber das eine Dorf, durch das wir gekommen sind, das setzte dem bisherigen die Krone auf. Auch wenn das Dorf sehr unbelebt schien, so waren fast alle Häuser extrem prachtvoll gebaut. Jedes mit mehreren Balkonen und mindesten 3 Stockwerke. An Garten, Verzierungen und großen Toren wurde nicht gespart. Wer meint ein besonderes Auge zu haben, der halb zwei halbrunde Dachhälften gehabt.

Ein Dorf weiter war schon wieder sehr gegenteilig. Nicht sonderlich prachtvoll und mit einer Mülldeponie direkt am Dorfrand. Aber man hatte einen eigenen Bahnhof. Ein Zug stoppte direkt vor uns auf der Straße. Den der Bahnhof lag direkt daneben und so blockierte die Bahn die Straße. Aber dafür gab es an der Überführung einen Schrankenwart der manuell die Schlagbäume hoch und runter drehte.

Inzwischen hat sich unsere langweilige Strecke in eine optisch und fahrerisch durchaus interessante Strecke verwandelt. Die Strecke geht nun durch kleine und große Wäldchen. Zumindest gefühlt ist außerdem gerade weniger auf den Straßen los, dass uns beim Fahren behindern würde. Nur ab und an sitzen am Straßenrand ältere Damen und seltener auch Herren, die Pilze aus dem Wald verkaufen.

Wo wir gerade beim verkaufen sind: Verkaufgut Nummer eins hier sind Wassermelonen. Ich hatte die gar nicht als typisch osteuropäisches Gewächs im Sinne. Aber bei den Stückzahlen muss das wohl so sein.

Im Alter wird es bei Rumänen zur Standardbeschäftigung an der Straße zu sitzen oder die Straße langsam auf und ab zu gehen. Die einheitliche Bekleidung bei älteren Frauen ist ein schwarzer Rpck und ein schwarzes Kopftuch. Die Oberbekleidung darf nicht nicht-bunten Farben variieren. Der ältere Herr von Welt trägt auch im Garten Anzug. Zumindest eine Sacko wird angezogen. Dazu ein Kort-Hut.

Wir haben inzwischen eine kleine Stadt erreicht. Wir tanken die Motorräder. Kurz darauf kommen wir durch die Einkaufspassage. Eigentlich sind es zwei gegenläufige Einbahnstraßen. In der Mitte ein Park. Außen sind die Geschäfte. Ich halte kurz an weil ich eine Bank sehe und wir immer noch kein rumänisches Bargeld haben. Lars versucht es an einem anderen Automaten. Er wird offenbar als nicht Kreditwürdig erachtet und muss den Automaten wechseln.

Ab nun beginnt unsere Odysee durch Baustellen und Buckelpisten. Nach einer kleinen Weile erreichen wir die nächste Stadt. Hier werden die Straßen gerade komplett saniert. Allerdings so, dass erst beide Seiten der Straßen teilweise aufgerissen werden und dann erst nur eine Seite wieder geteert wird. D.h. wir mussten die ganze Zeit auf den kaputten Straße fahren. Den ganzen Tag war es sehr warm und komplett trocken. Dementsprechend staubte es sehr gut auf diesen Straßen. Mit den Motorrädern hätte man, auch wenn es sehr holpert halbwegs gut durchkommen können. Es ist immer noch leichter möglich Schlaglöchern auszuweichen. Aber die meiste Zeit hingen wir natürlich hinter Autos und LKW fest, die das eben nicht konnten. Was uns aber in noch mehr Staubwolken fahren ließ. Diese erste große Baustelle zog sich sicher über mehr als zehn Kilometer. Eine gute Stunde haben wir dort gebraucht.

Unsere Freunde der Baustelle entkommen zu sein, war allerdings von überschaubarer Dauer. Auch auf der folgenden Passstrecke wurde kräftig gebaut. Zum einen war das bitter notwendig, denn die ganze Strecke war auch so schon sehr buckelig und schon über lange Zeit immer wieder sehr schlecht ausgebessert worden. Es wurden im Abstand von vielleicht 750m große Rohre quer zur Straße verlegt. D.h. die Straße war aufgebrochen und es war immer nur eine Seite befahrbar. Außerdem gab es in größeren Abständen auch komplette Fahrbahnerneuerungen. Eine Spur der Straße war komplett gesperrt. Der Verkehr wurde durch eine Ampel abwechselnd in die Baustelle gelassen. Wir guckten beim ersten Mal nicht schlecht, als wir an der roten Ampel standen und erst ein und dann ein zweiter LKW trotzdem in die Baustelle fuhren.

Wenig später kam auch uns in der Baustelle während unserer Grün-Phase LKW und PKW entgegen. Scheinbar nimmt man das hier nicht so ernst und weicht dann eben auf die Spur aus die gerade bearbeitet wird, wenn es sein muss.

Auf den kleineren Dörfern sind Motorradfahrer zumindest für die Kinder immer noch spannend. Häufig wird und zugewunken, meistens symbolisieren die Kinder schon den Griff am Gashebel um den Motor einmal aufheulen zu lassen.

Und Hunde gibt es hier und heute jede Menge. In jeder Gemeinde laufen sie kreuz und quer über die Straße und versuchen ein Wettrennen mit dem Motorrad zu laufen. Die meisten sind aber eher kleine Terrier.

Außerdem machen sich zunehmend Kühe auf der Straße breit. Tatsächlich laufen hier auf der Hauptstraße die Kühe durch das Dorf. Viele haben noch eine kleine Glocke um den Hals. Ansonsten lassen die sich aber nicht mehr von Autos oder Motorrädern ärgern. Auch der ein oder andere Anwohner ist nicht begeitert, wenn die Tiere die Blumen auffressen. Aber auch von aufgebrachten Nachbarn scheint man sich nicht davon abhalten zu lassen.

Die Straße bleibt für lange Zeit sehr schlecht und mehrfach geflickt. Zwischendurch gibt es Abschnitte in denen tiefe Löcher in den Asphalt und Beton gefräst wurden. Vielleicht mit der Absicht sie erneut zu flicken. Je schlechter die Straße wird, desto besser wird allerdings die Aussicht. Immer häufiger erstrecken sich tolle Panoramen entlang unserer Route. Wird sind inzwischen voll in den Karpaten angekommen.

Zu guter Letzt meint das Straßenbauamt nochmal gut mit uns und setzt und eine hervorragende Piste unter die Räder. Ein paar Kilometer und Kurven haben wir die perfekte Strecke und Aussicht.

Es scheint auch in Rumänien gerade Urlaubssaison zu sein. Zumindest ist es für uns gerade sehr schwer ein Zimmer zu bekommen. Viel mal müssen wir weiter fahren, weil alle Zimmer belegt sind. Wir kommen nun unter in einer Motelanlage. Neben dem Hotelzimmern gibt es auch viele kleine Holzhütten. 12€ kostet uns eine Übernachtung in einer Hütte mit Gemeinschaftsduschen. Das ist Luxus genug, um den Staub wieder loszuwerden.

Wir kochen in unserer Zweibett-Hütte eine Suppe auf dem Gaskocher. Es gibt leckere Kartoffelsuppe aus der Tüte. Was will man nach so einem tollen Ausflugstag auch mehr …

Langsam wird mir auch immer bewusster, dass ich ohne meine Fahrzeugschein nicht weit kommen werden. Die komplette Ecke Serbien, Montenegro und Kroatien sind alles keine EU-Länder. Auch wenn eine Einreise vielleicht klappt weil der Grenzbeamte den Schein nicht sehen will, … irgendwann muss man aus dem Land ja auch wieder raus. Und wenn man dann Pech hat? Rumänien ist ja nun im Schengen-Wartemodus. Aber wahrscheinlich wird sich unsere Reise doch innerhalb der EU-Grenzen bewegen müssen. Mal sehen wo es noch lang gehen kann.

cheers.
Sebastian

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