Tag 2, Hamburg, Frankfurt, Tokyo ( eigentlich Tag 1 und 2 ). Heute sollte der Flug um 11 Uhr nach Frankfurt gehen. Genug Zeit also, auch ohne sich morgens aus dem Bett quälen zu müssen. Mit den Erfahrungen vom Vortag hatte ich jedoch mehr Wartezeit eingeplant. Aber heute lief alles am Schnürchen. Binnen 5min die Tickets in der Hand gehabt, 10min später das Gepäck aufgegeben.

Ich hatte Sitzplätze mit extra Beinfreiheit reserviert. Bei 11 Stunden Flug und meiner Größe war mir das trotzdem dreiste 90 EUR pro Flug wert. Ob ich auch bei der Umbuchung wieder solche Sitzplätze bekommen würde, konnte mir die Damen am Ticketschalter aber irgendwie nicht sagen. Ich hätte noch keinen festen Sitzplatz auf dem Flug nach Tokyo und solle mich am Gate melden.

Zu meinem Glück war da gerade die Hölle los und keiner konte sich vernünftig um mich kümmern. Ich hatte zwar eine Reservierung, aber dank des neuen Systems konnte mir scheinbar keiner sagen, ob das jetzt ein Sitz mit extra Beinfreiheit war. Hinzu kam, dass man wohl gerade das Flugzeug getauscht hatte und nun ohnehin viele umgesetzt werden mussten. Für mich sprang letztendlich ein Platz in der Business Class heraus.

Die ersten 15 min herrschte die kindliche Neugier vor und es galt alle Schalter und Liegefunktionen der wirklich bequemen und voll elektrischen Sitze auszuprobieren. Und auch das Entertainment System was nicht zu verachten. Nie wieder ohne Business Class ( wenn das nur nicht so teuer wäre ). Vor und neben mir freute sich eine Gruppe offensichtlich britischer Punks: „Yeeaahh Upgrade. Free Stuff.“ ebenso wie ich. Wir hatten unseren Spaß.

Ich bin also noch nie so entspannt geflogen. Und für die Flugzeit auch sehr entspannt in Japan angekommen. Die Einreise war Problemlos. Alles war auch in englisch bestens beschildert. Es gibt freies WLAN am Airport! Inzwischen bin ich durch die Zeitverschiebung 7 Stunden in die Zukunft greist, was es zu einem deutlich längeren Tag macht.

Der Zug in die Stadt war schnell ausgemacht. An den Ticketautomaten habe ich aufgegeben und mir lieber einen Schalter gesucht. Die Bahn brauchte ca. 1,5 Stunden bis zu meiner Station, in deren Nähe sich das Hotel befinden sollte.

Und wenn in Japan laut Plan eine Abfahrt um 10:15 Uhr ist, dann ist die Abfahrt auch um 10:15 Uhr. Hier kann man seine Uhr nach der Bahn stellen.

An meiner Station angekommen und aus dem Bahnhof raus wurde es schon schwieriger mit der Orientierung. Es stehen leider nicht überall Straßennamen angeschrieben und dann noch weniger in lateinischen Buchstaben.

Es stehen allerdings an vielen Kreuzungen Stadtplände mit: „You are here.“ Man sollte nur drauf achten, dass die Pläne scheinbar immer optisch ausgerichtet sind und Oben auf der Karte nicht mit Norden gleichzusetzen ist. Hat man das erstmal begriffen es einem auch nur stückweise geholfen. Die großen Strassen lassen sich identifizieren. Wie das bei den kleineren läuft weiß ich noch nicht. Ebenso mit den Hausnummern. Es werden immer Hausnummer und Blöcke angegeben. Es wird so dicht gebaut, dass immer Häuserblöcke entstehen in denen dann unendlich Vieles beheimatet ist. Zwischen der ganzen, sehr aufdringlichen, Außenwerbung dann das Schild des Hotels zu finden, ist eine weiter Herausforderung.

Das Hotel ist ein „Capsule Hotel“. Es gibt also keine Zimmer, sondern nur kleine 1m x 1m x 2m Plastikboxen, von denen immer 2 übereinandergestapelt werden. Vielleicht nicht sehr komfortable, aber das Einzige, dass zu der Zeit noch zu einem angemessenen Preis zu haben war. Wenn man sich erstmal eingerichtet hat, aber doch ganz witzig eigentlich. Und wenn man etwas schräg drin liegt, sogar ausreichend lang. Für Klaustrophobiker allerdings keine Option.

Wirklich etwas unschön: Es gehen immer nur Tagesbuchungen. Es ist zwar eine Kapsel reserviert, aber ich muss jeden Morgen um 10 Uhr auschecken und kann nicht vor 16 Uhr einchecken – und da nehmen die das so pünktlich wie mit dem Zügen. Steht man um 15:57 Uhr an der Rezeption, weil dir dein Körper sagt, dass er jetzt verdammt nochmal müde ist und ihm die Zeitumstellung am Allerwertesten vorbeigeht, dann steht man da noch 3min bis die loslegen. Allerdings kann man hier englisch. Ein Vorteil.

Morgens angekommen hatte ich also noch ein paar Stunden zu überbrücken. Also Kamera im Anschlag und los. Auch wenn die wenigsten Japaner englisch verstehen, in den jüngeren Generationen wird es deutlich besser, so zieht auch hier die Anglizierung ihre Kreise. Und das obwohl das nochmal andere Buchstaben mit sich bringt, prangt an vielen Läden und Büros nochmal ein englischer Claim.

Abgesehen von den Japaner, den Gärten und der Tatsache, dass die alle auf der falschen Straßenseite fahren, finde ich es nicht „japanisch“. Es ähnelt sehr den amerikanischen Großstädten. Die Läden ( 7eleven ist hier eine der größten Supermarktketten, sogar mit gleichem Angebot, plus dem Sushi-Paket 2GO ), die Straßen und die kleinen Gassen und die Größe. Aber im Detail ist es dann doch glücklicherweise anders.

Zurück im Hotel. Jetzt endlich einchecken und die Box beziehen. Und Duschen. Nach dem Flug und den 85% Luftfeuchte draußen, endlich duschen.
Aber anstelle von Duschkabinen gibt es hier eine Gemeinschaftsdusche. Und die auch etwas anders als in der heimischen Sporthallen-Umkleidekabine. In der Mitte des Raums stehen zwei Whirlpools. Rings herum an den Wänden finden sich kleinen Waschbecken in 40cm Höhe. Davor ein Kinderhocker, eine Plastikschüssel und eine Duschbrause. Hier duscht man im Sitzen auf einem Plastikhocker von 10cm Höhe. Was bei mir unheimlich dämlich aussehen muss. Gut das um 16:30h nur ein komisch dreinschauender Japaner im Whirlpool sitzt und zusieht.

Jetzt endlich hinlegen. Wenn man sein Gepäck mit in die Box nimmt ( den ganzen Rücksack kann man nicht einschließen ) muss man sich arrangieren. Aber noch etwas ausprobieren reicht auch der Platz. Und die Box ist weniger hellhörig als erwartet und der WLAN Empfang besser als gedacht. So lässt es sich aushalten. Spannend ists.

cheers.
Sebastian

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