Tag 11, Tokyo. Heute ging es durch den Stadtteil Ueno – inkl. Zoo-Besuch. Vorher aber noch ein kleiner Nachtrag zu gestern. Auf der Hinfahrt bin ich innerhalb des Zuges nicht mehr kontrolliert worden. Dieses Mal kam ein Schaffner und fragte nach der Karte, in der gewohnt demütigen Art. Als der gute Mann später das Zugabteil verließ, drehte er sich nochmal zu allen Gästen um, zog seinen Hut und verbeugte sich kurz vor allen Gästen, bevor er dann zur Tür heraustrat. Als er später nochmal durch das Abteil ging, machte er das gleiche beim Hereingehen auch. Wahnsinn.

Zurück zu heute. Auf einer der Touri-Bus-Fahrten waren wir auch durch Ueno gekommen. Beim Durchfahren sah es schon interessant aus. Hinzu kam, dass es in Ueno eine Zoo gibt. Mit Pandas. Da ich bisher noch keinen lebenden Panda gesehen habe ein guter Grund dort mal vorbeizuschauen. Und tatsächlich kostet der Eintritt gerade einmal 5 EUR. Zu groß ist der Zoo nicht, aber immer noch so das man gernen einen Tag darin verbringen könnte ( was sich an diesem sonnigen Sonntag auch halb Tokyo gedacht hat ). Die 800m Menschenschlange war vergleichsweise schnell abgearbeitet. Im Zoo selber natürlich ein großes Gedränge. Erst recht vor dem Panda-Gehege, bei dem die Wärter die Besucher regelmäßig zum Weitergehen animieren mussten ( zumindest habe ich das mit meinen sehr schlechten Japanisch-Kenntnisse mal so gedeutet ).

An dieser Stelle mal eine dickes Lob an die deutschen Zoos. Man mag über die entsprechende Haltung von Tieren in Gefangenschaft unterschiedlicher Meinung sein ( was ich bisher in Deutschland gesehen habe, kann ich ruhigen Gewissens vertreten ), aber dieser Zoo ist sehr besucherfreundlich, was die Größe der Käfige und den eher nicht vorhandenen Rückzugsmöglichkeiten der Tiere angeht. Ein kleiner Schwarm Flamingos hat den gleichen Platz wie drei Elefanten. Und in beiden Fällen ist es deutlich zu wenig. Ich habe in meinem Leben auch noch nie einen Kondor gesehen – was für atemberaubend riesige Tiere ( mit einer Spannweite von 3m! ) – aber in dem Gehege waren die mehr am Hüpfen als am Fliegen.

Man konnte wirklich viele, auch außergewöhnliche, Tiere sehen und das mit vergleichsweise wenig Abstand. Aber man hat den Tieren auch bereits ein gehöriges Maß an Abstumpfung angesehen. Und der Lärmpegel war erdrückend – die Grundfläche des Zoos ist einfach sehr klein und die Japaner unglaublich viele. Würde ich das als Zootier jeden Tag ertragen müssen würde ich mich genau wie die Eulen nur noch mit dem Rücken zu den Besuchern in die Ecke setzen.
Ich kann doch keinen Seeadler oder Falken in so kleine Käfig sperren und Fleischbrocken auf den Boden legen. Die leben vom Jagdinstinkt. Dem Aasgeier war das egal, aber der Falke hüpfte etwas ungläubig ums Fleisch herum.

Aber nun gut. Zumindest bei einigen Arten hilft der Zoo scheinbar auch bei der Erhaltung der Art. Zumindest stand das an verschiedenen Infotafel. Das waren allerdings meistens eher Vögel.

Und nun habe ich zumindest einmal Pandas ( Große und Rote ) aus der Nähe gesehen. Vom Tierschutz einmal abgesehen schon eine toole Sache und viel, viel zu sehen. Aber auch hier scheint das amerikanische Entertainment und vor allem ein sehr reichhaltiges kulinarisches Angebot hoch im Kurs zu stehen ( ok, irgendwie muss man bei 5 EUR den Zoo auch finanzieren ).

Der restliche Ueno-Park war in gleichem Maße überlaufen. Deswegen ging die Rückreise zu Hotel wieder durch meine geliebten Gassen quer durch die Stadt. Am Wochenende ist scheinbar auch hier immer Familienzeit. In jedem noch so kleinen Park sieht man Leute auf Decken zusammensitzen. An dem Flussufer hatte sich eine größere Familie mit Grill zusammengefunden und auf einem Baseball-Feld fand gerade ein Liga-Spiel der Kinder ( ca. 10-12 Jahre ) statt.

Baseball scheint hier ein echt verbreiteter Sport zu sein. Man sieht das überall.

Ansonsten scheinen hier die Flüsse in Tokyo die gleiche Anziehungskraft zu besitzen wie bei uns in Hamburg die Alster. Rund herum ständig Jogger am Laufen. Um die Alster laufen zwar mehr Jogger, aber hier verteilt sich das etwas mehr da die verschiedenen Brücken verschiedene Kreisläufe bilden. Aber es wird sehr viel gejoggt.

Ähnlich häufig unterwegs sind hier die Hundebesitzer. Allerdings hat hier die Kompaktklasse an Hunden ganz klar die Nase vorn ( was für ein Kalauer ). Die Größenordnung Chihuahua bildet hier die Norm. Dann noch so eine Mini-Pudel-Mischung. Richtige Hunde sieht man hier im Grunde gar nicht. Es fehlt einfach an Platz. Und gut so, wenn ein Labrador dann dort nicht gehalten wird.

Direkt an Uferpromenade gilt allerdings Leinenzwang für Hunde. An vielen Stelle sind Hunde gar nicht erlaubt. Dafür gibt es aber alle paar Kilometer kleine Hundeparks. Kleine umzäunte Gehege in denen die Besitzer die Hunde laufen lassen können. Dort war dann ein regelrechter Hundetreff und im Schnitt 15 – 25 Hunde und Besitzer saßen munter beieinander.

Leider ist die Zeit in Tokyo schon fast um. Morgen habe ich noch einen halben Tag. Dann geht es auch schon wieder richtig Flughafen. Gerade wo ich mich jetzt gut zurechtfinde und schon fast ganz ohne Karte auskomme. Eine letzte Nacht noch in der Schlafkapsel und dann geht es leider auch schon wieder zurück nach Deutschland.

Morgen hab ich ja noch …

cheers,
Sebastian

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