gefahrene Kilometer heute: 441.7km
gefahrene Kilometer gesamt: 2702.0km
Hallo und Hummpa nach Deutschland,
Tag 9. Der erste Tag an dem wir morgens mit einem blauen Himmel starten. Also nicht ganz blau. Da sind schon noch Wolken. Also recht viele Wolken. Aber es regnet zumindest nicht. Und ein bischen Blau ist doch da. Aber nicht gleich übermütig werden.
Leider haben wir nicht genügend Zeit einmal außen entlang der Westförde zu fahren. Deswegen bleiben wir im Süden der Halbinsel. Leider verpassen wir deswegen das Museum für Zauberei und Hexerei, das es hier gibt. Das erste Ziel des Tages heißt Dynjandi Wasserfall. Einer der schönsten und größten Wasserfälle in Island … und zum Glück weit ab von den Touri-Bus Routen. Man muss es schon etwas weiter raus fahren. Um in den Fjord zu gelangen, in dem der Wasserfall ins Meer mündet müssen wir wieder über einen höheren Pass fahren. Wieder etwas mehr Schnee links und rechts der Straße und vor allem viele Stellen an denen es wirklich Steil den Berg hinunter geht und ich wirklich froh bin über unseren Vierradantrieb. Schnell ging es auch damit nicht voran, den der wirklich starke Wind vom Vortag hatte sich hier noch gehalten. Den Berg hinuntersegeln wollte ich nicht.
Weil wir entsprechend weit vom Massentourismus – wenn man davon auf Island überhaupt sprechen kann – entfernt waren, war die Strecke entsprechend angenehm wenig befahren. Der Wasserfall war die Strecke aber auf jeden Fall wert. Über 100 Meter hoch ist der Wasserfall in einem großen und mehreren sehr kleinen Fällen. Außerdem auch fast genau so breit. Klettert man bis zum Hauptwasserfall hoch kann man sich fast direkt unter das Wasser stellen. Dank des Windes war man aber auch einige Meter weiter nicht lange trocken und die Hose auf einmal eine ganze Ecke dunkler. Man durfte sich eben nur nicht umdrehen, dann fiel es gar nicht auf. Und zum Glück hat unser kleines Auto auch Sitzheizung, da war die kleine Wäsche schnell wieder verdunstet.
Mit dem Dynjandi Wasserfall hatten wir den nördlichsten Punkt der Westfjorde hinter uns gebracht. Und auch beim Rest der Reise ging es jetzt nur noch nach Süden. Von dort bis zu unserem nächsten größeren Ziel sind es allerdings noch ein paar Kilometer. An der westlichsten Spitze Islands befindet sich bei Látrabjarg die größte Vogelbrutkolonie Europas. In den 14 Kilometer langen Steilküste brüten die Vögel in der 400m hohen Wand.
Allerdings war es nicht sehr komfortabel dorthin zu gelangen. Die Straße ist zwar dieses Mal nicht mit einem Hinweisschild auf eine 4×4 Fahrzeug versehen, gefühlt war es aber die schlimmste Schotterpiste der bisherigen Reise. In großen Teilen gab es hier keinen kleinen Kies oder feineren Schotter, sondern gröbere Steine. Was für ein Geholper.
Dementsprechend scheinen die Fahrer gerne wieder etwas Gas zu geben, wenn sie den groben Schotter wieder verlassen. Kurz vor dem Vogelfelsen gibt es noch ein Strandabschnitt mit einer sehr guten Straße die durch eine kleine Ansammlung von Häusern führt. Zumindest ein Hausbesitzer scheint von den Touristen nicht sonderlich begeistert zu sein. Es sitzen zwei Puppen mit Schildern „30“ direkt an der Straße. Außerdem wurde eine Attrappe eines Blitzers an der Straße aufgestellt, neben mindestens 10 Verkehrszeichen „30“.
An der Vogelklippe angekommen wird man noch kurz mit einem Schild gewarnt „Achtung. Steilkante. Nicht runter fallen.“ und dann kann es auch schon los gehen. Zu Hunderten kreisen die Vögel über die Felskanten. Wenn man die Felsen hinabsieht erkannt man noch viel viel mehr Tiere, die dicht an dicht in dem Felsen sitzen und auf jedem freien Vorsprung brüten. Nur wenige Meter weiter liegt bereits ein anderer Vogelkundler flach auf dem Bauch direkt an der Kante und fotografiert. Denn auch die Papageientaucher brüten auf dieser Spitze. Sie graben sich kleine Höhlen unter dem Grasboden und sitzen daher sehr weit oben. Die Tiere lassen sich kaum durch Fotografen stören und so kommt man bis auf 50cm an die heran wenn man sich ruhig verhält. Das gibt tolle Bilder.
Wir fahren wieder weiter. D.h. wir nehmen die gleiche holperige Strecke zurück. Auf der Strecke gibt es noch eine kleinere Ansammlung von Häusern. Vielleicht 4 oder 5 kleine Häuser und einen etwas größeren Hof. Es ist wieder halb am Ende der Welt. Zumindest fühlt es sich so an. Aber an diesem Ende der Welt liegt ein altes Flugzeug der US Navy. Flügel demontiert, aber der Rumpf glänzte in dem alten Silber der 50er Jahre.
Weiter auf der Strecke findet sich auch ein altes Schiffswrack. Das erste Schiffs mit Metallrumpf Islands von 1911 liegt hier am Ende des Fjords und verfällt vor sich hin. Es dankbares Motiv vor einem Wolkenhimmel. Aber auch hier ist der Isländer einfach Touristenfreundlich. Keine Absperrung. Keine Sicherung. Ein Hinweisschild mit den Fakten und gut. Anfassen erlaubt.
Der Reiseführer empfiehlt den Rauðisandur Beach an den einen kleine Nebenstraße von 8km Länge führen soll. Der Strand solle im Sonnenlicht rosa leuchten. Das ist doch auf jeden Fall einen Abstecher wert denken wir uns. Allerdings sieht der Strand dann in der Realität eher so orange aus wie das Gesicht von Donald Trump (ob das noch witzig ist, wenn man sich diesen Bericht viel später einmal durchlesen wird?). Der Strand ist wirklich schön und ein Sandstrand der nicht schwarz ist, sondern eben orange ist eine willkommene Abwechslung und ein ungewöhnliches Bild hier. Aber rosa trifft es leider nicht.
Uns reicht es für heute. Wir steuern unser Guesthouse an. Verdächtig ist immer wenn auf booking.com die GPS Koordinaten noch vor dem Straßennamen genannt sind. Den richtigen Ort haben wir schnell gefunden. Es war die einzige Häuseransammlung im Umkreis von 15km. An der Straße stand auch ein altes, kaum lesbares Schild mit dem Namen, den wir auch in unserer Buchung wieder finden. Dahinter 3 verschiedene Häuser. Alle mit mehreren Autos davor. Keines mit einem weiteren Hinweisschild an der Tür. Nur eines hatte einen kleinen Trip-Advisor Aufkleben in der Tür. Weil es keine Klingel gab gehen wir eben so in die Haustür und rufen vorsichtig hinein.
Wir werden freundlich begrüßt. Das junge Paar vermietet 3 seiner Zimmer an Gäste. Ihr Bad und ihre Küche teilen sie sich mit allen. Muss man auch mögen. Dann gabs von ihr noch die Schnelleinweisung: „Hier ist euer Schlüssel. Da ist das Bad. Die Haustür ist immer offen. Die schließen wir nicht ab. Warum sollten wir … ?!“
cheers.
Sebastian