gefahrene Kilometer heute: 308.4km
gefahrene Kilometer gesamt: 670.3km

Hallo und Hummpa nach Deutschland,

Tag 3. Wir starten aus unserem kleinen Guesthaus mit einem Restaurant gegenüber. Heute haben wir sogar inkl. Frühstück gebucht, d.h. wir gehen entspannt und gestärkt in den Tag.

Unsere erste Station ist Dyrhólaey. Ein kleines Naturschutzgebiet mit einer einem Plateau, dass von vielen Vögeln als Brutgebiet genutzt wird. U.a. gibt es hier ein paar Paare der Papageientaucher. Die Brutbereiche sind aber – zu Recht – abgesperrt. Daher gibt es heute keine überzeugenden Bilder von den drei Tieren die sich sehen lassen. Für gute Aufnahmen müssen wir noch weiter suchen.

Von dem großen Parkplatz für alle führt auch eine weitere Straße nach oben auf das Plateau. Man spart sich den Fußweg und hat noch ein wenig Offroad Spaß, den Allrad ist hier Pflicht. Allerdings sind nicht alle des Lesens mächtig – „4×4“ neben einem Auto-Symbol erfordert nun mal einen höheren Bildungsgrad. Der Asiate strengt sich i.A. ungerne körperlich an. Die kommen aber trotzdem noch mit einem Toyota Kleinwagen oben auf den Berg. Bei den Schlaglöcher – keine Ahnung wie die das geschafft haben ?! Dann gibts aber noch die rebellischen Feministinnen (für die Prosa angenommene Übertreibung) die sich Nichts von so einem dahergelaufenen Straßenschild sagen lassen wollen … dann aber doch vor Respekt einflößenden Schlaglöchern kapitulieren. Genau diese Fahrer kommen dann direkt vor uns in einem Minivan rückwärts auf uns zu den Berg runter.

Davon abgesehen ist der Ausblick wirklich überragend wenn man erst einmal oben angekommen ist. Das Meer unten erschafft eine tolle Geräuschkulisse zu den vorbeiziehenden Nebelschwaden … die leider einen noch weiteren Blick verhindern.

Wir fahren eine Bucht weiter. Black Beach. Dem Namen macht der Strand aus pech-schwarzem Sand alle Ehre. Der große Parkplatz und die geparkten 10 Busse ließen aber erahnen, dass es keine einsame Strandromantik geben würde. Direkt an dem Strand gibt es noch eine große Höhle in einem Basaltfelsen, der zu quadratischen Zylindern zersplittert ist und daher die Anmutung von Orgelpfeifen hatte. Einen solchen Ausblick hatte der Reiseführer uns schon für Namibia versprochen, allerdings sahen diese Felsformationen wirklich danach aus. Und das in einer beeindruckenden Größe. Tolle Fotos gab es leider nicht. Das Bild würden den ganzen Tag von Bus-Touristen kaputt gemacht. Der Suzuki Jimney Fahrer dagegen schnallt sich den Rucksack auf und klettert noch ein wenig über das Geröll am Strandende um noch eine Ecke weiter an den dann Touristen-leeren Strand zu gelangen. Inzwischen hatte sich der Nebel auch weitestgehend verzogen und die Sonne brannte aufs Gesicht.

Wir wollten den Tag nicht weiter mit Busreisenden teilen und fuhren weiter. Nächster Halt: Vik. Zu deutsch: Kleine Bucht. Wie ich gelernt auch der Namenursprung der Wikinger. Strichen sie Vik aus ihrem Reiseplan. Nicht mal der Schnapsladen hatte auf. Nur gut wenn man tanken muss. Muss man aber nicht, der nächste Halt tuts auch.

Ich weiß nicht wie zum Teufel die hier immer auf ihre Namen kommen. Versuchen sie mal „Fjaðrárgljúfur“ auszusprechen. Im Reiseführer heißt das „Ice Age Canyon“. Viel einprägsamer. Einen kurzen Abstecher von der Hauptstraße entfernt liegt dieser ca 1,5km lange tiefe Canyon mit einem Wasserfall am Ende. Für Besucher gut zu erreichen ( zu gut, bedeutet aber leider auch zu viele doofe Menschen ). In diesem Fall konzentrierte sich mein Haß des Tages auf zwei, die garantiert nicht deutsch oder englisch waren. Wir halten uns an Absperrungen ( vergleichen sie für die Ironie bitte den Bericht von Tag 2 ). Ein großer Bereich war zum Schutz von Tier und Umwelt abgesperrt. Aber diese beiden standen natürlich mitten in dem abgesperrten Bereich, den man zudem auch noch von allen Seiten im Mittelpunkt des Bildes hatte. Dazu standen die nicht in unauffälligem schwarz dort, sondern in neon-rot und neon-orange. Und dann nicht nur für so 5min für ein paar Bilder, neeeeiiiiiin, die standen da ganze 30min und mussten ihre Drohne spazieren fliegen. Pro Tipp: Seien sie nicht dort wenn die beiden dort sind. ANSONSTEN: schauen sie sich den Canyon bitte unbedingt an!

Als nächstes wollten wir uns einen vermeindlich in der Nähe befindlichen Wasserfall ansehen: „Fagrifoss“. Laut Karte eine Querstraße weiter, etwas ins Landesinnere. Die Straße war allerdings eine Schotterpiste. Was grundsätzlich sehr gut ist, weil es einen sehr großen Teil an Touristen abschreckt. Einziger Nachteil: Wenn dein Tag schon voll geplant ist, dann ist das keine Strecke auf der du Zeit gut machst. Wir sind trotzdem die Strecke gefahren. Beste Entscheidung des Tages. Diese Straße führt durch eine tolles grünes Hinterland. Es sieht ein bischen so aus wie der Windows XP Standardhintergrund. Nur in viel weiter und viel schöner. Es gab einen tollen Wasserfall, der zum Verweilen einlud. Inzwischen war auch der Nebel vom Morgen komplett verschwunden und wir hatten viel Sonne und angenehme Temperaturen. Der Wasserfall war natürlich nicht der richtige wie wir später auf der Karte gesehen haben. Wir hätten viel weiter fahren müssen. Aber die Strecke hat sich gelohnt. Top zwei des Tages! Unbedingt mit auf die Reiseroute nehmen. Und gutes Wetter mitbringen! Und Zeit!

Inzwischen ist es schon später Nachmittag. Die nächste und letzte Attraktion er heutigen Tagesplanung ist der Ice Beach bzw. die Gletscher Lagune von Jökulsárlón.

Auf dem Weg dorthin kommen wir allerdings durch eine wirklich unwirkliche Landschaft. Kilometerweit erstrecken sich links und rechts von der Straße Moosfelder. Es gibt keine direkten Berge oder Erhebungen. Der Untergrund sind gebrochene poröse Lavastein-Platten. Über die – ich vermute – Jahrhunderte hat sich hier eine Moosschicht über die andere angesiedelt. Verlässt man die Straße und geht ein paar Meter über den Boden hat man das Gefühl auf Watte zu laufen. Der Moosteppich ist gute 10cm stark und gibt entsprechend nach, wenn man drauf tritt. An anderen Stellen sieht man das poröse Gestein, wenn es noch nicht komplett bedeckt ist.

Das Moos gibt es in allen Farben. Abgestorbe Rest in dunklem Grau. Überwiegend junges Moos in hellem grau. An anderer Stelle frische andere Moose in starkem grün. Aber hier wächst das Moos nicht nur im Halbschatten, sondern auf weiter Fläche. Das Nahe Meer scheint genügend Nebel zu produzieren die Mooswelt hier am Leben zu erhalten. Eine wahrlich visuell eindrucksvolle Erfahrung … und eine gute Location für eine StarTrek Welt.

Ein paar Kilometer weiter ändert sich die Landschaft erneut vollständig. In der Ferne wachsen die Berge rasant. Aus dem Nebel schimmert immer mehr Schnee auf den Spitzen hindurch. Der Schnee wächst von Oben nach unten. Direkt vor uns sehen wir die ersten beiden Gletcher, die hier bis ins Tal ragen. Direkt von der Straße aus lassen sich die Millionen Jahre alten Schneemassen fotographieren. Weiter gehts.

Wir fahren an einer Einfahrt zu einem Parkplatz vorbei. Direkt dahinter ein kleiner Hügel. Durch einen kleinen Spalt im Hügel sehen wir … Eisberge. Strahlend blaues Eis. Die nächste Einfahrt gehört uns. Rüber über den Hügel: Jökulsárlón. Das ist ein riesiger Gletscher. Zumindest war er das mal. Inzwischen schrumpft dieser Gletscher jedes Jahr um Sage und Schreibe 500m. Was er zurücklässt ist ein riesiges Becken aus Wasser, das direkt ins Meer mündet. Von dem Gletscher brechen regelmäßig größere Eisstücke ab. Diese können bis zu 5 Jahre lang in der Lagune schwimmen, bis sie so klein geschmolzen sind, dass die durch den Strom ins Meer abfließen können.

Das Eis schmilzt, gefriert teilweise erneut und bekommt daher teilweise eine wirklich perfekten Glaslook. Mit der Zeit wird es jedoch immer kleiner. Die Schollen treiben an die Spitze der Lagune und treiben dann ins Meer hinaus. Die Strömung aus der Lagune ins Meer ist extrem stark. Auch riesige Eisblöcke fließen in höher Geschwindigkeit durch die kleinen Enge auf Meer zu. Dann jedoch schlagen die Wellen auf das Eis ein. Die Brocken werden immer kleiner und landen teilweise zurück am Strand als Zentimeter bis vielleicht ein Meter große Bruchstücke die langsam im Sand vollständig schmelzen. Es sieht aus als wenn unzählige Glasstücke den Strand entlang liegen. Highlight des Tages. Ein Muss hier anzuhalten und Eis beim Auslaufen zu beobachten. Tun sie es schnell. Den Dank des Klimawandels wird es diesen Gletscher nicht mehr lange geben.

Wir ruhen heute im Guesthouse Gerdí. Gerdi ist allerdings nicht der Name der rüstigen alten Besitzerin. Gerdi ist quasi der Ortsname. Also eigentlich der Name der Straße. Was hier teilweise das Gleiche ist.

Ein muss man den Isländern aber wirklich zu Gute halten. Das ist definitiv der Urlaub mit der besten Internet-Infrastruktur überhaupt. Auch wenn es in dieser Häuseransammlung gerade mal 10 Häuser gibt und diese zusammen mindestens 10 Kilometer von der nächsten Häuseransammlung entfernt sind, so haben die doch einen bessere Internet-Upload-Rate, als die meisten in meinem Heimatdorf als Download-Rate zur Verfügung haben!

Inzwischen kristalliert sich aber ein gewaltiges Problem für mich heraus. Es ist Tag drei um und ich habe schon 107 GB an Bildmaterial gesammelt. So viel Speichertkapazität habe ich nicht dabei .. das reicht nur noch für 3 weitere Tage.

cheers.
Sebastian

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