gefahrene Kilometer heute: 312.4
gefahrene Kilometer gesamt: 3455.3km
Hallo und Hummpa nach Deutschland,
Tag 11. Es ist schon der dritte Tag des Urlaubs, der mit blauem Himmel beginnt. Eigentlich hätte man sich bei dem guten Wetter und dem tollen Ausblick auf den Gletscher nach draußen setzten müssen um zu frühstücken. Aber das Frühstück findet drinnen statt. Immerhin gibt es ein Frühstück, das ist ja auch schon mal was. In dem Frühstücksraum gibt es vielleicht 10 Tische, ein zentrales Buffet. Aber jeder Tisch hat seinen eigene Toaster am Platz. Das mindert den Stau bei der zentralen Toast-Erstellung.
Das Tagesziel für heute ist klar. Die Buchungen unserer Guesthouses haben wir ja bereits vorher gemacht. Die genau Tour für heute allerdings noch nicht. Bei dem Blick in die Sehenswürdigkeiten-Karte findet sich auf unserer groben Richtung ein „Höhle“-Symbol. Im Reiseführer nachgeschlagen buchen wir spontan über das Internet eine Höhlen-Tour für den gleichen Tag um 14h.
Die Höhle Víðgelmir, oder im Internet reißerisch als „The Cave“ beworben, ist die größte bekannte Lava-Höhle Islands. Gut 500 solcher Höhlen sind in Island bekannt. Sehr wahrscheinlich gibt es noch viele die es nicht sind. 1,5 Kilometer führt diese Höhle tief in den Boden hinein.
Die Dichte an Golfplätzen ist gefühlt erstaunlich hoch. Auf der Strecke zur Höhle kommen wir an mindestens zwei Plätzen vorbei. Wie auch die letzten Tage immer wieder. Kurz vor unserem Zwischeziel liegt Húsafell, scheinbar ein Ort, erichtet für Luxus-Tourismus. Mit großzügigem Golfplatz, imposantem Hotel und natürlich eigenem kleinen Flugplatz. Sonst liegt außer einem Fluss auf dem anscheinen gut Rafting betrieben werden kann, kaum etwas in unmittelbarer Umgebung.
Die Víðgelmir-Höhle ist um das Jahr 1000 entstanden. Bricht ein Vulkan aus und die heiße Lava fließt in Richtung mehr so erkaltet der obere Teil der Lava an der Luft. Der untere Teil bleibt länger flüssig und fließt weiterhin. Bis der Ausbruch endet und keine weitere Lava nachfließt. Es bleibt eine Höhle zurück.
Bis zum letzten Jahr konnte man die Höhle nur als Bergsteiger besuchen, man musste in die Höhle hinabklettern. Es gab keine Treppe. Gut ( oder für Abenteuerlustig eher schlecht ) für uns, man hat einen Steg in die Höhle hinab gebaut. An einem Ende ist die Decke der Höhle eingestürzt, hier kann man die Höhle betreten und dann immer weiter hinabsteigen.
Mir wäre im Nachherein die Adventure-Variante lieber gewesen. Man kann auch eine, allerdings 4,5 stündige, Tour buchen, die abseits des Steges verläuft und bis an das Ende der Höhle geht. So ging die Tour nur ca. 50% der Höhlentiefe. Weiter hatte man den Steg noch nicht gebaut.
Nach unserem unterirdischen Erlebnis hatten wir die Wahl. Entweder den langweiligen und etwas längeren Weg über die befestigten Straßen zurück oder wir nehmen den kurzen Weg über die unbefestigte kleine Nebenstraße. Nebenstraßen sind generell unbefestigt. Aber da gibt es immer noch die großen unbefestigten Nebenstraßen und eben die keinen. Große Nebenstraße meint nicht, dass dort zwei Fahrzeuge nebeneinander fahren könnten, das nicht. Es meint nur, dass dort wahrscheinlich einmal im Jahr ein Bagger die Straße wieder glatt zieht, man kann also irgendwie darüber fahren. Die kleineren unbefestigten Nebenstraßen bieten diesen Komfort nicht. Die Devise lautet also: „Wie haben ja Vierradantrieb und zur Not drehen wir eben um … “ (so ein Quatsch, das mit dem Umdrehen).
Wir fahren also die Route 550. Eine holperige Passstraße, die an vielen Stellen wirklich keinen Spaß macht. Ganz egal ob man auf dem Fahrer- oder Beifahrersitz sitzt.
An vielen Stellen entschädigt die Aussicht für die Unbequemlichkeit. Die erste halbe Stunde fahren wir komplett alleine auf der sehr groben Straße. Links und Rechts nur Feld uns Eis. Hier liegen noch sehr lange Flächen an Schnee. Ringsherum höhere Berge mit Schneehängen und das soweit das Auge reicht.
Irgendwann mündet diese Straße in den Þingvellir National Park. Für ein paar Kilometer gibt es befestigte Straßen, eine ebenso grandiose Aussicht und das ganz für uns.
Der Þingvellir National Park ist auch unser Tagesziel. Er ist Teil des „Golden Circle“. Das sind DIE drei Sehenswürdigkeiten Islands. Der Gysir, der Gullfoss Wasserfall und Þingvellir. Die letzten beiden besuchen wir morgen. Heute nehmen wir allerdings noch den Geysir mit. Der nur 1km neben unserem Guesthouse liegt.
Bevor es zu den Fontänen geht, stellen wir aber sicher, dass wir heute auch wirklich ein schönes Abendessen bekommen. Das Lindin Bistro ist die günstigere Variante des Lindin Restaurants in Laugarvatn. Der Besitzer und Sternekoch ist anscheinend weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Im Bistro kommt man in der Tat günstig davon, was man bei einem Sternerestaurant nicht erwarten würde. Ich muss natürlich den Renntierburger ausprobieren … der gar nicht so sehr nach Wild schmeckt, wie ich angenommen hätte. Gestärkt kann es weiter gehen.
„Geysir“ ist der Name genau dieser Wasserfontäne. Alle anderen Geysire auf der Welt sind nach diesem einen benannt. Vermutlich war es zumindest in der westlichen Welt der erste bekannte Geysir. Das hab ich noch nicht nachgelesen.
Der eine Geysir meint den größeren der beiden hier existierenden Geysire. Der ist allerdings bereits seit längerem in einer Ruhephase. Er ist immer noch aktiv und bricht auch in größeren Abständen ( Jahrzehnten ) immer mal wieder aus und stößt dann Wasserfontänen bis zu 80m Höhe aus.
Wer keine Jahrzehnte warten will muss mit dem kleineren Bruder vorlieb nehmen, dem 100m entfernten Strokkur. Dieser kleinere Geysir ist dafür um so fleißiger und bricht alle 5-10 Minuten aus. Damit bekommen wir mehrere Gelegenheiten auf brauchbare Fotos.
Zum Glück haben wir es nicht weit in unser Guesthouse – das „Geysir Guesthouse“. Wir einfallsreich. Wir kommen sehr schön unter. Allerdings ist ein Bad zur gut 10 Zimmer etwas sehr knapp bemessen. Dementsprechend häufig reiht man sich im Flur in die Warteschlange ein …
cheers.
Sebastian