gefahrene Kilometer heute: 301km
gefahrene Kilometer gesamt: 3146km
Hallo und Humppa nach Deutschland !
Im Angesicht der Strecke die wir heute noch bewältigen wollen und des ganzen Programms, das wir uns selber auferlegt haben, entscheiden wir uns dagegen, nochmals in den Naukluft Park zu fahren.
Auf uns hätte in dem Fall die Blutkuppe, eine altes deutsches Kriegsgrab, und der Weltwitschia-Drive gewartet, an dem die „Mondlandschaft“ liegt ( vielleicht wurde hier die Mondlandung der Amerkikaner gedreht ) und die Weltwitschia- Pflanzen vorkommen, einer seltenen Wüstenpflanze. Aber das wäre zu viel des guten gewesen.
Wir starten also den Tag in Richtung „Spitzekoppe“. Einem der höheren Berge des Erongo-Gebirges. Das ist nur ein vergleichsweise kleiner Abstecher von der Hauptstraße. Aber die Eindrücke auf dem Weg überwältigen … in mehrerelei Hinsicht.
Während unsere Strecken durch den Süden des Landes immer recht einsam waren, kommt es hier nun immer regelmäßiger vor, dass auch auf scheinbar verlassenen Streckenabschnitten immer wieder kleine Blechhütten links und rechts von der Straße zwischen den kargen Büschen stehen.
Keine Ahnung wovon die Leute hier leben. Das hier normal im Supermarkt eingekauft wird, versteht sich fast von selbst. Denn Autos stehen hier im Grunde nicht neben den Blechhütten, und wenn dann eher in Form von 40 Jahre alten Wracks, die für den Hausbau ausgeschlachtet wurden.
Um so dichter wir der Spitzkoppe kommen um so regelmäßiger finden sich keine Stände am Straßenrand. Zu Anfang noch unbemannt, mit Auslagen von Steinen oder Wurzeln. Später winken uns aus den Hütten schon sehr aufgeregt Frauen zu und „laden uns ein, ihr Geschäft zu besuchen“.
In dem kleinen Dorf direkt am Fuß der Spitzkoppe laufen uns sogar drei Kinder auf der Straße zu. Gerade noch mit einer Tasche auf dem Rücken als wenn Sie gerade aus der Schule gekommen wären. Und so freudestrahlend, als hätten sie noch nie ein Auto gesehen. Ich fuhr langsamer um bloß kein Kind anzufahren. Im Nachherein bin ich von mir selber enttäuscht nicht wenigstens das Fenster heruntergelassen zu haben um den kleinen Jungen ein High-Five zu geben.
Eingebogen in die Auffahrt zu Berg warten die professionelleren Souvenier- Verkäufer auf uns. Hier sind nicht nur die Frauen am Stand und Winken den Autofahrern zu, hier sind sogar die kleinen 2-3 jährigen Kinder eingespannt, die winkend direkt an dem Weg stehen und Ketten, Figuren und entsprechend Selbstgemachtes in die Richtung der vorbeifahrenden Kunden zu halten. Das vor dem Hintergrund von Blechhütten geht nicht spurlos an einem vorbei.
Nach den obligatorischen Touri- Fotos ( des Berges, nicht der Kinder ), geht es weiter in Richtung der Ameib Ranch.
Wie bei allen Lodges oder Ranches gibt es hier ein bewachtes Eingangstor. Die Tore sind immer zu. Man meldet sich beim Wachpersonal an und hinterlässt mindestens Name und das Fahrzeugkennzeichen.
Wir wollen nur einen Tagesauslug machen. Denn auf dem Gelände der Ranch soll es spannende Felsformationen und Höhlenmalereien geben.
Einmal durch das Eingangstor gefahren, sind es dann nur noch 5-6 Kilometer bis zum Haupthaus. Grundbesitz, Landbesitz und Entfernungen funtionieren hier eben irgendwie anders. Für umgerechnet 4 Euro können wir einen Tagesbesuch der sog. „Bulls Party“ und „Philipps Cave“ machen.
Kurz vor dem Haupthaus sehen wir noch eine Gruppe Warzenschweine. Und wieder ein Tier von der Sammelkarte abgehakt. Im gleichen Atemzug, geht es mit dem Auto noch durch ein kleines Flussbett – es ist Abenteuertag !
Alle höheren Berge sind hier vor Millionen von Jahren dadurch entstanden, dass aufgrund der tektonischen Bewegung Magma in die Höheren Erdschichten nach oben gedrungen ist. Über die nächsten Millionen Jahre sind durch Errosion die umliegenden weniger massiven Gesteinsschichten abgetragen worden und bilden die heutigen Wüstenflächen.
In diesem speziellen Fall sind die Gesteinschichten so von der Zeit und dem Sand bearbeitet worden, dass hier überall kugelrunde Steinbrocken stehen. Als hätten Riesen Murmeln gespielt.
Auf dem Weg weiter zu Phillips Cave, einer Höhle unter Denkmalschutz, in der es alte Höhlenmalereien gibt, stoßen wir auf einem der Seitenwege noch auf eine Gruppe Giraffen. Es ist Abenteuertag ! Alleine Giraffen gefunden und nicht von einem Guide hingeführt … wir sind ja solche Entdecker.
Nach dem wirklich anstrengenden Weg zu den Höhlenmalerein, die auch zu einer Fotosafari für allerlei Echsen wurde, verlassen wir die Farm und machen uns auf den Weg zu unser Unterkunft, der Hohenstein Lodge.
Jedes Gästehäuschen hat einen wunderschönen Blick auf den Hohenstein, dem höchsten Berg des Erongo Massivs mit mehr als 2300m.
Beim Abendessen fühlen wir uns ein wenig wie auf einer Kreuzfahrt. Es sind nicht nur wieder alle mindestens doppelt so alt wie wir, nein, auch das Manager-Paar kommt wie der Kapitän des Schiffs vorbei und begrüßt die Gäste einmal persönlich. Eigentlich eine nette Geste, nur noch etwas ungewohnt auf der Reise. Die Manager sind ein deutsches Paar, die jetzt diese Lodge übernommen haben.
Funfact: Bisher bleibt das Brigadoon in Swakopmund die einzige Unterkunft, die das Toilettenpapier richtig herum aufgehängt hat, also so, dass sich das Papier nach vorne abrollen lässt. Alle anderen Lodges lassen das Papier auf der Wandseite herunterhängen.
Morgen ist das Programm wieder voll. Also pünktlich Frühstücken und abfahren. Gute Nacht !
cheers,
Sebastian