gefahrene Kilometer heute: 322.8km
gefahrene Kilometer gesamt: 1681.7km
Hallo und Hummpa nach Deutschland,
Tag 6. Wir verlassen unser Luxushotel – das Laxá Hótel – am Mývatn und fahren weiter. In der Tat sieht man viele Baustellen in Island an denen scheinbar neue Hotels entstehen. Scheinbar nach neuen Europäischen Standards. So war unser Hotel sehr schlicht und im „Nordischen Design“ auch von außen ein gewisses qubisches Understatement. Vor allem hat man es aber gemerkt am Frühstücksbuffet. Essen ist hier eben teuer. Bisher haben wir uns eher mit Toast, Käse, Salami und vielleicht ein paar Eiern begnügt. Und es ist völlig in Ordnung. Meistens ist das Frühstück zudem einfach übersichtlich. Es muss bei den Preisen erst rechts nichts verschwendet werden – vom Wegschmeißen von Lebensmitteln im Allgemeinen mal ganz abgesehen. Aber hier wurde eher geklotzt als gekleckert. Es gab sogar Waffeleisen und eine reichhaltige Auswahl an Müslis und Joghurt. Etwas das man in einem guten deutschen Hotel vorfindet. Hier ist es erstmal ungewohnt.
Auch wenn ich eine gutes Frühstück zu schätzen weiß, aber irgendwie machte zumindest der große Frühstücksaal das Ganze etwas kaputt. Und auch ein chices Hotel muss es wirklich nicht sein. Dafür war es leider bezahlbar und vor allem buchbar.
Wir fahren noch einmal um den Mývatn. Auf der Westseite gibt es eine Beobachtungsstation für die zahlreichen Vögel und vor allem Enten rund um den See. Aber an dem Tag hatten die Enten wohl alle etwas besseres vor. Vielleicht waren wir auch einfach zu ungeduldig. Was bei einem kräftigen Wind und Regen durchaus der Fall gewesen sein kann. Auf jeden Fall gab es für uns an dem Tag auf der Sigurgeir’s Insel nicht viel zu sehen.
Wir fahren ein kleines Stück zurück aus der Richtung aus der wir kamen. Am Vortag haben wir nicht mehr im/am/bei Hverir gehalten. Es ist eine geothermisch besonders aktive Stelle mit blubbernden Schlammpfützen von 100°C und auch von zischenden Steinschloten an denen heißer Wasserdampf aus der Erde steigt. Es wird eindringlich davor gewarnt, die markierten Pfade zu verlassen. Dies könnte zum Schmelzen von Stiefelsohlen führen. Bestimmte Regionen dort dürfen nur mit einem Guide aufgesucht werden. Es ist ein grandioses Farbenspiel zwischen lehmig orangen Bergen, mausgrauem heißen Schlamm und von grüngelbem Schwefel überzogenen Steinen. Nicht so toll sind an dem Tag die Bedingungen unter denen wir uns dieses Farbenspiel ansehen. Der Wind kann sehr gut mit einem stürmischen Herbst an der Nordseeküste mithalten. Dabei ist es allerdings auch noch 4°C warm und es regnet. Das mindert irgendwie das ganze Happening. Der streng faulige Schwefelgeruch ist dabei nicht mal das Schlimmste.
Nochmal ein paar Kilometer die Straße herunter befindet sich Krafla. Ebenfalls teil dieses geothermalen Gebietes. Hier steht u.a. eine Geothermie-Kraftwerk. Bei dem Gestank möchte man hier wirklich nicht auf Dauer arbeiten müssen. Hier gibt es aber auch eine Lavawüste. Ein langer Streifen toten Lavagesteins, im Zentrum ein immer noch dampfender Vulkanrest. Sehr schön anzusehen. Auch wenn man dafür nochmal knappe 2 Kilometer vom Parkplatz gehen muss. Hatte ich das Kackwetter erwähnt von Sturm und 4°C ?! Mir war echt kalt. Und wenn du vor Ort realisierst, dass du auch nochmal zurück gehen musst und jetzt der Wind von Vorne kommt … ist schon doof.
Vor Ort kamen und zwei Herren entgegen. Der eine hielt sich nicht an den vorgegeben Weg und lief nebenher im Matsch. Der andere hatte tatsächlich einen riesigen Lavastein unter dem Arm. Einen kleinen Stein mitnehmen: Ok, aber das Teil war mindestens 50cm groß. Wenn das jeder machen würde, dann müssten die hier bis zum nächsten Vukanausbruch dicht machen.
Aber der zweite Kerl war nicht weniger verwunderlich. Denn wenn man mal zum Ausweichen neben den Holzsteg trat, in den besagten Matsch, dann weißt du erstmal, was natürlicher Superkleber ist. Meine Fresse hat sich der Kram an den Schuhen festgesaugt. Einmal reingetreten schon waren die Stiefel 10kg schwerer. Und Wasserresistent war der Kram auch noch … keine Ahnung wie man da normal drin laufen konnte. Teflonschuhe vielleicht. Wer weiß.
Auf der anderen Straßenseite noch einmal einen den Hügel zum türkisblauen Bergkrater erklimmen, dann hatten wir alles wichtige auf dieser Ecke gesehen.
Ich fahre an und weiß, heute kommen noch so ca. 200 Kilometer. 50 davon werden noch Schotterpiste sein. Der größte Teil davon ist also eine eher abgelegene Strecke, deswegen habe ich auch nochmal voll getankt. Und dann fällt dir diese Warnleuchte auf „Reifendruck prüfen“. Also aussteigen. Alle Reifen kontrollieren. Nichts zu sehen. Aber den Gedanken: „Scheiße, hast du da jetzt irgendwo ein Loch im Reifen? Bleibst du jetzt in 30km im Nirgendwo mit Plattfuß stehen?“, diesen Gedanken wirst du erst an der nächsten Tanke – 200 Kilometer später – wieder los.
Fährt man die Route 862 nach Norden kommt man an einen der größten Parkplätze hier im Norden vorbei. Es ist der Touristenmagnet Dettifoss. Europas Nummer Eins der Wasserfälle was die Wassermenge angeht. Mit guten 40 Meter nicht der höchste. Aber mit 193m³/s, der verschwänderischte. Lassen wir uns das nochmal auf der Zunge zergehen: 193 KUBIKMETER pro SEKUNDE. In Hamburg kostet der m³ Wasser 1,85EUR, wenn wir die Abwassergebühren mal weglassen. Es kostet den Isländer also 357 EUR pro Sekunden uns diesen tollen Wasserfall zu präsentieren. Das sind gute 11,3 Milliarden EURO pro Jahr. Die müssen durch den Tourismus erstmal wieder eingefahren werden. Hut ab Island!
Gleich nebenan liegt der Selfoss, etwas weiter oben im Wasserstrom. Die Höhe ist etwas geringer und die Breite etwas größer. Zudem kann man deutlich dichter an das Wasser herantreten. Auf eigene Gefahr natürlich.
Eigentlich stand am Straßenanfang, die Anfahrt zum Dettifoss wäre eine Sackgasse. Das wunderte uns schon ein wenig, denn unsere Karten sagten eigentlich etwas anderes. Und eigentlich hatte wir genau diese Strecke für unsere Weiterfahrt gedacht. Zum Glück galt dies scheinbar nur für normale PKW. 4×4 Fahrzeuge durfen per Schild aber auch die Schotterpiste in den Norden nehmen.
Beim letzten Mal habe ich die Asiaten ja noch in den Schutz genommen. Die kommen auch mit einem kleinen Fiat Punto den Berg hoch. Aber wenn dir so einer 20 Kilometer direkt vor der Nase fährt und das mindestens 20km/h langsamer als deine kleiner Geländewagen hergeben würde, dann ist ab sofort jeder Bonus verspielt. Dann halte ich doch wenigstens an wenn ich sehe, dass die Karre hinter mit deutlich schneller ist. Aber nein. Auch entgegenkommendem Verkehr weiche ich besser nicht zur Seite aus. Dafür ist mein Auto ja nicht gedacht. Dann halte ich einfach nur stumpf an und lass den anderen sehen wir er vorbei kommt. Aaaaarrgggg.
Irgendwann sind wir doch noch wieder von dieser Schotterpiste runter gekommen. Die Truppe fuhr glücklicherweise in eine andere Richtung. Wir weiter nach Húsavík. Der Whale-Watching Hauptstadt von Island. Nach dem Einchecken im Guesthouse war das auch gleich unsere erste Station. 2 Plätze reserviert für morgen früh 11:30h. Whale-Watching Tour. 3 Stunden durch die Bucht schippern. Einziger Nachteil, heute wären aufgrund des immer noch schlechten Wetters bereits zwei Touren abgesagt worden. Sie wolle uns für morgen nichts versprechen, schließlich soll das Wetter gleich bleiben. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Wir gehen eine kleine Portion Fisch essen. Satt wird man so richtig nicht, aber bei 90 EUR mit einer Cola und einem Bier muss man das ja auch nicht …
Zurück ins Guesthouse und schnell Duschen. Aber bitte nach Möglichkeit nicht das warme Wasser benutzen. Das scheint direkt aus einer heißen Quelle zu kommen. Schont die Energieversorgung, hat aber den Nachteil, dass es genau wie im Naturbad schön nach Schwefel riecht. Das ist man dann doch nicht gewöhnt und duscht lieber mit deutlich mehr Duschgel und deutlich weniger warmen Wasseranteil. Ob da die Klimabilanz aufgeht ?!
cheers.
Sebastian