Hallo nach Humppa aus Deutschland,
Gefahren Kilometer gesamt: 1489km
Gefahren Kilometer heute: 392km
Wir sind den dritten Tag unterwegs. Der zweite richtige Tour Tag. Laut dem Wetterbericht von letzter Woche sollten wir heute schon schwitzen unter der Sonne und hohen Temperatur. So richtig geschwitzt haben wir heute aber noch nicht. Wasser war schon im Spiel. Aber nicht von uns.
Ein kurzer Blick heute morgen aus dem Fenster offenbarte uns, dass es bereits am Regnen war. Aus purem Optimismus hatte ich meine Regenklamotten schon wieder ganz tief unten eingepackt. Also nochmal wieder aus dem Koffer holen. Wenn ein Tag schon mit Regen anfängt, dann hört das meistens auch nicht auf. Und am Ende war es dann fast auch so. Wir sind den ganzen Tag mit der Regenkleidung gefahren. Bis Mittags gab es immer mal wieder kleine Regenschauer. Nie viel und lange. Immer nur so, dass die Klamotten nicht ganz trocken wurden. Am späten Nachmittag, nachdem eigentlich nichts mehr getrocknet werden musste, ging es natürlich wieder mit ein paar Tropfen los.
Aber der Reihe nach. Frühstück gab es für uns noch in unserem Hotel. Ich bin mir mit dem Tiroler Akzent so gar nicht sicher. Aber ich hätte schwören können, dass unsere Gastgeber eher einen niederländischen Akzept gehabt haben, wenn sie sich untereinander unterhalten haben. Unser Frühstück hat uns der indische Praktikant serviert. Nachdem es hier ein oder zwei mal zu Akzentbedingten Rückfragen kam, hat sich das Gespräch auf Englisch weiterentwickelt. Aber wir hatten ein wirklich gutes Frühstück. Mit frisch aufgebackenen Brötchen, Milka-Schokocreme und gekochten Eiern.
Dann kam besagter Regen. Also dann doch nochmal den Regenanzug aus dem Motorrad geholt und auf unserem Zimmer dick eingepackt. Sicherheitshalber noch eine Lage mehr unter der Jacke angezogen. Wir gehen gleichen auf den ersten Pass über die Berge. Das kann schnell mal deutlich kälter werden. Erst recht wenn die Regenwolken noch so tief hängen.
Und so war es dann auch. Wir sind gut den Berg hoch gekommen. Auf den ersten Metern macht sich dann aber schon der Unmut einiger Tiroler gegen laute Motorradfahrer bemerktbar. Auf der Straßenseite stehen kleine Schilder mit “60” Aufdruck. Manchmal auch mit “Bitte”. Oder “Rüpel”. Scheinbar also eher eine privat motivierte Installation. Aber wir fallen ja wie gestern beschrieben unter den Grenzwert. Oben auf dem Pass angekommen haben wir dann noch ganze 11°C. Da machen sich die dickeren Handschuhe und eine extra Lage T-Shirts durchaus positiv bemerkbar.
Und diese erste Strecke macht schon wieder soooooo viel Spaß. Auch wenn die Straße nass ist, beim Fahren also viel Vorsicht geboten ist – die Aussicht ist einfach grandios. Es macht einfach nur Spaß.
Nach dem ersten Pass müssen wir uns aber ein wenig durch das Land schlängeln. Wir wollen weiter in den Westen. Und zwischendrin gibt es sonst keine Pässe die in unsere Richtung zeigen. Also geht viel über die Talstraße. Wir brechen ab und an mal ein wenige aus und nehmen streckenweise kleine Nebenstraßen und gucken uns die Dörfer an. Es fängt wieder an zu Regnen. Das macht dann doch weniger Spass. Egal. Das gehört halt mit zum Abenteuer dazu.
Wir verlassen die große Talstraße zwischen Innsbruck und Rosenheim wieder und fahren über Land weiter nach Osten. Hier fängt der richtig gute Teil an. Die Straßen kleiner. Vielleicht weil das Wetter etwas besser wird oder auch weil wir aus Tirol raus sind mit den Fahrverboten sehen wir immer mehr Motorräder. Die Zahl der BMW Fahrer ist natürlich wie immer auch hier sehr hoch. Wir gehören aber mit unseren gepackten Koffern auf dem Moppeds zu klaren Ausnahme. Die meisten haben sicher eher ein festes Hotel, von dem aus sie Tagestouren unternehmen. Einmal quer durch das Land fahren hier die wenigstens. Vielleicht eher sonst gar keiner.
Wir stoßen auf eine kleine Burg die auf unsrem Weg liegt. Im Gegensatz zu der in Lichtenstein kann man die hier besichtigen. Wenn man zu den Öffnungszeiten da ist. So gibt es nur ein paar Bilder von außen.
Auf den langen Landstraßen kommt es immer mal wieder vor, dass Kühe direkt über die Straße laufen. Das kannte ich bisher aus Österreich auch noch nicht. Es gibt Wildgitter in Straßen, über die die Kühe nicht hinweglaufen. Dann ist einfach ein größeres Gebiet gesamt umzäunt in dem sich die Tiere aber sonst frei bewegen. Also auch frei über die Straßen. Das gibt es mit Kühen aber auch mit Pferden. Die muten dann ein wenig wie Wildpferde an, wenn man über mehrer Kilometer gar kein Haus mehr sieht sondern nur Wald. Dann kommt eine kleiner Gruppe von Pferden auch mit einem kleinen Pfohlen.
Die Motorradfahrer werden immer wegen der lärmenden Maschinen angeprangert. Die schnellsten Fahrer sind das aber nicht. Wir wurden zwischendurch nochmal von einem Porsche überholt, der hier sein Auto auch mal ausfahren wollte. Die Serpentinen bergab. Viel schlimmer ist es aber wenn wir durch ein Waldstück fahren, mit einer Straße auf der zwei entgegenkommende Autos langsam aneinander vorbeifahren müssen, auf der wir dann hinter einem Baustoff-LKW hinterher fahren und nicht mal überholen müssen weil der da fast mit gleicher Geschwindigkeit den Berg runter brettert. Mit Anhänger.
Zwischendurch kommt die Sonne wieder raus und der Regen hatte aufgehört. Schon klettern die Temperaturen in den Täler nach oben und wir haben bis zu 22°C. Dann wird es unter der Regenkleidung und in den dicken Stiefeln auch schnell wieder sehr warm.
Je später der Tag, je besser die Strecke. Meine persönliche Traumstrecke des heutigen Tages ist die Bundschuh Landstraße zwischen Unterberg und Kremsbrücke. Die Strecke führt an einem Naturschutzbegiebt entlang. Hier ist kaum Verkehr Unterwegs. Neben uns schlängelt sich ein kleiner Fluss die Straße entlang. Der Wald riecht immer noch leicht nach frischem Regen. Das Grass ist grün und das Wasser im Fluss klar.
Aufgrund des sehr unbeständigen Wetters den ganzen Tag über suchen wir dann heute doch wieder eine feste Unterkunft und suchen im Internet nach einer günstigen Unterkunft in der Nähe. Wir landen in einem 3* Hotel in Gmünd. Lars schläft ( freiwillig ) im Kinderzimmer. Hier gibt es ein kleines extra Zimmer mit einem Stockbett für zwei Kinder. Weil die Betten nur 1,90m groß sind bekomme ich das große Doppelbett.
Wir gehen noch eine Runde zu Fuß durch die Altstadt die von einer kleinen Burgmauer umgeben ist. Es steht auch noch eine alte Burg, die heute wohl mehr als ein Restaurant genutzt wird – jetzt aber gerade geschlossen war. Wir essen wieder in unserem Hotel.
Das WLAN reicht nicht bis in unsere Zimmer. Aber diesen einen Abend werde ich dann wohl auch so überstehen.
Weil die Strecke am Naturschutzgebiet so großartig war, werden wir unsere Strecke morgen ein klein wenig anpassen und noch mal zurück fahren. Eine andere Strecke ausprobieren. Bevor wir dann irgendwann in Richtung Wörthersee drehen werden. Wir freuen uns also wieder auf einen Tag voller Kuh und Pferdemist auf den Straßen. Dann hoffentlich weniger Regen und keine 30°C. Was für Ansprüche.
Lars kommt gerade vom Balkon zurück – unser Hotel steht direkt neben einem kleinen Fluss und unser Balkon hat quasi Meerblick. Er tritt wieder in das Zimmer mit den stolzen Worten: „Ich bin nicht der Dickste und Älteste der gerade nackt [A.d.R.: Nur der Oberkörper] auf dem Balkon steht.“
Falls ich es noch nicht gesagt haben sollte: die Strecken machen so viel Spaß. Es ist so genial!
cheers.
Sebastian