gefahrene Kilometer heute: 454,16km
gefahrene Kilometer gesamt: 2577,13km

Hallo und Hummppa! aufs Festland.

Jetzt melde ich mich aus Roth, Schottland. Wir haben unsere nördlichsten Punkt passiert und befinden uns nun leider wieder auf dem Rückweg. Mit 2500km auf dem Tacho waren wir zumindest auch nicht ganz untätig. Auch heute haben wir wieder unser mindest Tagesdurchschnitt deutlich übertroffen. Früher ankommen werden wir trotzdem nicht, wir haben noch eine paar Schlenker mehr hier heute in Schottland eingebaut als gedacht.

Der Tag ist heute morgen auf die gleiche Art und Weise begonnen, wie er gestern für uns aufgehört hat: Mit Regen. So ist Schottland nun mal. Meine Stiefel haben es nicht geschafft über Nacht zu trocknen. Trotz eines längeren Einsatzes eines Föhns. Die Handschuhe waren immer noch klam, aber Schönwetter-Fahrten können wir auch in Deutschland haben. Interessanterweise ist es auf dem Motorrad trotz Regen und eigentlich nur 13-15°C nicht besinders kalt. Würde man nicht auf dem Motorrad sitzen würde auch der Regen nicht stören. Es herrscht kein Wind und der sehr leichte Nieselregen tröpfelt langsam von senkrecht oben. Nur während einer 10- Stunden Fahrt sammelt man so natürlich eine ganze Menge davon ein.

Zwischendurch haben wir noch im Supermarkt gestoppt. Ich kaufte mir eine Rolle kleine Müllsäcke um wenigstens die Füße trocken zu halten, wenn auch die Stiefel schon sehr naß waren uns sich das nicht mehr ändern lässt. So hab ich die Mülltüten über die Socken und in die Stiefel gezogen. Leider noch nicht mit Erfolg. Die Tüten sind weiter in den Stiefel gerutscht und wurden so über den Tag auch gefüllt.

In diesem Moment sind die Stiefel mit einem einem schönen Daily Telegraph ( Tageszeitung ) gefüllt und stehen neben der Heizung. Die Handschuhe darauf. Die Hose dort drüber. Mal sehen wie sich alles bis morgen früh durchgeheizt und hoffentlich getrocknet hat.

Nach unserem Frühstück (Haferbrei für Lars, „Full Scottish Breakfast“ für mich) ging es auf die fahrerisch und vor allem landschaftlich schönste Strecke bisher. Offiziell sind wir hier oben schon in den Highlands. Das heißt nicht nur so, sondern die haben hier wirklich Berge. Natürlich nicht zu vergleichen mit den Alpen, aber auch hier lassen sich ein paar Höhenmeter erklimmen. Und auch die Straßen sind hier sehr ähnlich den Pässen in den Alpen. Auch hier kommt man irgendwann über die Baumgrenze hinweg und guckt dann nur noch auf weiter Wiesen. Tatsächlich sehr ähnlich der Alpen Tour im letzen Jahr.

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Die Strecken direkt an den Seen haben aber auch ein wenig etwas von Fjörden in Norwegen und den Seestrecken im Harz. Also liebe Motorradfreunde – die Strecke von heute unbedingt in das eigene Navi übernehmen, wenn man mal in Schottland sein sollte.

Das die Schotten schon ein ganz eigenes Fölkchen sind merkt man hier und da schon. Zumindest die Schottische Flagge wir gerne und häufig platziert. Ob an Häusern oder gleich auf dem Autokennzeichen. Das ist hier kein Großbritannien – hier ist Schottland. Da hat der Mel Gibson schon ganz schöne Arbeit geleistet mit seinem Schrei nach Freiheit.

Hatte ich es schon erwähnt ? Geile Strecke ! Um die Seen, durch die Wäldchen. Rauf und runter. Links und rechts. Wenn doch bloß die Straße trocken gewesen wäre. Dann hätte das noch doppelt so viel Spaß gebracht.

Nach dem Loch Lochy, Loch Oichy und was für Löcher (Loch ist der schottisch, gälische Begriff für ein stehendes Gewässer, deswegen heißt hier alles so) das sonst noch waren, mussten wir natürlich auch eine Runde um Loch Ness drehen. Monster fangen bevor Pokémon cool war.

Am Chanonry Point, den wir noch angefahren haben, soll man sonst beste Chancen haben Delphine beobachten zu können. Der einzige Punkt in Europa an dem das von Land aus möglich ist ( und solange zumindest Schottland in der EU bleibt, gilt das auch weiterhin ). Leider waren heute aber keine Delphine da. Oder haben sich zumindest vor uns versteckt. Sehr schade.

Mit Elgin haben wir nun unseren nördlichsten Punkt der Reise erreicht. Mal sehen wie viele Kilometer es noch werden. Jetzt sind wir aber erstmal auf dem „Mal Whisky Trail“. Für wahre Kenner ist daher der Ort Roths auch kein unbekannter. Hier gibt es eine der zahllosen Distilleries. Mir selber hat die noch nichts gesagt. Auf diesem Whisky Trail liegen mindestens 12 Distilleries mit größerer oder kleinerer Bekanntheit. Am bekanntesten sind sicher Glenfiddich, Glenlivet oder das von uns 3km entfernte Aberlour.

Man kommt hier also keine 5km ohne nicht an einem Schild „XY Distillery“ vorbeizufahren. Leider werden wir keine Zeit haben hier große Abstecher zu machen. Aber eigentlich sollte mindestens eine Distillery inkl. Führung drin sein. The Glenlivet fände ich ja schön.

Unsere naive Art „wir fahren da mal durch, da gibt es ganz viel Whisky“ wurde aber bei der Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten schnell gestraft. Wir haben mehr als eine Stunde gebraucht um ein freies Zimmer zu finden. In Elgin war nichts zu machen. Auch booking.com spukte nur ein Zimmer für 250 EUR aus. Im nächsten Ort hätten wir eine Suite für 200 GBP haben können. Alle anderen Zimmer, B&Bs und Hotels waren restlos ausgebucht. In einer Gaststätte sprach mich beim Rausgehen sogar einer der Herren an, er hätte einen Kumpel in Aberlour (ich hatte schon auf Tipps zur Distillery gehofft) der ein paar B&B Zimmer hätte. Er rief seinen Kumpel an, doch leider ohne Erfolg. Aber vielen Dank lieber Schotte aus der Bar.

Ein Hotel weiter haben wir nun tatsächlich Glück gehabt. Für 95 GBP inkl.Frühstück haben wir noch das Behindertengerechte Zimmer bekommen. Das WLAN ist unter aller Sau, aber die Heizung zieht echt gut. Ich habe Hoffnung, dass die Klamotten trockener werden als gestern.

Die Dame vom Empfang meinte es läge tatsächlich vor allem an dem Whisky Trail, dass auf dieser Strecke schwer an Zimmer zu kommen wäre. Aber auch viele Monteure, die wiederum auch für die Distillen arbeiten. Aber auch die Herren neben uns beim Essen hatten irgendwie mit der Whisky- Branche zu tun. Sie hatten auf jeden Fall auch schon mehrere Proben und Besichtigungen hinter sich.

Lars musste das Lamm mit Minzsoße probieren. Wobei beides getrennt serviert wurde. Vom der reinen Vorstellung passt es nicht. Aber zumindest die reine Minzsoße war wirklich sehr gut. Eine tolle Balance aus Minze und Säure. In dem Fall hätte ich das auch probieren sollen. Bin aber bei einer Ente hängen geblieben.

Man merkte aber auch an der Inneneinrichtung und Dekoration des Restaurants: Hier dreht sich alles um Whisky. Eine Bar auf die ich sehr neidisch bin und mehrere Vitrinen, in den ein paar Schätze stehen … und viele Flaschen die es sein wollen.

Morgen gehts weiter. Ich leg mich erstmal trocknen.

cheers.
Sebastian

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