Hallo nach Deutschland,

heute war der Tag mir der kürzesten Gesamtdistanz. Gerade einmal 270 Kilometer habe ich heute hinter mich gebracht. Ich bin gerade zurück in Dubrovnik. Heute waren es also nur drei Staaten. Albanien, Montenegro und jetzt wieder Kroatien.

Heute musste dann doch noch etwas „Urlaub“ sein. Wie bei den _alten_ Tourenfahrern wird dann da schon um 16 Uhr das Hotel angesteuert. Heute mal wieder ein dekadentes Hotel mit 33 EUR. Allerdings ohne Frühstück. Das war ja heute morgen in Albanien noch mit drin.

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Distance: 0km

Ich hatte mir Albanien immer ganz anders vorgestellt. Je nachdem wo man entlang fährt kann man streiten ob es ein landschaftlich sehr schönes Land ist. Die Küste ist sehr schön und hat Sandstrände. Die Berge sind schon, besonders zum Motorrad fahren. Das dazwischen. Nun ja.

Ich wusste aber z.B. nicht, dass das Land zum größten Teil muslimisch ist. Ich bin ja nur durch die größere Stadt Shkodra ( ~140.000 Einwohner, viert größte Stadt des Landes ) gefahren. Man sieht viele Minarette ( ist das der korrekt Plural? ), es gibt also viele Moscheen. Man sieht es aber ansonsten nicht auf der Straße.

Apropos Straße. Auch da ein mega entspanntes Land. Vorfahrt hat wer vorne fährt. Einfach immer schön freundlich, es hält sich eh keiner an die die sonst üblichen Verkehrsregeln. Hupen ist im Grunde freundlich gemeint. Und wenn eine Straße zwei Spuren je Richtung hat, dann nur damit auf einer der Spuren Platz für entgegenkommende Radfahrer und Rollerfahrer ist. Am besten immer in den beiden mittleren Spuren fahren. Die äußeren Spuren sind erweiterter Fuß und Radweg. Aber wie gesagt, egal wie du fährst, alle sind entspannt.

Ein kleiner Sprung zurück. Direkt unter meinem Hotel gab es einen kleinen Imbiss, ein Restaurant was auch immer. Große bunte Schrift, Bilder vom Essen auf der Karte. Nichts wo ich sonst hingehen würde. Aber hier gabs das inkludierte Frühstück. Der neue super freundliche Typ vom Empfang hatte mich da noch hingebracht und mir die Karte gereicht und solange gewartet, bis ich mir was ausgesucht hatte ( an der Stelle doch gut, dass die Karte Bilder hatte, lesen konnte ich nichts ). Dann hat er an den normalen Kellern übergeben, der allerdings kein Wort Englisch verstand.

Schon beim betreten riecht es nach Gebratenem und Frittiertem. Es wird hier auch zum Frühstück deftig gegessen. Die meisten hatte die Portion aus Reis und Cevapcici auf ihren Tellern. Ich hab mir dann wenigstens das Omelett bestellt. Auch das kam frittiert an mit Ziegenkäsestücken ( sehr lecker übrigens ) und gebratenem Speck ( auch das sehr lecker ). Zum Glück hatte ich noch noch ein eingeschweißtes Schokocroissant im Koffer zum entgegenwirken so früh am morgen.

Hatte ich schon erwähnt wie nett die alle sind? Beim Beladen des Motorrads kommen zwei junge Typen aus eben diesem Restaurant und fragen wo ich her komme wo ich hin will und was ich noch sehen muss und wünschen mir noch eine gute Reise. Ich muss noch Tanken. Ich hatte mir extra Bargeld besorgt. Fürs Hotel, zum Tanken und ein Schein zum behalten. An der Tanke werde ich dann auch gefragt wo ich her komme und wie die Fahrt so war … und ob ich per Karte oder Bar bezahlten möchte. Es gibt hier Tankwarteservice. Die beiden Herren sitzen da in ihren Klappstühlen an der Seite. Der gute Mann kommt auf dich zu, vergewissert sich nochmal nach der richtigen Sorte Sprit und füllt voll. Es gibt ein paar Brocken Englisch. Ich zahle Bar. Der Typ hat ein Bündel Geldscheine in der Tasche und gibt halt damit raus. Weil ich aufrunde und umgerechnet ein Euro Trinkgeld gebe bekomme ich ein überschwengliches Danke und einen Händedruck zum Abschied.

Wenig später halte ich noch bei einem Supermarkt. Viel weiter draußen. Mitten im Nichts. Fast. Eine Tankstelle und 500m daneben ein Supermarkt. Dort besorge ich mir noch ein paar Vorräte. Habe ich schon gesagt wie billig das hier ist? Eine Dose RedBull 1,05€ EUR. Ein Liter Cola 0,80 EUR. Mehr Cola und RedBull bekomm ich jetzt auch nicht mehr in den Koffer. Ich treff da aber auch (hier typisch albanischen Namen einsetzen). Der junge Mann ist vielleicht 25 Jahre jung oder so. Aber ihm gehört wohl ein Import/Export Laden, der mit fünf Transportern hier die Supermärkte beliefert. Und dann unterhalten wir uns auch erstmal darüber was man alles in Albanien gesehen haben muss. Die politische Lage und Wirtschaft. Jetzt weiß ich das in Albanien vor allem der Drogenhandel boomt und die das beste Gras von ganz Europa haben. Mit was auch immer er die Supermärkte beliefert. Außerdem verreist (hier typisch albanischen Namen einsetzen) ja auch gerne. Allerdings hat er bisher nur Albanien und Montenegro sehen. Aber da es dort auch Strand und Berge gibt, zeigt er mir Bilder von ihm im Beachclub im Sonnenuntergang und er vor der G-Klasse seines Onkels in den Bergen – was das Ding für Sprit fressen würde….

Die Fahrt geht weiter. Der kleine Abstecher in Albanien ist beendet. Es geht wieder nach Montenegro. In der Warteschlange zur Grenzkontrolle lerne ich Lukas (Name von der Redaktion geändert, weil ich mich nicht mehr erinnern kann) kennen. Lukas lebt in Salzburg, kommt aber aus Stuttgart und begrüßt mich mit „Grüß Gott“ als er neben mir hält. Er fährt meine neue Maschine – eine KTM 1090 Adventure ( ich nehm sonst auch eine 1190, bzw. 1290 ). Er fährt auch gerade wieder zurück. War etwas länger unterwegs und hat aber auch die gleichen Länder besucht. Und musste auch feststellen – die sind alle so nett und hilfsbereit hier. Nur eben die Griechen nicht. Ich war ja nicht da, aber er meinte, die wären ganz anders drauf. Da hat man als Deutscher wahrscheinlich gerade keine guten Karten.

Wir fahren dann auch nach der Grenze noch gut 20 Kilometer zufällig die gleiche Strecke. Sooo viele Straßen gibts hier ja auch nicht, wenn man in die gleiche Himmelsrichtung will.

Alle so nett hier ( nett jetzt mal nicht im Sinne von Scheiße ). Kaputt ist es hier trotzdem. Also die meisten Straßen die ich gesehen haben waren recht gut. Es friert hier ja im Winter auch nicht. Hier geht es max. runter bis auf +10°C. Aber eben viele Rohbauten die nicht abgeschlossen wurden. Viele alte Hotels aus den 70ern? die einfach mit Bauzaun umstellt sind und so ist es dann eben … das gilt übrigens beides für Albanien wie auch Montenegro in dem ich mich danach befinde.

Ich verlasse die Stadt Shkodër nord-westlich. Erstmal nach Norden um dann nördlich vom Shkodër-See entlang wieder nach Montegro zu fahren. Ich will eben wieder einmal durch Montenegro durch und zurück nach Kroatien. Ich hab mir wieder nur grob eine Strecke ausgesucht, die zumindest auf Google nach einem Naturschutzgebiet, bzw. eben nicht städtisch aussieht. Aber auch nicht weiter rein geschaut wie groß die Straßen den wirklich sind. Und die sind nicht groß.

Ich fahre hier ein bisschen durch das Hinterland von Montenegro. Hauptverkehrsstraßen sind das nicht. Hier passt eine Auto auf die Fahrbahn. Und das darf auch nicht groß sein. Und nicht schwer. Den die Fahrbahn ist auch nicht gut in Schuss. Also zumindest nicht für ein Auto. Mit dem Motorrad kommt man hier sehr gut durch ohne Angst haben zu müssen.

Hier im Hinterland fahren die echt alten und echt kaputten Autos auch schon mal ohne Kennzeichen. Wenn man von einem Dorf zum nächsten fahren will, vermutlich ohne anerkannten Führerschein, dann braucht man das auch nicht. Nur ich brauche hier eine offizielle Versicherung wenn ich einreise …

Es ist echt wild. Aber auch sooo unglaublich toll. Wie eine wilde reise durch Norwegen. Also viel Fels. Niedrigere Vegetation. Nicht viele Dörfer, man schlängelt sich hier einfach lange durch die Berge. Menschen oder Straßenverkehr gibt es im Grunde nicht auf diesem Weg. Alle Viertelstunde kommt man dann an einer Ansammlung von ein paar Häusern mitten im Nichts vorbei.

Du bist echt ab vom Schuss. Es ist echt schön. Montenegro. Ich komme ganz sicher wieder (diesen Versprechen habe ich eingelöst 2025).

Irgendwann kommt ich aus dem Hinterland dann wieder auf einer Hauptverkehrsstraße an. Und die haben sie dann auch noch frisch für mich gebaut. So sieht aus zumindest aus. Komplett neue Straße. Riesen breit. Und keine Sau fährt drüber. Damit komme ich dann wieder zum Fjord an die Bucht von Kotor, wie ich gestern schon nach Montenegro eingereist war. Immer noch ein Traum. Jetzt aber von deutlich weiter oben. Was für eine Aussicht.

Dann verlasse ich Montenegro wieder und bin zurück in Kroatien. Ganz frisch ist der Tag aber nicht mehr. Auf der Strecke über die winzigen Straßen in Montenegro macht man nicht viele Meter pro Stunde. Und außerdem will ich mir noch etwas Zeit für den Urlaub nehmen. Also macht ich hier in Dubrovnik Halt für diesen Abend. Ich suche mir ein Hotel, ein kleines bisschen außerhalb der Stadt. Da sind die Übernachtungen nämlich vergleichsweise teuer.

Erstmal packe ich das Mopped wieder aus. Mein Zimmer ist großartig. Mit Balkon direkt auf das Meer. Direkt in Richtung Sonnenuntergang. Richtige Bettdecken gibt es hier wieder nicht. Nur wieder so dünne Laken. Also sehr kalt wird es hier wohl Nachts nicht werden.

Ich zieh mir aber erstmal eine dünne Version der Kleindung an. T-Shirt und Jeans. Dann fahre ich mit dem leichten Mopped nochmal zurück in die Stadt. Abendessen und nochmal ein wenig die Altstadt von Dubrovnik erkunden. Und die Stadt ist wirklich wunderschön. Ein toller Hafen und eine wirklich romantische und absolut sehenswerte Altstadt. Aber jetzt auch schon ziemlich Touristisch.

Sagt auch mein neuer Freund Liam. Liam ist Rentner und kommt aus Irland. Ich treffe ihn in den Straßen. Ich weiß gar nicht mehr genau wie das Gespräch begonnen hatte. Netter Typ auf jeden Fall.

Ich bin nicht literarisch bewandert genug um die Stadt und den tollen Sonnenuntergang ausreichend zu würdigen. Kommen sie her, sehen sie selbst.

Für mich geht es zurück zum Hotel. Ich genieße die Aussicht aus meinem Bett mit Blick auf das Meer. Ein Traum. Ein richtig , richtig guter Tag.

Vielleicht mache ich morgen den Rest in einem Stück und fahre eine zweite Iron Butt Tour. Mal gucken. Jetzt erstmal zu Bett. Gute Nacht.

cheers.
Sebastian

2 thoughts on “ Durch das Outback von Montenegro und Albanien ist anders als gedacht ”

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