Hallo nach Deutschland,

Die Muskeln haben sich von unserem Marsch gestern zum Preikestolen noch nicht 100%ig erholt, aber heute geht es gleich weiter. Mit einer noch längeren und schwierigeren Tour. Zumindest wenn man den Wanderempfehlungen glauben schenken darf.

Das Ziel heute liegt ebenso wie unser Ausflug gestern am Lysefjord. Nur dieses Mal am anderen Ende des Fjords zum Kjeragbolten. Eine Felskugel eingekeilt zwischen zwei anderen Felsen. Und der höhste Berg über den Lysefjord mit einer angeblich großartigen Aussicht. Dorthin kommt man wieder entweder mit einer Fähre wenn man den Fjord ganz hinauf fährt, oder mit dem Auto. Für diese Variante haben wir uns entschieden. Das dauert allerdings gut 2,5 Stunden. Für eine Richtung. Aber wir haben ja Zeit. Außerdem ist die Landschaft drumherum auch sehenswert. Einziger Nachteil: Heute müssen wir dann doch etwas zeitiger aufstehen als sonst.

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Distance: 0km

Das erste Stück aus der Stadt raus geht über die Schnellstraße. Kurz bevor wir von der Schnellstraße abbiegen müssen steht da doch tatsächlich ein Polizeiauto. Verkehrskontrolle. Ansonsten sieht man nur äußerst selten Polzeiautos. Hier passiert wahrscheinlich auch wirklich nichts. Und man ist ja auch so nett Hinweisschilder zu jeden Blitzer aufzustellen. Aber die Polizei ist hier auch so wahnsinnig nett … Man winkt uns raus. Die Fensterscheibe ist heruntergelassen. Und mit einem Lächeln auf dem Gesicht und einem freudigen Gemüt: „Einen schönen guten Tag. Wir sind von der Polizei. Wir führen heute eine Alkoholkontrolle durch. Haben Sie einen Führerschein?“

Den hatte ich gerade im Kofferraum. Also kurz an den Kofferraum und dann durfte ich da tatsächlich einmal in so ein Alkoholtestgerät pusten. Das musst ich noch nie. Und dann gerade ich. Da fragt man sich aber auch, gibt es hier ein gravierendes Alkoholproblem unter den Leuten, dass die Polizei an einem Mittwoch morgen gegen 09:30h eine Alkoholkontrolle auf der Schnellstraße durchführen muss? Es soll mir egal sein. Ich muss ja noch ein paar Kilometer fahren.

Aber die Strecke hat sich meiner Ansicht nach wieder gelohnt. Die Route 45 kommt mit auf die Streckenempfehlung für eine Motorradtour, wenn man hier auf der Ecke schon mal unterwegs ist. Viel mehr Spaß macht aber sich noch die Strecke von der Route 45 bis hin zum Örtchen Lysebotn. Auf Google Maps heißt die Straße nur Fv986 und Fv500. Die Straße ist die meiste Zeit über nur etwas breiter als eine Fahrspur. Immer wieder gibt es Haltebuchten, denn auch 2 PKW kommen hier nicht nebeneinaber vorbei. Die ansonsten aber perfekt griffige Straße schlängelt sich hier durch eine tolle Landschaft, fast in der Einsamkeit.

An ein paar Seen finden sich aber noch die ein oder anderen Hütten. Vermutlich haben hier die Stadt-Norweger hier ihre Ferienhäuser in der Einsamkeit zum Fliegenfischen und den Sommer beim Wandern verbringen.

Und Mitten in diesem Nichts auf der Straße fahren wir dann einem Kleintransporter hinterher. Der dann ausgerechnet auch noch ein Dithmarscher Autokennzeichen trägt. Mitten auf der letzten kleinen Straße ins Nichts zum Wandern … und wer ist schon da: Der Dithmarscher (normalerweise sind das immer die Niederländer (vgl. hierzu Die letzte Bratwurst 2012 und USA 2012 ), aber in diesem Fall fahren hier aktuell mehr deutsche Autos durch die Gegend als Niederländer).

Die verlieren wir aber nach ein paar Fotostops aus den Augen. Man läuft sich nicht wieder über den Weg. Aber, um vorweg zu greifen, wir treffen ein paar Berliner für die wie gestern noch ein Foto auf dem Instagram Walk getroffen haben wieder und sehen auch noch ein paar mehr Gestalten vom Vortag erneut.

Nach ein paar Kilometern mehr kommen wir dann bei dem Parkplatz an von dem aus die Wanderung startet. Satte 30 EUR will man als Tagesparkplatzgebühr haben. Wir fahren aus Protest dann erstmal weiter. Kein anderer Parkplatz zu sehen. Umdrehen. Etwas weiter oben war noch ein Parkplatz an dem schon ein paar Wohnmobile standen. Dort angekommen sieht es aber nicht so aus, als wenn es hier einen Weg querfeldein zum Wanderweg geben würde. Und zum Parkplatz sind es 2km zu Fuß. Was später auch bedeuten würde, wenn du die Strecke fertig gelaufen bist, dann müsste man noch 2km weiter bergauf zum Auto laufen. Wie sich später herausstellen wird, war die Annahme korrekt, dass wir doch lieber 30 EUR zahlen, als nach der Tour nochmal 2km zum Auto zu laufen. Wir fahren also zum Parkplatz. Zahlen 30 EUR Parkgebühr und starten von dort aus.

Die ersten Meter nimmt man ja immer sportlich. Man weiß ja, dass es noch eine Weile so weiter gehen wird. Aber die Strecke heute ist auch ungleich herausfordernder als gestern. Die Strecke gestern war komplett aufbereitet. Jeder abschnitt war weitestgehend begradigt oder sogar mit Steintreppen versehen. Hier gab es an ein paar wenigen sehr steilen Abschnitten auch Treppen. Alle anderen Streckenabschnitte gab es Metallstangen im Fels mit einer Kette an der man sich die glatte Felswand hochziehen konnte. Also schon deutlich anstrengender, aber auch spannender.

Man klettert und wandert hier nicht ganz alleine. Es sind schon einige Leute unterwegs. Aber ist bei weitem auch nicht so voll wie am Vortag. Also deutlich angenehmer.

Auch die Aussicht ist noch um einiges interessanter. Der Startpunkt und der gesamte Track liegen höher. Viel schneller bekommt man einen besseren Überblick über andere Bergketten. Aber es geht auch durch zwei kleine Täler. Und jeden Meter den man dort wieder hinab steigt, muss man auf der anderen Seite auch wieder hinauf steigen.

Auf der schattigeren Seite der Gipfel kann man immer noch Schnee erkennen. Die Reiseführer raten von diesem Track zwischen Oktober und April ohnehin ab. Aber wir kommen ein wenig später dann trotzdem auch auf dem freigegebenen Weg an den letzte Schneewehen vorbei. Am Endes des Weges liegt sogar noch ein kleiner Berg aus Schnee. 15-20m Abfahrt für ein Snowboard hätte das hier noch ergeben …

Am Ende des Tracks liegen der Kjeragbolten, die eingeklemmte Felskugel, und eine grandiose Aussicht über den Lysefjord ein paar Meter weiter an der Felsspitze. Während man die Aussicht fast für sich alleine hat, bildet sich an dem Kjeragbolten wieder eine Schlange von Instagrammern die darauf warten, endlich auf den Felsen klettern zu können damit dann Freund/Freundin oder Familie endlich das Bild machen können. Ich mache lieber Bilder vom Schnee oder der Aussicht über den Fjord.

Für die Ruhe und die Aussicht hat sich die Strecke gelohnt. Der Tripp ist definitiv eine Empfehlung wenn man hier auf der Ecke unterwegs ist. Aber ich empfehle dringend vernünftige Wanderstiefel. Über diese Anschaffung bin ich nachhaltig froh.

Der Rückweg ist insgesamt schon angenehmer. Aber auch um 17h kommen einem noch Kletterwillige entgegen, die die Tour gerade angefangen haben. Vielleicht sogar gar keine dumme Idee. Die ganzen Touristen sind alle weg oder auf dem Rückweg. Man hat die Strecke für sich alleine und erst recht die Aussicht am Ziel. Und hell ist es um die Zeit auch noch lange. Pro Tipp: Starten sie doch nach 16 Uhr!

Trotzdem waren wir dann irgendwann wieder froh im Auto zu sitzen und die nächsten Kilometer dem Motor überlassen zu können. Genug für heute.

cheers.
Sebastian

1 thought on “ Ein paar Tage in Norwegen – Tag 5 – Alkoholtest ”

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