Wenn man erst einmal die A7 hinter sich gelassen hat, denn hier reiht sich am Osterwochenende Stau an Stau und Baustelle an Baustelle, dann ist man auch vergleichsweise schnell in Prag. Auf den Tschechischen Autobahnen zahlt man Maut. 12,50 EUR kostet es 10 Tage die Autobahn zu nutzen. Das Geld zahlt sich aus. Die Autobahnen, zumindest die zwischen Dresden und Prag, sind sehr gut ausgebaut. Die letzten Kilometer auf der Autobahn waren schon ein kleines Anzeichen. Zumindest gefühlt fuhren auf der Strecke in Tschechien mehr Autos mit deutschem Kennzeichen, als mit Tschechischem. Scheinbar ist Prag sehr sehr beliebtes Reiseziel über Ostern.

Wir hatten unser Hotel relativ spät gebucht. Es gab nicht mehr all zu viel Auswahl. Beziehungsweise die Hotels oder Unterkünfte die es noch zu buchen gab waren entweder sehr weit draußen, was sich für das kurze Wochenende nicht gelohnt hätte, oder die Zimmer waren unangenehm teuer. Letztendlich hatten wir doch Glück und haben in 5 Minuten Fußreichweite zur Altstadt ein bezahlbares Zimmer erstehen können.

Über den Text „No View“ im Werbetext war ein Diskussionspunkt. Ich wollte auf die Warnung nicht hören und habe mich mit einem Fenster irgendwie in den Hinterhof abgefunden. Letztendlich war „No View“ aber genau das – gar keine Aussicht. Das Zimmer hatte kein Fenster. Die Lüftung hat mehr oder weniger gut funktioniert. Die Klimaanlage hat auf jeden Fall nicht funktioniert. WLAN haben sie außerdem geschrieben. Parkplatz haben sie geschrieben. Das WLAN hat kurz funktioniert. Wenig später dann nicht mehr. Ein wenig Digital- Detox. Das war dann doch weniger unangenehm als das Thema Parkplatz. Da war der Text auf der Webseite eine glatte Lüge Parkplätze gab es keine. Wir mussten also öffentlichen Parkraum nutzen. Die Prager Innenstadt ist da kein Stück anders als deutsche Großstädte. Mit Parkplatz meistens eher wenig versorgt. Auch hier etwas mehr Glück als Verstand. Eine frei Parkbucht 100m vom Eingang entfernt. Jeder Parkplatz in der Innenstadt ist kostenpflichtig. Man kann bis zu 24 Stunden im Voraus bezahlen. Das kostet dann umgerechnet 25 EUR.

Der erste Fußmarsch geht vom Hotel in Richtung Karlsbrücke. Vorbei am National Theater vorbei. Einem wirklich schönen alten Gebäude, an viele Stellen mit Gold und Statuen verziert. Und mit goldenen Statuen auf dem Dach. Überhaupt besticht die Innenstadt durch schöne alte Gebäude. Die meisten von ihnen sind auch schon hergerichtet und verfallen nicht. Häufig farbig gestrichen. Aber auch wirklich geschmackvoll.

Ein Stück an der Moldau entlang gelangen wir zur Karlsbrücke – DER Sehenswürdigkeit der Stadt. Demnach sind auch entsprechend viele Leute auf ihr unterwegs. 1357 war der Baubeginn der Brücke. Bis 1965 durften sogar noch Autos über die Brücke fahren. Erst seit dem ist die Brücke für jeden Verkehr gesperrt und darf nur noch zu Fuß überquert werden. Nach 1905 fuhr sogar noch eine Straßenbahn über die Brücke. Die damals wichtigste Verbindung zwischen den beiden Stadtteilen. Die letzten Meter vor der Brücke wurden immer schwieriger. Die Touristen stehen sich fast gegenseitig auf den Füßen. Auf der Brücke selbst ist es fast wie bei einem Justin Bieber Konzert in der ersten Reihe ( nicht das ich das mal selber ausprobiert hätte ).

Überquert man die Karlsbrücke von Ost nach West geht es von der Altstadt in die Kleinseite. Im Hintergrund ragt der Berg Hradschin (zu deutsch etwa „Ort der Burg“) über der Stadt. Auffällig durch die darauf erbauten Burganlage. Die Anfänge der Burganlage gehen auf das 9. Jahrhundert zurück. Sie war Sitz der böhmischen Herzöge und Könige, zweier Kaiser des Heiligen römischen Reichs sowie des tschechoslowakischen Staatspräsidenten. Heute ist sie die Residenz des Präsidenten der Tschechischen Republik. Inmitten der Burganlage befindet sich der Veitsdom. Die komplette Anlage ist die größte geschlossene Burganlage der Welt. Heute gehen wir sie aber noch nicht besuchen.

Überall, zumindest überall wo es Touristen gibt, gibt es auch Trdelník zu kaufen. Ein Trdelník ist ein traditionelles Gebäck, das aus Skalica in der Slowakei stammt. Das sind Rollen aus Teig, die hier mit allerlei Süßem gefüllt werden. Z.B. wird das Innere mit Nutella bestrichen. Oder man füllt Softeis hinein. Soooo lecker. Ich habe solche Teigrollen schon in Rumänien gefunden. Dort gab es sie auch frisch von einer Walze über einer Art Grill, frisch aufgebacken.

Unsere Tour führt uns einmal über die Karlsbrücke, eine Runde auf der anderen Flussseite, ein Trdelník in der Hand, und wieder zurück in Richtung Altstadt. Unter dem Turm des Rathauses findet sich ein großer Marktplatz. Aktuell gibt es hier eine Art großen Ostermarkt. So wie Weihnachtsmarkt bei uns. Auch mit den entsprechenden Glühweinständen. Allerdings haben hier die meisten Leute ein Bier in der Hand.

Die ansonsten so berühmte Uhr am Rathaus ist noch verhüllt. Hier wird gerade gebaut und renoviert.

Apropos Bier. Die lieben Landsleute aus Bayern können echt einpacken. Hier wird mit Sicherheit mehr Bier konsumiert. Und ich denke der Eindruck kommt nicht nur von den biersüchtigen Touristen hier. Bier wird hier zu allem und vor allem zu jeder Uhrzeit konsumiert. In den Speisekarten finden sich eigene Kategorien „Bierbeilagen“. Aber soo viel billiger als bei uns ist das Bier nicht. Zumindest nicht in Prag selber. Vermutlich lässt es sich auch hier auf dem Land deutlich günstiger leben.

Das Essen dagegen ist auf jeden Fall günstiger. Eine sehr leckerer Teller Schweinefilet liegt bei 9 EUR. Zwei Personen essen und trinken hier einen Abend also auf jeden Fall für weniger als 30 EUR.

Auch am Abend ist die Stadt sehr schön anzusehen. Gerade vom Flussufer aus sind die Burg, das National Theater oder auch die Brücke und andere Gebäude sehr schön beleuchtet. Im Sommer ist eine Essen direkt am Fluss sicher sehr schön.

Wir haben uns für heute satt gesehen und satt gegessen. Ein letzte Abstecher noch in einen kleinen Mini-Market und eine Flasche Wasser zu besorgen. Solche Minimärkte sind hier fest in der Hand von Vietnamesen. Sie machen in Tschechien fast 2% der Bevölkerung aus. Der höchste Prozentsatz in Europa. Vermutlich sogar außerhalb Vietnams.

cheers.
Sebastian

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