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Kilometer heute: 276 km
Kilometer gesamt: 276 km

Hallo und Humppa nach Deutschland,

wir melden uns aus Edolo, Italien. Tirol müssten wir gerade hinter uns gelassen haben. Auf den Schildern finden wir keinen deutschen Text mehr. Es ist einer der Tage gewesen wo man sich dann doch irgendwann auf ein Hotelzimmer gefreut hat. Aber der Reihe nach.

Wir erwartet ende unsere Zugfahrt in Innsbruck. Es gab rund 40min Verspätung. Die SMS dazu kam aber schon während der Fahrt. Natürlich prompt mit dem Hinweis darauf, dass es am deutschen Bahnnetz gelegen hat. Damit der Schuldige bloß gleich klar ist. 40min reichen aber nicht für eine Erstattung.

Gestern Abend wurde das Frühstück für „ab 07h“ angekündigt. Also waren wir dann auch bereit, dass jederzeit jemand mit Frühstück rein kommen könnte. Ab 8h ging man dann schon mal den Gang auf und ab um zu gucken. Ok, die ersten hatten schon Frühstück, man war aber noch dabei. Um 08:15h kommt dann die Ankündigung „Hallo, sind sie wach? Gleich kommt Frühstück“. Gegen 08:45h kam dann das Frühstück. Also zwei Brötchen. Eine Stück Butter, dass nicht für 4 Hälften reicht und ein kleines Glas Kirschkonfitüre, über die man das Gleich sagen könnte. Aber ist auch egal. Wir sind ja da. Wir haben Urlaub.

Angekommen. „Bitte gehen sie schnell zur Verladestation und holen sie ihr Auto ab“. Man ist schon fast gestresst. Bis wir tatsächlich an die Mopped kommen, vergehen nochmal mindestens 30 Minuten. Dann können wir uns endlich fertig machen. Dann geht die Tour wirklich los. Endlich.

Aber erstmal alle Klamotten anziehen. Also vor allem alle Lagen gegen Regen. Wir erwarten heute, dass noch etwas runter kommt. Und so sollte es dann auch sein.

Wir haben uns letztendlich für die Variante in Richtung Südwesten entschieden. Diese Tour wird Innsbruck in den Westen verlassen, über die Berge nach Italien und ein wenig durch Ligurien fahren. Bevor wir Italien in Richtung Schweiz verlassen und wieder nach Hause fahren. Am Ende ist die Richtung doch fast egal. Heute werden wir auf jeden Fall nass. Und Morgen sehr wahrscheinlich auch. Und so kann es aber noch eine schöne Strecke werden. Auch wenn ich eine ganz ähnliche Tour eigentlich schon im letzten Jahr gefahren bin. Also zumindest was die grobe Himmelsrichtung angeht.

Auch den ersten Anstieg erkenne ich wieder. Eine kleine Runde über den ersten Pass zur Kühtai ist identisch. Danach laufen die Touren getrennte Wege. Auch im letzten Jahr hatte ich Regen. Aber bei weitem nicht so viel und so durchgehend wie heute. Das macht schon eher weniger Lust.

Aber es ist auch kein wirklicher Platzregen. Man kann gut fahren und muss nicht schwimmen. Aber man fährt natürlich immer gebremst. Das sind eben keine guten Straßenverhältnisse für ein Motorrad. Und wenn es mal gerade nicht so richtig schlimm regnet, dann sieht es auch tatsächlich mal kurz richtig toll aus. Die Strecke wäre schon richtig super. Würde es nicht nur regen.

Wir kommen soweit nach Westen ab, dass wir auf einmal sogar für ein paar Kilometer auf die Schweizer Seite wechseln. Ans Roaming hab ich vorher natürlich nicht gedacht. Mal gucken ob da noch eine Rechnung kommt. Die Strecke war aber in der Tat wirklich wunderschön. Eine ganze tolle zerklüftete Schlucht. Scheinbar wurde da auch gerade eine neuer Stausee angelegt. Vielleicht muss man nochmal eine größere Schweiztour auf die Liste nehmen.

Weiter geht es wieder durch Österreich für einen kleinen Sprung. Und schon sind wir in Italien … für die nächsten Tage. Und genau an der Grenze zu Italien passiert es. Mein Navi, auf dem die Tour läuft, hängt sich auf. Es reagiert einfach nicht mehr. Komisch. Hab ich bisher noch nicht gehabt. Also einmal aus. Einmal wieder an. Und …. „Route kann nicht berechnet werden“. Er kann auf einmal keine Routen mehr berechnen. Warum auch immer. Geht noch. Kann noch GPS empfangen aber nichts mehr berechnen.

Ab dann fahr ich hinter Lars hinterher. Er hat eine wasserdichte Telefonhaltung und kann übernehmen. Immer gut die Route exportiert und geteilt zu haben. Ich hab das Navi laufen gelassen. Ein paar Meter weiter gab es dann nur noch eine graue Fläche zu sehen. Als wenn das Navi die Daten für Italien verloren hätte. Warum – das stellte sich Abends im Hotel raus. Als ich die Streckendaten von heute exportieren wollte gab es den Hinweis, dass es Updates für das Navi gibt. Also mal installieren, vielleicht überschreibt das ja die Probleme. Kartenupdates wollte er aber nicht nehmen. Zu wenig Platz. Also entweder weniger Daten auswählen, oder eine MicroSD-Karte installieren. War da nicht schon eine drin? War sie. Als ich die Klappe zur Karte aufgemacht habe, aber nicht nur die Karte sondern auch jede Menge Wasser. Das Navi ist einfach abgesoffen und konnte nicht mehr auf die Kartendaten zugreifen. Ich versuche noch den Slot mit dem Fön zu trockenen und das kleinere Kartesetup auf dem Navi direkt zu installieren. Mal sehen wer morgen navigiert.

Die zumindest theoretisch tollste Strecke des Tages wäre vermutlich das Stilfserjoch. Was ich gar nicht bewusste eingebaut hatte. „Das Stilfser Joch ist ein Gebirgspass in den Ortler-Alpen. Mit einer Höhe von 2757 m s.l.m. ist das Stilfser Joch der höchste durch eine asphaltierte Straße, die SS 38, erschlossene Gebirgspass in Italien und nach dem Col de l’Iseran der zweithöchste Gebirgspass der Alpen.“ [Wikipedia].

„Die kurvenreiche Stilfser Joch Passstraße ist mit 2758 m Höhe die höchste Passstraße Italiens und gilt mit ihren 48 Kehren auf Südtiroler Seite als eine der imposantesten und kurvigsten Straßen der Welt. Die charakteristischen Schwünge vor dem beeindruckenden Panorama des Nationalparks Stilfserjoch machen die Stilfser Joch Passstraße zu einer beliebten Strecke für Radfahrer und Motorradfahrer. Nicht umsonst ist diese äußerst anspruchsvolle Strecke auch als Königsetappe des Giro d’Italia bekannt. Alljährlich im Spätsommer nehmen tausende Straßenradfahrer am Stilfser Joch Radtag teil. An diesem Tag wird die gesamte Straße für den motorisierten Verkehr gesperrt.“ [Nationalpark Stelvio]

An einem Tag, an dem es zumindest nicht regnet wäre das ein richtig, richtig toller Aufsteig gewesen. Die 2.700m sind auch nicht ohne. Die Spitzkehren sind schon echt eng. Es macht also eigentlich richtig richtig Spaß. Das gute an dem Wetter war, dass da oben nichts los war. Man konnte da sehr locker durch die Kurven fahren, weil es wenig Gegenverkehr gab. Bei gutem Wetter ist da sicher sehr viel mehr los. Aber auch sehr schön. Die Strecke würde ich gerne nochmal bei gutem Wetter machen. Tolle Fotooptionen entlang der Strecke. 

Aber während wir da waren, hat es die ganze Zeit geregnet. Dann kamen noch gute Windböen hinzu. Und all das bei 4 bis runter zu 2°C. Das ist wirklich nicht warm. Da macht man auch kaum noch Fotos. Das Anziehen der durchnässten Handschuhe über die eiskalten Finger die schon nicht mehr greifen wollen ist einfach nicht schön. 

Weiter gehts. Wir verpassen unsere Ausfahrt und fahren vermutlich reale 15 Kilometer durch einen Tunnel. Das ist tatsächlich recht angenehm, weil es da drin etwas wärmer ist und mal nicht regnet. Wir erklimmen noch einen kleinen Pass. Es geht mitten durch einen kleinen, alten Wald. Wieder wunderschöne Ecke. Hotel gesucht. Feierabend.

Wir kommen komplett durchnässt an. Es tropft alles. Man ist wirklich super bemüht und nett. Wir sollen erstmal die Koffer abstellen, dann können die Motorräder in die Garage fahren. Man macht uns die Türe auf. Direkt nebenan ist der warme Heizungskeller. Hier können wir unsere Jacken und Stiefel zum Trocknen hinhängen. Morgen dürfen wir also in die warmen Jacken steigen, was gerade ein wunderschöner Gedanke ist.

Zimmer bezogen. Warum geduscht. Es fällt gerade mehrfach das Licht aus. Eigentlich regnet es draußen nur. Viel Gewitter bekommen wir nicht mit. Und schon gar nichts ernsthaftes. Das scheint aber schon zu viel zu sein. Denn im Restaurant passiert das Gleiche. Auch da sitzen wir mit einem Mal im Dunkeln.

Alles in Allem ist es vor allem sehr nass. Alles. Socken. Unterhosen. Alles. Der Totmannschalter vom Fön ist mit einem Stück Kleber überlistet und wärmt die Handschuhe. Alles andere tropft hier vor sich hin. Aber das gehört mit zum Abenteuer. Und das ist gut und macht Spaß. Gute Nacht.

cheers.
Sebastian