Kilometer heute: 351 km
Kilometer gesamt: 1.010 km

Hallo und Humppa nach Deutschland,

wir melden uns von unserem Haus am See, etwas außerhalb von Turin. Wir haben ein kleines Upgrade bekommen und das Zimmer mit Seeblick bekommen. Aber der Reihe nach.

Es ist der Dritte Tag auf den Motorrädern. Wir haben jetzt gerade die 1000km Marke überschritten. Außerdem hatten wir wieder einen großartigen Tag.

Heute Morgen mussten wir unsere Burg leider wieder räumen. Als gute Deutsche waren wir natürlich die ersten die heute Morgen aufgestanden sind und beim Frühstück waren. Also zumindest was die Gäste angeht. Wir hatten das Frühstückszimmer für uns alleine. Wie es sich für eine Burg gehört frühstücken alle an einer langen Tafel. Also 10 Plätze. Jetzt noch nicht so episch lang. Aber es war lecker und reichlich.

Dann heißt es wieder Abschied nehmen. Wir werden natürlich vom Burgherren bis zur Tür begleitet. Damit sichergestellt ist, dass wir auf jeden Fall auch weg sind … Er ist wirklich sehr zuvorkommend und sehr höflich. Eine wirklich tolle Übernachtung hier. Schwer zu empfehlen.

Es geht wieder auf die Straße. Wir bewegen uns noch ein wenig quer durch die Wälder Liguriens. Ich hab die Strecke gestern Abend noch ein wenig angepasst und noch ein bis zwei Schlenker rausgenommen, damit wir später in den französischen Alpen nicht in Zeitnot kommen und zu viel Strecke machen müssen.

So kommt es auch, dass wir eine kleine Strecke wieder die gleiche Straße nehmen, wie ich bereits im letzten Jahr. Das kleine Dorf und die Tankstelle kenne ich noch sehr gut. Diese Tankstelle hatte mich gerettet nachdem im letzten Jahr alles geschlossen war und ich nur noch ein paar Milliliter Sprit im Tank gehabt haben kann. Dieses mal passiert uns das nicht und wir haben genug Reserven im Tank. Die Strecken sind weiterhin ein Traum. Es geht viel durch Wälder. Die Straßen haben wir die meiste Zeit für uns komplett alleine.

Die Straßen waren heute alle leer, weil scheinbar das komplette Land im Wald verschwunden ist. Überall an den Straßenrändern in den Wäldern stehen Autos. Jeder Centimeter der als Parkplatz ausgewiesen ist oder ein solcher sein könnte, ist mit einem Auto belegt. Und die sind schon alle vor uns wach und im Wald. Ab und an sieht man tatsächlich noch Nachzügler die mit Wanderstock und kleinen Körbchen im Wald verschwinden. Heute muss hier wirklich nationaler Pilzesammlertag sein. Oder Bundesjugendspiele im Pilze Sammeln. Oder eher Bundesälterenspiele.

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Distance: 0km

Irgendwo auf einer Bergkuppe war dann doch die ganze Straße voller Leute. Hier war großer Pilze-Triathlon. Die ganzen Pilzsammler hatten hier sogar noch Startnummern auf Brust und Rücken. Es sah nach irgendeiner Laufveranstaltung aus. Aber es waren auch viele Leute direkt im Wald und mit Körben unterwegs. So richtig auseinanderzuhalten war es nicht. Es standen auf jeden Fall alle Straßen mit Leuten voll. Auf dem Spielplatz neben einem Restaurant und Sammelpunkt spielten die Kinder. Große Veranstaltung hier und heute.

Abgesehen von dieser Massenbewegung war dann die nächsten Kilometer nichts mehr los. Gar nichts. Wir sind da durch Dörfer gekommen, die zwar ein Dorfnamen und Schild hatten, aber die 3-4 Häuser wären hier nicht als Dorf durchgegangen. Es ist in dem Fall keine Übertreibung. Da stehen 3-4 Häuser. Die meisten haben auch noch irgendeinen Landwirtschaftlichen Bezug. Also es steht gerne einmal der Traktor an der Straße oder in der Garage. Es ist aber nicht groß genug, dass es eine eigene Hallo oder sowas gibt. Diese Traktoren sind auch gerne mal 40 Jahre alt und sehen aus wie 50 Jahre.

Vielleicht ist auch das ein oder andere dieser Dörfer einfach nur ein CIA Versteck für Personen im Zeugenschutzprogramm. Wir sind auf jeden Fall im Adventure-Modus. Außer der CIA fährt hier keiner lang. Vermutlich ist hier dann auch die letzten 10 Jahre mehr durchgekommen. So sehen zumindest die ein oder anderen Strecken aus.

Wir verlassen die Berge von Ligurien. Nach einem kleinen Stückchen Flachland geht es hinaus in die nächste Weinregion. Eine ganz andere Gegend und wieder ganz spannende Strecken. Durch die Berge und Wälder gingen sehr kleine gewundene Straßen. Jetzt pendeln wir hier wieder entspannt durch die Weinberge. Die Hügel sind nicht mehr so hoch. Die Straßen führen meistens entlang der Berge. Viele Strecken fahren wir mit toller Aussicht über die Bergrücken, Wein zu unseren beiden Seiten. So herrlich hier ganz entspannt durch die Gegend zu pendeln.

Der Regen der uns vor ein paar Tagen noch erwischt hat ist offensichtlich auch hier durchgekommen. An der ein oder anderen Stelle müssen wir auf den Straßen ganz schön aufpassen, denn der Regen hat den sehr schmierigen Erdboden auf die Straßen gespühlt. Teilweise liegen hier dicke Schichten nassen Lehms auf der Straße, die wir durchqueren müssen. Immer nur ein paar Meter. Aber das reicht um schnell mal auf der Seite zu liegen.

Das Wetter an diesem Tag bleibt uns gewogen. Es ist alles dabei. Im den Wäldern ist es gerade am Morgen noch sehr schattig und kühl. Da darf es gerne ein extra Pullover sein. In der Sonne über die Weinberge ist es dagegen schon wieder seeehr warm. Da ist schon die Jacke am besten geöffnet. Aber am besten: Es gibt keinen Regen heute. Wir können den ganzen Tag trocken fahren. Alles andere ist nur Jammern auf Hohem Niveau.

Hier auf der Ecke gibt es sehr viele Haselnussbüsche. Vielleicht kommt ja hier die Ernte für schokoladenhaltige Brotaufstriche her?

Auch hier sind die kleinen Städtchen durch die wir kommen manchmal verwirrend organisiert. Gerne dreht man mit dem Navi mal eine extra Runde. Manchmal hat das Navi Recht. Aber trotzdem fährt man die eigentliche Straße im ersten Anlauf nicht rein – „das kann doch nicht richtig sein, das ist doch jetzt nicht die richtige Straße, dass ist doch die Terrasse des Hauses dort … „.

Das andere Mal hab ich auch nur die falsche Ausfahrt genommen. Wir müssen noch eine Runde drehen und entdecken einen wundervollen Marktplatz mit einem Aussichtsturm in der Mitte. Anhalten. Von dort hat man einen tollen Blick über die Stadt und über die ganze Region. Überall um uns herum Hügel voller Wein. Aber im Vergleich dazu, was sich schon in der Ferne abzeichnet sind es wirklich nur Hügel. Eigentlich sieht das Land schon regelrecht flach aus, bis dann auf einmal die Alpen in der Ferne aufragen. Das sieht total beeindruckend aus. Aus dieser Perspektive habe ich die Alpen noch nie so bewusste gesehen oder wahrgenommen. Von hier oben sieht man wirklich viel vergleichsweise flaches Land. Und dann stehen da mit einem Mal die Alpen in der Ferne, wie ein rechter Winkel zu dem flachen Land und überragend alles. Viele Gipfel sind schon mit weißen Spitzen versehen. Ein wirklich toller Anblick auf die Alpen.

Auch hier gibt es wieder die Austauschprogramm mit Rumänischen Straßenkonstrukteuren. Schlaglöcher kann man auch in dieser Region Italien wunderbar planen und umsetzen.

Schilf gibt es hier irgendwie sehr viel an den Straßenrändern. Auch eine Nummer größer als das was wir von zu Hause kennen. Kann man auch zur Dekoration des Moppeds verwenden, wenn man gerade nichts besseres vor hat (nein, ich bin so nicht gefahren):

Deutsche Discounterketten haben hier auch am Sonntag noch geöffnet. Da soll man noch was über deutschen Kundenservice sagen. Wir konnten also auch heute noch bei Lidl auf dem Parkplatz essen. Haben wir nicht. Aber wir hätten es gekonnt.

Es gab kurze „WTF“-Momente. Wir sind ja per Headset verbunden. Man kann sich also auch schön über die gleichen Sachen wundern. Z.b. wenn sich beide fragen, ob das 9 jährige Kind gerade den LKW gefahren hat. Zumindest saß das Kind vorne auf der linken Seite des LKW. Da wo normalerweise das Lenkrad verbaut ist.

Irgendwann erreichen wir dann auch die eher unspannende Gegend von Turin. Also zumindest aus der Sicht eines Motorradfahrers unspannend. Da hätten wir auch gerne weiter drumherum fahren können. Aber das wäre auch ein größerer Umweg gewesen. So ging es halbwegs mittendurch. Unterwegs haben wir uns noch eine Unterkunft gesucht. Überraschender weise war eine der günstigstens Alternativen auf unserer Route dann auch noch sehr schön an einem See gelegen. Angesteuert. Upgrade mit Seeblick. Haben wir natürlich viel zu wenig genutzt als bis auf das eine Foto „Wir haben Seeblick“. Dann war die Tür wieder zu und wir sind nochmal zum Essen gelaufen.

Auch da: Nicht immer blind auf die Google Bewertung bauen. Sonst landet man bei dem „Restaurant“ das an einen Campingplatz angeschlossen ist. Alles garantiert frisch aus der Tiefkühlung. Das Restaurant war mehr schon so richtig Campingplatz. Also eher so ein locker zusammengeschusterter Anbau mit viel Raum und Löchern zum Atmen. Also halt mehr für den Sommer gemacht als für Ende September.

Aber auch da sind wir glücklich satt geworden. Es war natürlich nicht im Ansatz vergleichbar mit dem Essen gestern Abend. Dafür aber auch leider nicht sooo viel billiger als das es den Qualitätsunterschied rechtfertigt. Wir sind satt und gehen zum Hotel zurück. Genießen noch einmal den Ausblick auf den See – mit einem Baum direkt im Sichtfeld. Morgen geht es dann auf die letzte Etappe hinein in die Alpen.

cheers.
Sebastian

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