Kilometer heute: 421 km
Kilometer gesamt: 1.431 km

Hallo und Humppa nach Deutschland,

es ist der vierte Tag der Tour. Wir melden uns heute Abend bereits aus der Schweiz und waren heute Morgen noch in Italien und zwischendurch auch mal in Frankreich.

Letzte Nacht hatten wir unser Hotelzimmer mit Seeblick. Den wir nicht wirklich genutzt haben. Offiziell gab es nur ein Doppelbett. Aber dann stand da auch noch ein Einzelbett. Das hatte ich. Das war aber nicht angegeben, weil das so eine schöne Metalldrahtkonstruktion als Lattenrostersatz hatte. Und das war schon so schön durchgelegen, dass man sich eigentlich nicht mehr umdrehen konnte, weil man so schon darin versinkt. Da habe ich mit meinem Schlafsack drin geschlafen. Denn ein Bettzeug gabs auch nicht. Auch nicht im Doppelbett. Da gabs nur eine große Decke. Das war dann der Dealbreaker. Dementsprechend Rücken hatte ich heute Morgen. Aber es gab einen schönen Blick auf den Sternenhimmel beim Einschlafen.

Sollte irgendwer behaupten, dass ich geschnarcht hätte, dann stimmt das natürlich nicht. Und wenn jemand davon vermeindliche Aufnahmen hat, dann sind das einfach nur Deepfakes. Wir wissen ja alle, wie schnell sowas heute gefälscht ist.

Im Hotel gibt es heute kein Frühstück. Wir satteln auf und frühstücken unterwegs. Also einfach mal einen größeren Supermarkt ansteuern. Wir landen beim Conad Super Mega Store. Ist das gut hier. Also halt schon einfach ein großer Supermarkt. Aber auch irgendwie alles gut. Es gibt zu allem auch eine große und augenscheinlich gut sortierte Frischeabteilung. Also einen Bäcker und noch eine Käse- und eine Fleischtheke. Und sogar einen Sushi Tresen.

Vollbeladen mit allerlei Leckereien gibt es dann ein gutes Tourenfrühstück mitten auf dem großen Parkplatz vor dem Laden. Herrlich. So ein Frühstück draußen im Freien. Vom Moppedsattel.

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Wir verlassen das flachere Land und fahren steil auf die Berge zu. Direkt hinein in den ersten größeren Pass. Lars hats gleich erkannt „hier waren wir doch schon mal“. Und tatsächlich. Hier waren wir schon. Den Pass Col du Mont Cenis, Colle del Moncenisio mit 2038 Höhenmetern haben wir bereits bei unserer Alpentour 2015 einmal besucht. Das war damals wie auch dieses Mal eine gute Entscheidung und eine super Tour. Dieses Mal waren nur die Straßen noch leerer und das Wetter im Grunde genauso gut. Also eigentlich schon die besser Tour.

Mir kam nach dem Pass eher das lange Tal bekannt vor. Komplett abgeschnitten von allem direkt zwischen den riesigen Bergen fährst du auf einen Gletscher zu. Ansonsten pendelst du da durch eine richtig geile Ecke. Es ist wahnsinnig toll. Ich glaube man müsste die Tour durch die Alpen echt nochmal machen.

Bevor es auf den nächsten Anstieg geht machen wir noch einen kleinen Stopp und Pause. Ein Hubschrauber startet im Tal und fliegt gerade immer wieder Teile auf den Berg. Irgendwas wird da gebaut. Die ein oder andere Skipiste gibt es hier schon immer wieder mal.

Hinter uns hält noch ein Moppedfahrer. Er hält wohl wegen der deutschen Kennzeichen an und sucht Anschluss. Er kommt aus Bremen und hat weite Teile aber mit dem Auto und dem Anhänger zurückgelegt. Der Bremer-GS-Erik fragte uns dann aus ob wir die Strecke schon mal gefahren wären und er hätte da ja immer wieder Respekt vor, wenn es dann da so steil runter geht. Wir hatten das gar nicht realistiert. Auch auf der Tour 2015 nicht. Weil wir uns damit gar nicht auseinandergesetzt haben. Das wurde uns erst Abends im Hotel bewusst.

Erik Peters, der als Motorradreisender Erik Peters auf Instagram unterwegs ist, fährt nämlich gerade heute eine ganz ähnliche Strecke. Wir hatten die letzten Tage schon immer gewitzelt, ob wir uns zufällig begegnen würden, weil wir auf einer ganz ähnlichen Ecke unterwegs waren.

Erik hatte auf jeden Fall davon berichtet, dass er ja den höchsten fest befahrbaren Pass der Alpen überquert hätte und dass das oben schon ziemlich kalt gewesen sei. Dazu noch ein schönes Bild von einem Straßenschild mit Eiszapfen dran. Das interessierte mich in dem Moment ja schon, wo das denn gewesen ist. Bis ich dann feststellte, dass wir da heute auch lang gefahren waren. Wir halten dann nur nie auf den Gipfeln an. Und Schilder mit Eis dran haben wir auch nicht gesehen. Ja, oben war schon frisch. Aber auch viel Sonne. Also noch gar nicht so schlimm. Also nicht immer alles eins zu eins glauben was da im Internet passiert (@Erik, wir folgend dir trotzdem weiter).

Wir haben heute also den höchsten befahrbaren Pass der Alpen überquert. War uns gar nicht bewusst. Der Col de l’Iseran Pass führt uns auf 2770m Höhe über die Alpen. Dann musste ich aber natürlich nachsehen.

Auf Platz zwei, knapp dahinter mit 2758 Höhenmetern, steht dann das Stilfser Joch. Den Pass hatten wir ja auch schon an Tag eins. Leider bei schlechtem Wetter. Also haben wir schon mal die beiden höchsten Alpenpässe überquert, ohne es zu wissen.

Dazu kommt dann später auch noch Platz 12 der Liste; Grosser Sankt Bernhard Pass mit 2473m. Ach und Platz Nummer 8, der Umbrailpass, war auch schon dabei. Wir sind hier schon krass die Top Ten der Alpen am abfahren. Eigentlich hatte ich nur wild in der Karte rumgeklickt, wo es gerade schön aussieht und was eine schöne Strecke werden könnte. Das stimmte am Ende des Tages auch. Vielleicht muss ich auch die Strecke von 2015 nochmal durchgehen. Vielleicht haben wir die Top Ten schon komplett abgearbeitet.

Fern ab jedweder Listen: die Strecke war einfach super geil. Super Ebayer. Immer wieder gerne. Es hat einfach nur Spaß gemacht. Das Wetter hat mitgemacht und die Landschaft hier oben ist ein Traum.

Auf der anderen Seite geht es durch Skigebiete. Immer Sommer kommt einem das immer so fremd vor, wenn alles irgendwie tot ist und du fährst durch vermeindliche Städte die jetzt einfach so dünn besetzt sind.

Rosa gestriche Straßen machen Werbung für den nächsten Ort – der irgendwie „Rosa“ im Namen hatte oder so. So erfreuen wir uns der kleinen Dörfer entlang der Berge.

Wir fahren inzwischen durch die Schweizer Alpen und fahren auf den Genfer See zu. Zwischen Berg und Tal am See entlang. Die Ecke um Montreux ist wieder so richtig, richtig schön. Hier muss man unbedingt nochmal her kommen. Sowas von malerisch. Und ehrlicherweise auch ein Kontrastprogramm zu den letzten Tag.

Es gibt nicht so viele kaputte Bauwerke. Alles ist sauber und schön hergerichtet. Man merkt sehr deutlich, dass es irgendwie eine ganz andere Einkommensklasse sein muss. Es ist verrückt wie viel sich mit einem Bergpass und einer Ländergrenze ändern kann.

Weil die Sonne schon untergeht halten wir am Ufer des Genfer Sees an und schauen nach einer Unterkunft. Gefühlt endet die Tour am Genfer See. Ab hier heißt es eigentlich nur noch nach Hause kommen. Es zählt nicht mehr die schönste Straße. Sondern die ohne Maut am schnellsten nach Hause. Wir gucken also was auf dem Weg liegt und diese Kriterien erfüllt.

Irgendeine Unterkunft direkt in der Nähe am Genfer See rund um Montreux erfüllt schon mal nicht das Kriterium bezahlbar. Die App spuckt Preise ab 350€ pro Nacht aus. Danke nein. Am Ende wird es ein Hotel an einer Autobahnraststätte, oder zumindest einem Autohof unweit der Autobahn in Richtung Bern, ca, eine Stunde entfernt.

Weil die Schweiz nur eine Jahresmaut in Höhe von knapp 50€ hat und keine 10 Tage wie z.B. Österreich, bleiben wir dabei uns meiden die Autobahn. Das ist aber auch natürlich nicht schlecht. Gerne sieht man noch ein bisschen was von der Gegend.

Als wir ankommen geht die Sonne langsam unter. Rund um den Autohof übernachten Störche auf allem was höher gelegen ist. Überall. Wirklich überall sitzen hier Störche. Auf den Laternenpfählen. Auf dem McDonalds Schild. Auf dem Hoteldach. Überall!

Wir entladen die Moppeds. Da hatte noch einer die Handbremse seines Wagens nicht angezogen. Der rollt langsam aber sicher in den Wagen, der gegenüber parkt. Bis er so schnell rollt, dass er sich vom Besitzer des ggü. parkenden Wagens auch nicht mehr mit der Hand hat bremsen lassen. Rums. Da wars ein Versicherungsfall.

Das Abschlussessen findet dann in dem Restaurant des Autohofs statt. Was wir ein Unterschied zu dem Essen am Schlossabend. Welten! Sowas dürfen die hier nicht Essen nennen. Da weiß man das ohnehin schon gut Essen gleich noch viel mehr zu schätzen. So guts wars. Alles war großartig bis hierher. Da geht auch das Essen in Ordnung. Jetzt ab aufs Zimmer. Morgen gehts dann „nur“ noch nach Hause.

cheers.
Sebastian

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