Hallo und Humppa nach Deutschland,
Gefahren heute: 274km
Gefahren gesamt: 725km
Eigentlich hätten wir jetzt in einem Wal-Tour-Boot sitzen sollen. Aber nein. Das Wetter ist zu stürmisch. In der Tat liegt ein gutes Lüftchen an. Die werden schon wissen was sie tun, und wann die Kosten für eine Bootsreinigung die Einnahmen übersteigen und eine Tour damit unwirtschaftlich wird. Das hätte heute der Fall werden können.
Aber Morgen ist ja auch noch ein Tag. So können wir heute erst einmal ausschlafen. Unser Frühstück haben wir uns gestern selber im Supermarkt besorgt. So gibt es für uns Toast und Marmelade in der Gemeinschaftsküche, die außer uns keiner so richtig zu nutzen scheint. Oder keiner ist da. Aber Autos stehen draußen.
Nach unserem Frühstück geht es erst einmal an die Landspitze von Hermanus. Das ist der Punkt von dem aus man auch von Land Wale beobachten können soll. Gestern sind wir nur nicht ganz bis dorthin gelaufen.
Und tatsächlich sehen wir hier unsere ersten Wale von Land aus. Irre! Du brauchst schon noch ein Fernglas oder eben ein Teleobjektiv wenn du auch ein paar Details sehen willst, aber tatsächlich scheint hier das Wasser direkt vom Land so weit abzufallen, dass hier Wale bis kurz direkt vor die Küste schwimmen. Es gibt hier nur die Rückenflosse zu sehen und springt nicht direkt aus dem Wasser. Aber es geht trotzdem ein Raunen durch die Leute an Land, wann immer eine Finne zu sehen ist. Ein sehr gutes Echelot ob man gerade mehr nach Links oder Rechts gucken muss, da es mehrere Wale zu sein schein.
Dann geht es weiter. Heutiges Ausflugsziel: Kap Agulhas, der Southern Tip of Africa. Der südlichste Punkt des afrikanischen Festlands. Ich glaube sogar des afrikanischen Kontinents weil es auch keine Inseln weiter südlich gibt, die noch zum afrikanischen Kontinent gehören. Muss ich nochmal recherchieren.
An dieser Stelle treffen der Pazifische Ozean und der Indische Ozean aufeinander. Also zumindest nach der Grenzdefinition, wie genau hier die Strömungen laufen weiß ich nicht.
Wir nehmen die landschaftliche Route entlang der Küste. Das sind schon noch ein paar Meter zu fahren. An der Straße stehen hier schon eine Menge Anhalter. Das haben wir bisher so noch nicht gesehen. Alle haben immer einen kleinen Schein, meist einen 20 Rand Schein, manchmal einen 10er in der Hand. Ich weiß nicht ob das tatsächliche Bezahlung ist, oder nur der gute Wille. Oder ob das ein legales Schlupfloch ist. Man sieht viele Schilder mit einem durchgestrichenen Daumen. Ich vermute also „Trampen verboten“. Wenn man dafür zahlt, ist es ja vielleicht auch eher eine Taxi-Fahrt und man verstößt nicht dagegen?
Unsere Route führt uns an der Küste entlang. Vorbei an Gansbaai und Die Dam. Gansbaai ist auch ein Ort in dem man Wal-Touren buchen kann. Der kam uns bei der Recherche nach unserem Tourenausfall auch einmal unter. Jetzt sind wir ja aber versorgt.
Was ich im Navi nicht eingestellt habe, war der Straßenzustand. „Unbefestigte Straße“ hatte ich nicht deaktiviert. So endet nach Die Dam dann erst einmal die befestigte Straße und wir fahren das erste mal Grovel Road. Ich hab mich schon gewundert, was die schön breite und saubere Straße auf einmal nach der letzten Kreuzung so leer wurde und wir die nächsten 30 Kilometer quasi alleine gefahren sind.
Ich weiß noch wie ich in Namibia teilweise über die Waschbrettpisten geflucht habe und meinte, nie wieder in so einer kleinen Plastikkiste über Schotterpisten. Und da waren wir wieder. In einem kleinen Plastikauto auf Schotterpisten. Ganz so schlimm wellig war es heute nicht, aber es gab auch dort wieder so wellige Abschnitte. Zum Glück dieses mal aber nicht tagelang.
In der Ecke sind aber auch trotzdem mehr Menschen unterwegs als in Namibia. Da haben wir häufig einen halben Tag niemanden auf der Straße getroffen. Hier gleich 3 Autos und einen LKW auf 50km. Was für ein Massenauflauf.
Wir fahren so auch durch den Alguhas National Park. Schon ein kleines Kontrastprogramm zu der fast sonst grünen Vegetation. Tundrisch. Eher flache Sträucher. Weniger grün. Mehr braun und grau. Das ist schon eher das was man in Afrika erwarten würde. Was es halt auch gleich viel interessanter macht. Und hier sehen wir auch Strauße. Das sind hier sicher echte wilde Tiere. Das macht es gleich viel beeindruckender die Tiere zu entdecken und zu beobachten.
So dauert der Weg ans Kap etwas länger, aber es ist auch der spannendere Weg. Also zumindest für mich. Und so haben wir wenigstens eine Schotterpisten Erfahrung gemacht.
Irgendwann kommen wir dann kurz vor dem Kap wieder auf feste Straßen und nach L’Alguhas, wo sich der südlichste Punkt des Kontinents und unser Ziel befindet. Das ist dann doch wieder eine leichte Erleichterung. Kurz vor dem Kap machen wir noch einen kleinen Mittagsstop. Eine kleine Pizza. Beim Aussteigen merken wir nochmal was wir wochenlang in Namiba hatten: der schöne Film an hauchfeinem und damit sehr resistenten Staubes auf dem Auto. Das wird uns jetzt noch eine Weile begleiten.
Dann am eigentlichen Kap ist deutlich weniger los als am Kap der guten Hoffnung. Die haben ganz klar das bessere Marketing. Alleine sind wird hier auch nicht, aber auf mehr als 50 Personen kommen wir hier sicher nicht.
Und dann waren wir auch endlich und offiziell am Grenzstein zwischen dem Pazifischen und dem Indischen Ozean und dem südlichsten Punkt Afrikas. Es gibt dort ein großen öffentlichkeitswirksamen Stein (eine freundliche chinesische Reisegruppe hilft uns bei dem entsprechenden Touri-Foto). Dort bin ich dann noch so weit es ging über die Steine zum Wasser geklettert um mit dem Telefon auch wirklich eine möglichst südliche Koordinate einzusammeln.
Jetzt bin ich am Nordkap (Norwegen) und am Südkap (Südafrika) gewesen. Tatsächlich sind die beiden extremen Punkte fast auf einer vertikalen Linie. Gerade mal 5° trennen die beiden Punkte in der Breite.
Dann gehts auch schon wieder zurück. Diesmal aber nur die befestigte Straße. Sicherer wird das aber auch nicht. Schon nach ein paar Kilometern sehen wir in der Ferne einen bedeckten Himmel und eine Rauchwolke. Kurz vor Bredasdorp wird klar, dass es sich hier um einen Flächenbrand handelt. Ein paar PKW und ein Feuerwehrfahrzeug stehen an der Straße und regeln den Verkehr. Der führt nämlich mitten durch eine brennende Fläche. Links und rechts von der Straße stehen Büsche in kleinen Flammen. Alles geht in einer großen Rauchwand unter.
Wir müssen erst stehen und warten. Die Situation ist noch unklar. Irgendwann winkt ein Feuerwehrmann die Schlange an wartenden Autos durch. Und dann fahren wir mitten durch die Rauchwand hindurch. Sichtweiten von nicht mal 5 Metern. Links und rechts brennt es noch. Wir gucken, dass wir Mittag fahren und orientieren und an dem vorausfahrenden Fahrzeug. Hoffentlich kommt jetzt nichts von vorne.
Leider hab ich völlig vergessen die Klimaanlage abzustellen. D.h. das Auto zieht schön frische Luft von Außen durch den Luftfilter. Momente später riecht es natürlich auch im Auto. Dann stell ich die Lüftung schnell noch ab. Der Luftfilter wird den Ruß schon gefressen haben. Jetzt riecht es garantiert die nächsten Tage danach. FUCK.
Man fühlt sich eben auch ein bisschen wie in einem Katastrophenfilm, wenn man hier so durchfährt. Ein paar Brände habe ich ja auch schon hautnah miterlebt, aber so einen richtigen Buschbrand habe ich auch noch nicht erlebt. Das lenkt ab.
Wir fahren knappe 2 Kilometer durch den Rauch. Was auf der anderen Seite noch wie ein kleiner Flächenbrand aussah, hat offensichtlich durchaus andere Ausmaße. Die komplette Strecke von dort bis nach Hermanus, und das sind gut 90 Kilometer, begleitet uns eine riesige Rauchschwade in der Luft. Unsere Wal-Tour sollte ja heute stattfinden und wurde wegen dem Wind abgesagt. Das ist natürlich genau das falsche Wetter für einen Flächenbrand.
Auch als wir später in Hermanus vor unserem Appartment stehen, ist die komplette Luft bedeckt. Überall in der Luft steht der Ruß. Auch hier 90km weiter. Na, ob da morgen die Wale raus kommen werden?
Wir gehen noch eine Runde am Wasser entlang. Von der Wal-Sichtung heute Morgen noch angefixt. Vielleicht sehen wir ja noch was. Eine Gruppe Delphine ist zu sehen. Klippschliefer und in der Ferne unter dem roten Rauch der Abendsonne kann man auch die Atemluftkegel von Walen sehen. Aber um auch Tiere zu erkennen ist es leider zu weit weg.
Wir kaufen noch ein bisschen was fürs Abendessen. Dann gibt es nochmal Nudeln aus der Gemeinschaftsküche.
Dann aber zu Bett. Morgen müssen wir ja wieder früh aufstehen um die Wale zu sehen. Endlich Wal-Tag.
cheers.
Sebastian


