Hallo und Humppa nach Deutschland,
Gefahren heute: 156km
Gefahren gesamt: 182km
heute steigen wir einmal direkt voll ein und reißen die ersten richtigen Kilometer. Wir fahren aus der Stadt an den südlichen Zipfel, das Kap der guten Hoffnung und den eigentlich noch südlicheren Zipfel Cape Point.
Erstmal haben wir aber gut geschlafen. Einmal ausschlafen. Das tat allen nach dem Flug sehr gut. Unsere Unterkunft bietet eine Art Frühstück an. Der Werbetext dazu spricht von einem „Complementary Continental Breakfast“. Eine interessante Interpretation von einem Continental Breakfast. Es ist inklusive. Das stimmt schon mal. Aber so ein Frühstück habe ich auf dem Continent noch nie gesehen.
Es gibt eine riesiger Schale kalter Eier. Bei der Menge und der Anzahl an Gästen traue ich mich daran, die müssen da ja schon ewig liegen. Dazu gibt es ein Bananenbrot sowie ein Mandarienenbrot. Beide wirklich sehr lecker. Joguhrt im Becher sowie Cracker und dazu zwei Blöcke Cheddar Käse zum selber schneiden. Eine sehr interessante Mischung. Wir kommen gut durch und essen das auch gerne. Die Brotkuchen sind echt spitze. Aber dennoch eine eigenwillige Kombi.
Dann geht es mit dem Auto los. Mal richtig Kilometer auf der Linken Seite abreißen. Erster Halt ist Simonstown. Hier am Bolder Beach befindet sich eine großer Kolonie von Afrikanischen Pinguinen – die Brillenpinguine.
Der Strand sieht auch echt mega aus. Heller Sand. Türkisblaues Wasser. Und große, runde Felsen die hier am Stand im Wasser liegen. Fast ein bisschen wie auf den Seychellen. Richtig gut. Vermutlich die Namensgeber. Aber wir sind wegen der Pinguine hier.
Und diese Art ist inzwischen leider gefährdet. Der Bestand auch in dieser Kolonie geht immer weiter zurück. Es gibt noch ein paar andere Kolonien in Südafrika. Auch hier mit langsam sinkenden Beständen. Woanders kommt das Tier nicht natürlich vor.
Wenn man hier ankommt, dann gibt es mehrere große Parkplätze. Wir sind nicht in der Hochsaison unterwegs, deswegen kommen wir hier noch gut unter. Das Parken ist eigentlich kostenlos. Aber am Eingang stehen gleich mehrere Herren mit Warnwesten. Das hat so einen schönen offiziellen Charakter. Offiziell sind die aber nicht. Ich frage noch unwissend ob das Parken was kosten. Es wäre umsonst, aber eine Spende fürs Aufpassen wäre schon nett – so die Antwort. Parkplatz Aufpasser ist hier ein sehr verbreiteter, inoffizieller Job. Und es gibt da welche mit guter und welche mit schlechter Aufpassmoral. Grundsätzlich kann man das schon gut machen und hier vielleicht 5-10 Rand (25-50ct) fürs Aufpassen geben. Aber immer erst danach. Nie vorher. Sonst sind Geld und Aufpasser weg.
Unser Aufpasser war super freundlich. Freundlicher Hinweis wo etwas frei ist. Hatte selber gleich gesagt, dass er sich am Ende über eine Spende freuen würde. Entspannter Typ. Der hat von uns auch was bekommen. Das Auto war noch ohne Schäden da.
Vom Parkplatz geht es einen Holzsteg entlang. Der Weg ist zu den Seiten abgesperrt. Denn hier sitzen schon die Pinguine in den Büschen. Ein paar Jungtiere, aber vor allem die bereits älteren Tiere, die gerade ein neues Federkleid bekommen. Einmal im Jahr bekommen die Pinguine ein neues Federkleid. Dann ist für ca. drei Wochen Fasten angesagt, weil sich damit schlecht Schwimmen lässt. Solange verstecken sich die Tiere dann gerne in den Büschen, bis alle neuen Federn wieder da sind.
Hier hat dann natürlich jeder Pinguin schon fast ein Smartphone im Gesicht auf dem Schnabel sitzen. Die meisten Touristen halten hier keinen sonderlich großen Abstand ein. Die Tiere lassen es über sich ergehen und drehen sich höchsten in die andere Richtung. Sie scheinen sich daran gewöhnt zu haben und schrecken nicht mehr vor kreischenden Touristen zurück.
Die eigentliche Kolonie am Strand wird aber von einem Kassenhäusschen bewacht. Natürlich. Also noch einmal Eintritt für alle. Ist hier ein Nationalpark und kommt dann sicher auch direkt dem Schutz zugute. Das zahlt man dann noch halbwegs freiwillig gerne. Aber wir müssen auch ein bisschen warten. Wir sind hier nicht die Einzigen. 12 EUR pro Person. Ist im Vergleich zu den 50ct für den Parkplatzwächter dann schon wieder viel. Einheimische zahlen auch weniger. Das ist der Preis für Nicht-Südafrikaner.
Daher gibt es weitere gut ausgebaute Holzstege die die Touristen von den Pinguinen trennt. Die Tiere können so immer noch unter den Stegen durch die Büsche verschwinden und die Menschen sind auf den Weg gesperrt. Ein halbwegs guter Kompromiss. Immer wieder finden sich auch Tiere in der Mauser zwischen den Bäumen. Auch ein paar Jungtiere sind dabei die auf ihre Eltern warten um Futter geliefert zu bekommen. So kommt man ganz vorne an den Strand. Hier liegen viele Tiere auf dem Sand oder den Felsen und Sonnen sich. Eine andere Gruppe geht gerade Fische fangen, ein noch andere Gruppe kommt gerade wieder. Wirklich toll das Treiben zu beobachten.
Man hört viel Deutsch von den Touristen. Ich würde sagen es ist der deutlich überwiegende Teil der Leute hier. Ein paar Niederländer. Wenige US-Amerikaner. Ein paar Briten vielleicht. Die obligatorische chinesische Reisegruppe ist auch dabei. Aber vor allem eben Deutsche.
Wir drehen noch eine Runde mit den Pinguinen. Das Tele-Objektiv war jetzt schon eine gute Investition und hat hier viel Spaß gebracht. Wir fahren weiter. Drehen nochmal kurz um und halten für ein kleines Mittagessen in der Stadt.
Während wir noch am Straßenrand einparken kommt dann schon ein Mann mit sehr offiziell anmutender Kleidung und der Warnweste an. Stellt sich erstmal neben das Auto und wartet. Und wartet bis wir endlich aussteigen. Kommt dir aber schon komisch und sehr penetrant vor. Also wieder die Frage, ob das Parken hier was kosten würde. Nein, nur eine freiwillige Gebühr. Aha. Wieder das Geschäftsmodell. Wir gehen hier in einem kleinen Restaurant essen. Er bekommt später seine 50ct. Wir dann noch eine pseudo Hilfe beim Ausparken.
Es geht weiter zum Kap der guten Hoffnung.
Irgendwann stehen wir dann auch vor dem Tor zum Nationalpark „Cape Point“. Wenn du da hin willst, dann musst du nochmal 25 EUR pro Erwachsenen für den Nationalpark bezahlen. Das machst du dann natürlich auch wenn du schon ein paar Stunden unterwegs bist um da hin zu kommen.
Aber mein Englisch scheint wieder gut. Es gibt auch hier Preise für Einheimische und Nicht-Südafrikaner. Ich wurde erst für einen weißen Südafrikaner gehalten. Habe das dann aber korrigiert. Ich hätte hier nochmal 50 EUR sparen können. War doof.
Der Nationalpark ist aber auch wirklich schön. Eine tolle Landschaft. Eine richtig tolle Küstenlinie. Eigentlich müsste man hier mit mehr Zeit hin und auch den ein oder anderen Pfad mal bewandern. Für ein paar Stunden hier rein fahren und ans Kap ist eigentlich ein bisschen eine Verschwendung der Natur.
Wir fahren vor bis zum Parkplatz Cape Point. Hier stehen schon viele Busse. Hier gibt es ein Besucherzentrum und Gastro. Hier gibt es auch eine kleine Bergbahn mit der man zum Aussichtspunkt mit Leuchtturm fahren. Wenn das Teil nicht gerade außer Betrieb wäre. Wir wären in jedem Fall gelaufen. Vorne hat man einen besseren Ausblick über das Kap. Außerdem gibt es noch den alten Pfad des Leuchtturmwärters der noch weiter nach vorne führt. Fast bis dorthin wo der aktuelle Leuchtturm steht. Vorbei an einem Kriegsbunker. Im 2. Weltkrieg stand hier eine geheime Radaranlage. Hier gehen aber kaum noch Touristen lang. Keine zwei Hände von der Massen an Touristen bewegen sich hier noch. Es ist schon halb fünf. Die Sonne steht schon tief. Mal gucken was Lightroom noch aus dem Gegenlicht rausholen kann. Also tolle Fotos hier vor allem am Morgen.
Das ist schon auch ein bisschen anstrengend hier rauf und runter zu wandern. Ich werde älter merke ich.
Nach der Umwanderung fahren wir mit dem Auto noch eine Ausfahrt weiter. Hier ist das eigentliche Kap der guten Hoffnung, inkl. dem dazugehörigen offizielle Schild für die Touristen. Auf dem gerade eine Truppe Inder herumturnt. Ich verliere nach ein paar Minuten die Geduld. Und bei der Gruppe besteht kein Bestreben den Platz auf anderen für Fotos bereitzustellen.
Aber außer dem Namen ist das Kap der guten Hoffnung kein geographisch interessanter Punkt. Der süd-westlichste Punkt von Afrika. Weder der Südlichste noch der Westlichste. Und besonders schön ist es hier auch nicht. Den südlichsten Punkt habe ich aber noch auf der Route eingeplant. Den will ich noch anlaufen.
Dann fahren wir wieder zurück. Auf dem Rückweg sehen wir noch eine Gruppe vermeindlicher wilder Strauße die hier im Nationalpark laufen. In der Nähe gibt es aber auch eine Straußenfarm. Vielleicht auch einfach nur irgendwann entlaufene Tiere. Aber für die Romantik sind es auf jeden Fall wilde Strauße die wir gesehen haben.
Wir fahren zurück nach Norden nach Muizenberg. Scheinbar ein guter Spot zum Surfen. Außerdem bekannt für bunte Häuser am Strand. Auf dem Weg fahren wir nicht wieder die Route am Meer sondern durchs Landesinnere. Immer wieder laufen hier auf der Straße Leute. Auch wenn Kilometer vorher und hinterher nichts zu sehen ist. Gar nichts. Wo laufen die hin? Wo kommen die her?
Ein paar Kilometer weiter sehen wir dann noch ein etwas größeres Township hinter den Hügeln versteckt. Damit es auch ja keinen Weißen stört. Bzw. hier stehen auch nur Blechhütten. Keine Ahnung ob das mal ein geplantes Township gewesen ist. Aber wenn die hier hin wollen, dann haben die noch eine paar Kilometer zu laufen.
Dann endlich in Muizenberg. Also heute kann das ein guter Surferstrand sein. Zumindest Wind ist hier ganz anständig heute. Wir kommen auf einem größeren Parkplatz an. Erstmal keine Ahnung ob man hier stehen kann oder soll oder sollte. Da winkt schon ein Mann in Weste. Ich dachte erst, der winkt uns weg, also das man da nicht mehr stehen dürfte. Dann kam er aber schnell angelaufen. Wieder ein inoffizieller Aufpasser – „Bitte, bitte, ein kleiner Betrag“ – er wäre hier der Guard. Er hat dann auch einen kleinen Obolus bekommen. Wir haben dann noch eine kleine Runde am Strand gedreht. Nicht lange. Als wir dann wieder zum Auto kommen ist der Typ dann wieder weg. Deswegen das Geld immer danach geben. Nie davor. Den Job nimmt nicht jeder auch ernst.
Weil es dann schon später ist suchen wir dann doch noch einen Fish&Chips laden in der Straße auf und lassen das Auto noch kurz stehen. Das Essen hat mich nicht so richtig gekickt, aber es war alles in Ordnung.
Zurück am Auto kommt dann der nächste auf uns zu. Der wollte dann auch nochmal ein bisschen Geld erbetteln. Da hab ich dann aber gleich abgewunken. Er ließ aber nicht locker. Er hielt immer einen Höflichkeitsabstand ein. Also erstmal nicht bedrohlich. Aber er folgte uns dann auch bis zum Auto. Wir haben eingepackt. Ein riesiger Parkplatz. Mindestens zehn Reihen. Fast kein Auto mehr zu sehen. Ich kann also zehn Reihen nach hinten setzen. Aber er stellt sich dann hinter das Auto um mich einwinken zu wollen.
Dann ist auch wirklich Schluss für heute. Es ist spät. Wir fahren zurück zu unserem Hotel. Ab zu Bett. Gute Nacht.
cheers.
Sebastian


