Hallo und Humppa nach Deutschland,
heute klingelt zwar kein Wecker. Aber wir haben wir Programm. Schluss mit dem faul am Strand liegen. Die Insel will erkundet werden. Der fleißige Deutsche will sein Invest in die Flüge auch in Aktivitäten umgesetzt sehen.
Um 10 Uhr wollen wir unser Auto von der Vermietung abholen. Bis dahin sind es noch 30 Minuten Fußweg. Also heute mal rechtzeitig auf dem Balkon frühstücken. Der Himmel sieht schon etwas gemischt aus. Aber da denken wir uns nichts weiter dabei. In Norddeutschland hängen auch an schönen Tagen ohne Regen viele Wolken am Himmel.
Natürlich halten wir die 10 Uhr nicht ganz ein und sind 20 Minuten zu spät. Aber wir sind in Urlaub. Wen kümmern hier 20 Minuten. Es gibt einen Hyundai Eon. Gibt es die überhaupt bei uns? Ich glaube ich hab das noch nie gesehen. Das kleinste und einfachste Auto, dass ich je gesehen habe. Es besteht aus Alufolienblech und wird von einem Rasenmähermotor angetrieben. Es hat noch einen Schlüssel den man in ein Zündschloss steckt und auch in die Tür um die Tür zu öffnen. Das hab ich bestimmt 15 Jahre nicht mehr gemacht. Wenn das mal reicht. Aber es fährt. Mehr brauchen wir hier nicht. Nur der Druckgaszylinder der Heckklappe hat schon aufgegeben. Die werde ich nicht nur einmal auf den Kopf bekommen, weil die Klappe ständig von alleine zu fällt.
Die Reservierung war aber auch wieder denkbar einfach. Wir hätten gerne ein Auto. Ok, übermorgen klingt gut. Ein Name reicht. Keine Kreditkarte kein sonstwas. Heute musste ich bei der Abholung nochmal kurz meinen Führerschein zeigen. Fahren dürften damit aber auch alle anderen. Deren Führerscheine muss man aber nicht zeigen. Noch eine Unterschrift und per Karte den Betrag bezahlt. Das wars. Dann gabs nur noch den Hinweis „999 ist hier die Notfall Rufnummer, wenn ihnen was passiert“. Gut zu wissen. Auch wenn wir das gar nicht genau wissen wollen.
Hier gilt übrigens der Linksverkehr. Auf Praslin konnte man sich mit nur einer Ringstraße einmal um die Insel ja nicht wirklich verfahren. Da ist das hier ja schon deutlich komplizierter. Wobei die Seychellen zusammengenommen nur ein Straßennetz von 574 km befestigter Straßen haben. Und das eben auch nur auf den drei Hauptinseln.
Erster Zwischenstopp ist der Copola Trail. Ein bekannter und empfohlener Wanderweg der hier durch ein Naturschutzgebiet führt. Am Eingang zu dem Trail steht tatsächlich ein Kassiererhäusschen. Das Wandern kostet hier Eintritt. 100 rp pro Nase. Das sind schon 6,50 EUR. Für ein Wanderweg ist das nicht unbedingt eine billige Angelegenheit. Aber wenn man schon mal da ist, dann dreht man auch nicht aus Protest um.
Der Trail geht wirklich mitten durch den Wald. An einigen Stellen befestigt, später dann nur noch sehr kontrolliert ausgetreten. Aber es ist hier wirklich wie im Urlaub. Einziger Nachteil: Weil es letztendlich den Berg rauf geht, geht es die ganze Zeit den Berg rauf. Und ich hab das Kind auf dem Rücken. Gott, was bin ich untrainert. Bzw. ich hab auch gerade immer noch ziemlich angeschlagene Atemwege und eigentlich eine Erkältung. Man könnte sagen, es ist dumm, dass ich dann noch das Kind den Berg raufschleppe und mich schon verausgabe. Es ist auch eine Nahtoterfahrung. Aber es geht so cool durch den Regenwald. Ich liebe es hier.
Am Ende hab ich es natürlich trotzdem auf den Berg geschafft. Der Weg ist ja auch das Ziel und hier durch den Wald zu kraxeln ist schon wirklich toll. So viele Bäume und Pflanzen zu bestaunen. Ich hätte nur wirklich gerne die volle Lungenkapazität gehabt.
Der Berggipfel ist ein massiver Felsblock. Von hier oben hat man eine tolle Aussicht und Blick über die Insel und Stadt. Nach dem schweißtreibenden Aufstieg ist auch der frische Wind hier oben mehr als willkommen. Ich frag mich aber bei den Leute die hier oben schon sitzen, ob es nicht noch einen anderen Weg hinauf gibt. Hier sitzen schon ein paar deutlich ältere Semester die nicht gut zu Fuß unterwegs zu sein scheinen. Und mal unabhängig von meiner Gesundheit waren da auch schon ein paar Kletterpartien auf dem Weg. Alles Respekt. Das wäre peinlich geworden, hätte ich das dann nicht geschafft.
Hier oben finde ich auch eine riesige Kolonie an Kannenpflanzen. In der Dimension habe ich das noch nicht in freier Wildbahn gesehen. Wirklich bestimmt 100qm ein großer Teppich an Kannenpflanzen.
Von hier oben kann man auch gut auf Eden Island schauen. Das ist die kleine Version von Dubais „The Palm“. Hier wurde künstlich Land augeschüttet und die Insel erweitert. Über eine Brücke gelangt man auf die Eden Island, die vor allem mit Luxus-Unterkünften und Hotel bebaut wird. Im Vergleich zu den Dimensionen von Dubai ist das natürlich winzig und bei Weitem weniger protzig.
Was der starke Wind schon angekündigt hatte zeigte sich dann wenig später auch am Himmel. Es zogen jetzt immer dickere Wolken schnell auf. Daher haben wir es uns oben auch nicht zu gemütlich gemacht und sind wieder an den Abstieg gegangen. Das ging jetzt natürlich deutlich entspannter. Rechtzeitig geschafft haben wir das aber leider nicht mehr. Noch während des Abstiegs fing es im Wald an zu regnen. Regenwald halt. Zum Unterstellen gabs nicht wirklich was. Natürlich jede Menge große Blätter, aber wirklich gelohnt hätte sich das aber auch nicht. Also einfach ignorieren und weiterlaufen damit wir zurück zum Auto kommen. Dementsprechend nass sind wir dort dann auch irgendwann angekommen. Nass aber glücklich. Dann sind wir erstmal wieder nach Hause zum Trocknen und für eine kleine Mittagspause.
Nach der Mittagspause geht es weiter mit dem Auto. Wir wollen nochmal weiter in den Norden der Insel fahren. Also erst einmal wieder in Richtung Victoria und an die Ostküste der Insel. Dann links abbiegen und in den Norden fahren. Inzwischen klappt das Linksfahren auch wieder sehr natürlich.
Wir wollten eigentlich an der einzigen Parfümerie der Seychellen halten. Aber als wir auf den Hof kamen, kamen uns schon die Inhaber entgegen, die hier vermutlich auch wohnen, und haben uns direkt auf Deutsch begrüßt, dass heute leider geschlossen ist. Es ist Allerheiligen und ein Feiertag. Feiertag vergessen. Ok, kann passieren. Wir haben ja Urlaub. Aber sehen wir so Deutsch aus, dass man das schon aus der Ferne erkennt und uns entsprechen begrüßt? Wir fahren weiter die Küste hinauf.
Die Strecke ist insgesamt sehr schön. Aber uns kam auch nichts so besonderes unter, dass wir extra angehalten wären. Viele angeblich sehr sehenswerte Punkte fanden wir auch sehr schön, aber gestoppt hatten wir dort dann nicht.
Ganz im Norden am Top Soleil Beach halten wir nochmal an, parken, und laufen zum Strand runter. Der sieht wirklich schön aus. Eine tolle kleine Bucht, umringt mit Palmen und eine nette kleine Beachbar. Aber genau da geht wieder der Regen los. Und weil wir heute schon mal bis auf die Knochen nass waren, haben wir gerade auch keine Lust mehr das auszusitzen. Also wieder zurück ins Auto. Wirklich schade. Hier kann man es gut aushalten.
Den Glacis Beach streifen wir nur im Regen und steigen nicht aus. Sieht spontan aber auch sehr gut aus. Also vielleicht ist der Norden später nochmal einen Ausflug mit dem Bus wert in den nächsten Tagen. Der restliche Norden der Insel bleibt unspektakulär. Zumindest das was wir sehen ohne auszusteigen. Der Regen hält an und wir fahren wieder zurück auf unsere kleine Berghütte.
Solange wir das Auto noch haben, fahren wir aber noch schnell eine Runde damit zum Einkaufen. Einmal weniger die Wasserflaschen den Berg hinaufschleppen.
Die Abendessen Carbonara wird heute drinnen serviert. Der Regen hat zwar aufgehört, aber die Moskitos lauern alle nur unter unserem Vordach. Die sind hier auch ein bisschen kleiner. Man hört die hier nicht. Die stechen nur. Ganz gemeine Viecher. Wieder ein schöner Tag im Tropenparadies, der zu Ende geht. Gute Nacht.
cheers.
Sebastian