Hallo und Humppa nach Deutschland,
gefahrene Kilometer heute: 453 km
gefahrene Kilometer gesamt: 2099 km
Ich melde mich aus Shkodra (Shkodër) in Albanien. Eigentlich wollte ich da heute nicht sein. Aber bevor ich einfach nur nass werde, passe ich meine Reise lieber dem Wetter ein wenig an. Dafür bin ich ja spontan unterwegs.
Also streng genommen wollte ich schon hier in der Ecke Albaniens sein. Aber nicht über den Weg, über den ich nun gekommen bin. Eigentlich hatte ich mir überlegt, dass ich vom Kosovo in den Süden nach Albanien fahre und eine kleine Fährfahrt unternehme.
Hier im Norden Albaniens gibt es den Koman-Stausee. Den kann man mit einer Fähre überqueren. Und das solle eine tolle, Fjordartige Fahrt sein. Der Blick in die Wettervorhersage und vor allem in das Regenradar für die Strecke in Richtung Süden sah nicht sehr rosig aus. Eher dunkel-lila, was für Regen steht. Viel Regen.
Eigentlich wollte ich erst nach Albanien. Und von dort über den Süden des Landes weiter nach Mazedonien. Und von dort dann über Serbien nach Hause fahren. Aber das wird nun nichts mehr. Nicht nur, dass ich dann heute sehr nass geworden wäre. Der Regen zieht dann auch genau in diese Richtung weiter. Ich wäre also auch sehr wahrscheinlich Morgen noch sehr nass geworden.
Der Plan von gestern Abend und heute Morgen sieht also eine Änderung der Drehrichtung vor. Nicht gegen den Uhrzeigersinn in Richtung Serbien, sondern mit dem Uhrzeigersinn wieder in Richtung Kroatien.
Nun geht es also erst einmal aus dem Kosovo in Richtung Nord-Mazedonien. Ich hatte mir eine Strecke rausgesucht und ins Navi geladen. Dann gehts erstmal los.
Also erstmal Frühstück. Und auch das ist wieder super hier im Hotel. Buffett. Gute Auswahl und gute Qualität. Neben mir gibt es hier auf jeden Fall noch ein große Truppe von US-Amerikanern. Dann gehts los. Alle Sachen sind gepackt. Die Koffer wieder auf das Mopped gehängt. Die Regen-Plünnen hab ich schon gleich angezogen. Auch wenn ich die Richtung schon einmal geändert habe, ganz trocken wird es auch heute nicht werden. Und das geht dann leider schon los direkt nachdem ich aus der Garage gefahren bin.
Die Strecke die ich rausgesucht hatte kennt mein Navi leider nicht. Wie sich später rausstellte habe ich eine Strecke rausgesucht, die tatsächlich nicht befahrbar ist. Irgendwann hört die Strecke auf, bzw. wird zu einem Trampelpfad auf dem ich nicht mit meinem Motorrad unterwegs sein will. Auf jeden Fall kein offizieller Grenzübergang.
Also hab ich ein paar Zwischenstopps aus der Route genommen und die Strecke ein wenig umgestellt. Nächster Stop dann in Mazedonien. Weil es aber inzwischen doch die ganze Zeit regnet nehme ich die größeren Straßen um möglichst schnell um den Regen herumzukommen. Das führt mich einmal quer durch den Kosovo und dann hinein nach Nord-Mazedonien. Um die Berge herum. Eher im Flachland. Hier wechsle ich dann wieder auf die kleineren Straßen, die dann auch wieder mehr Spaß und jetzt am Nachmittag auch hoffentlich weniger Regen bedeuten.
Auch die Einreise in Nord-Mazedonien ist wieder gar kein Problem. Kurz den Ausweis gecheckt und dann gehts weiter. Damit habe ich das 10. Land der Reise erreicht. Außerdem habe ich einen neuen Länderpunkt gesammelt für ein Land, in dem ich bisher noch nicht gewesen bin. Einen Stempel im Pass gabs leider auch nicht. Das macht hier irgendwie nur Montenegro. Und der Stempel ist nicht schön.
Auf der anderen Seite der Einreise, also von Mazedonien in den Kosovo, stand ein älterer Herr auf einer GS. Der grüßte mich dann noch ganz freundlich. Er war Schweizer. Der gute Mann war mindestens 70 Jahre alt. Oder hat sich sehr schlecht gehalten. Ein paar Jahre kann ich das also noch machen hier. Mit 70 aus der Schweiz durch Mazedonien und den Kosovo. Respekt.
Nur der Pass vom Kosovo nach Mazedonien ist wettertechnisch echt nicht das Highlight des Tages. Es ist echt kalt. Es regnet und die Sicht beträgt lange Zeit gerade mal 10 Meter. Es ist wirklich ziemlich nebelig. Irgendwann gab es dann im Wald auf mal eine kleine Ansammlung von Häusern. Wahrscheinlich Hotels und Restaurants. Und obwohl die Sicht da so sehr bescheiden ist, torkelt dann da doch zur Mittagszeit eine Partygesellschaft feiernd und johlend über die Straße. Da schnell nochmal in die Eisen und Ausweichen, bevor das Mopped hier noch Luftballons und Schnapsgläser abbekommt. Muss eine gute Fete gewesen sein.
Von hier will ich über den Mavrovo National Park nach Albanien weiter. Eine gute Wahl wie sich später herausstellt.
Irgendwann auf dem Weg komme ich durch eine eher kleine Stadt. Es gibt vermutlich genau diese eine Tankstelle dort. Ein guter Ort um hier nochmal zu tanken. Hier gibt es i.d.R. überall Tankservices. Der Tankwart kommt also zu mir und auch hier werde ich aufgrund meiner Ausstrahlung oder des Kennzeichens wieder sehr freundlich mit ein paar deutschen Wörtern begrüßt. Kurz danach kam noch der Besitzer dazu. Mit ihm unterhielt ich mich dann in perfektem Deutsch. Dann kam der Sohn (15) hinzu.
Wie sich herausstellte hatte er – der Besitzer – 20 Jahre in Deutschland im Bauwesen gearbeitet. Er hatte sogar in Hamburg gewohnt. Und das sogar in einer Straße 800m Luftlinie entfernt die ich kannte, weil wir regelmäßig mal dort sind.
Ich wurde direkt zum Kaffee eingeladen. Mit dem Sohn unterhielt ich mich auf Englisch über das Motorrad fahren. Er hätte jetzt einen Roller und wolle aber auch mal Motorcross fahren. Oder eben Reisen.
Dann kam der Onkel hinzu. Er hatte in den 80er in Deutschland gearbeitet. Offensichtlich praktizierender Muslim. Älterer weißer Herr mit einem weißen Gebetsmützchen auf. Nachdem ich vorgestellt wurde, versuchte er auch sein letztes Deutsch wieder herauszukramen.
Sie seien ja aber Albaner. Das musste sowohl der Vater als auch der Sohn nochmal getrennt voneinander betonen. Gerade hier in den Grenzgebieten liegen die Anteile an Albanern klar über 50% der Bevölkerung.
Es war eine so herzhafte und schöne Begegnung. Irgendwo in einem kleinen Dorf hat in Mazedonien treffe ich einen Albaner der in Deutschland auf dem Bau war und hier jetzt seine eigene Tankstelle besitzt. Richtig toll. Mit dem Besitzer spreche ich Deutsch. Mit dem Sohn Englisch. Der Vater kann kein Englisch, der Sohn kein Deutsch. Mit dem Onkel versuche ich Deutsch. Er versteht aber nur noch Brocken. Der Vater schiebt Albanisch nach. Jeder erzählt alles zweimal auf zwei Sprachen. Herrlich.
Es geht weiter. Durch den Nationalpark ab nach Albanien. Keine Probleme bei der Einreise. Das Wetter wird sozusagen besser. Es regnet nicht. Den echten Regen habe ich schon im Kosovo hinter mir gelassen. Schön ist es seit dem auch nicht. Aber jetzt kommt fasst noch die Sonne raus. Die Wetternavigation ist aufgegangen.
Ich fahre die SH6 in Albanien von Ost nach West. Eine der schönsten Strecken die ich lange gesehen habe. Und eine der schlimmsten Straßenzuständen seit Rumänien. PKW bewegen sich auf den Abschnitten in der Regel eher leicht über der Schrittgeschwindigkeit. Das geht mit dem Motorrad schon deutlich besser und damit schneller.
Meine Packung mit Keksen hat die Fahrt im Koffer auf jeden Fall nicht überstanden. Abends gabs nur noch ganz viele Krümmel in der Packung. Ganze Kekse gabs nicht mehr.
Die Strecke ist super unterschiedlich. Mal durch viel kleine Dörfer und mehr eine kleiner Überland oder Nebenstraße. Später fast gut ausgebaut und klarer eine Bundestraße. Dann gehts vorbei am See zwischen den Bergen. Die Straße schmiegt sich an den Berg. Nochmal kleine Tunnel. Alpen Feeling. Großartig. Unbedingt mit dem Mopped fahren.
Irgendwann läuft diese Nebenstrecke aus. Geht in die größeren Hauptverkehrsstraßen an der Küste über. Jetzt ist es schon spät und es dämmert. Jetzt nur noch schnell die Küste hoch in den Norden nach Shkodra. Ein Hotel konnte ich mir heute unterwegs buchen. Diesmal weiter in der Innenstadt als noch beim letzten Mal.
Es ist gefühlt eine ganz andere Stadt als beim letzten Mal. Zumindest eine ganz andere Ecke. Alles viel moderner. Viel westlicher. Auch doch noch ein paar mehr fremde Kennzeichen. Wobei fast immer noch gilt, wenn es kein einheimisches Autokennzeichen ist, dann ist es eigentlich ein deutsches Kennzeichen. In den Grenzregionen vielleicht nochmal ein Kennzeichen aus dem entsprechenden Nachbarland. Aber flächendeckend die einzigen ausländischen Kennzeichen sind deutsche. Man könnte noch einteilen in die Campervans die ganz klar hier Urlaub machen und dann noch die die aussehen, als würden sie hier wohnen. Also vielleicht doch eher Urlaub in der Heimat machen.
Im Hotel bekomme ich wieder eine Tiefgarage. Sachen ausgepackt dann gehe ich nochmal was Essen. Hier gibts alles. Wie gesagt sehr westlich.
Das lokal mit den guten Empfehlungen und der einheimischen Küche ist leider restlos überfüllt. Es ist Wochenende. Die Leute gehen Essen und Feiern. Man hat sich hier überall fein gemacht für den Abend. Man sieht auch hier noch viele Touristen. Hört manchmal sogar Deutsch. Besser nicht zu erkennen geben
Für mich gibts heute Abend Pizza. Ein sehr nettes kleines Lokal. Auch wieder super freundliche Leute. Und sehr gute Pizza. Ist auch ein tolles Gefühl hier in dem lauwarmen Spätsommer an der Straße zu Sitzen und dem Wochenendtreiben zuzusehen.
Die Polizei fährt hier sehr demonstrativ alle paar Minuten die Straße mit Blaulicht rauf und runter. Das scheint einfach nur Präsenzdemonstration zu sein.
Hier gibt es eine große Hauptstraße. Vier Spuren. Die jeweils äußeren Spuren werden zum Parken genutzt. Man sollte meinen die inneren Spuren sind dann zum Fahren. Aber denkste. Auch immer musst du immer aufpassen. Es wird ständig einfach mal angehalten. Fenster runter, einfach mal mit dem Kumpel kurz unterhalten. Der Rest des Verkehrs wird aufgehalten. Das ist so. Und da wird auch nicht gehupt. Oder eher sehr sehr selten. Man hat noch Zeit.
Zurück ins Hotel. Ab zu Bett. Morgen geht es die Küste hinauf in Richtung Split. Hoffentlich noch einen trockenen Tag bei Sonne einfach die schöne Küstenstraße hinauf pendeln.
Witzig: Wenn man hier eine Cola Flasche aufschraubt, dann fällt der Deckel runter. Schon komisch.
cheers.
Sebastian