Hallo und Humppa nach Deutschland,

gefahrene Kilometer heute: 275 km
gefahrene Kilometer gesamt: 1645 km

Heute melde ich mich aus Peja / Pejë aus dem Kosovo. Die Mehrheit der UN Staaten erkennen den Kosovo als einen eigenständigen Staat an. So auch Deutschland. Der Nachbar Serbien, zu denen man nach der Aufteilung des ehemaligen Jugoslavien gehörte, sieht das bis heute anders. Daher muss man wissen, dass wenn man aus dem Kosovo nach Serbien einreist, dass man dann in Serbien nicht wieder ausreisen kann. Die Einreise in den Kosovo erkennt Serbien nicht an. Das will ich auch gar nicht. Ich reise wieder nach Albanien aus. So der Plan.

Damit ich heute Nacht gut schlafen konnte, musste ich nochmal das Kontrolllämpchen vom Rauchmelder abkleben. Kaum war das Licht aus, viel mir auf wie hell und wie ständig das Ding blinkt. Gut, dass man immer ein bisschen Panzertape auf solchen Reise dabei hat. Wie mir gerade auffällt, hängt das da auch noch.

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Distance: 0km

Erstmal Frühstück. Gabs wieder in dem zum Hotel gehörenden Restaurant. Da war dann ein kleines Buffett aufgebaut. Croissants, Brötchen und sowas wie frittierter Dounatteig als Teilchen. Super lecker. Dazu die üblichen Belege in süß und herzhaft.

Ich wurde auch gleich am Tisch gefragt, ob ich noch ein Omlett oder Spiegelei haben wollte. Eigentlich hatte ich dankend abgelehnt, weil mir die Auswahl eigentlich ausreichend gewesen war. „Bitte, nur so ein kleines Omlett, vielleicht?“ es wurde fast gebettelt. Fast wie bei den Großeltern früher. Obwohl, da wurde man nicht gefragt. Da musste man und es kam so auf den Tisch. Hier gibt man gerne nach. So nett hier alle.

Noch bezahlt. Das muss man hier beim Chef machen. Ein Herr Ende 50 hätte ich getippt. Guter Esser. Bester Mensch. Kam gleich mit ein bisschen Deutsch an und schickte dann noch den Kollegen los „Der junge Mann braucht noch eine Flasche Wasser für unterwegs, hol das doch mal bitte“ … wieder wie bei den Großeltern. Super freundlich. Auf dem Taschenrechner noch die korrekte Umrechnung in Euro gezeigt. So bemüht. Ach wie süß alle hier.

Aufgesattelt und dann die Strecke weiter in Richtung Montenegro. Das letzte Mal 2019 war ich an der Küstenstrecke in Montenegro eingereist. Damals hatte ich meine grüne Versicherungskarte vergessen und durfte dann prompt an der Grenze nochmal eine Versicherung dazu kaufen. Heute wurde ich nicht danach gefragt. Der Typ an der Grenze auch ganz entspannt. Für Montenegro bekommt man sogar noch einen Stempel in den Pass.

Ich hab auch noch nie zwei so entfernte Grenzposten gesehen. Normalerweise erst die Ausreise aus Land A und dann 100 Meter weiter die Einreise in Land B. Zwischen den Grenzposten und Kontrollen zwischen A und B lagen hier aber ganze 10 Kilometer. Eine entmilitarisierte Zone?

Dann ging es einmal quer durch Montenegro. Insgesamt ein schöne Strecke. Nicht so absolut genial wie gestern, aber wirklich sehr gut. Die Strecke geht nun einmal quer durch den Staat. Viel der Straßen sind gerade ziemlich frisch neu gemacht worden. Also eigentlich beste Bedingungen. Nimmt aber manchmal auch ein bisschen den Spaß wenn es zu leicht ist. Zu breite Straßen sind ja langweilig. Und dann gabs noch einen großen Abschnitt auf dem einfach gerade auch gebaut wurde. Dann gab es immer wieder lange Stücke die schon längs abgefräst waren. Das ist auf dem Mopped wirklich nicht cool. Das fühlt sich immer an wie schwimmen.

Aber auch heute gingen große Strecken wieder über kleine Straßen. Fast gar keine Autos. Kleine Straßen in guter Verfassung oben auf den Bergen entlang. Wirklich herrlich.

Auch hier muss man auf den Strassen wieder aufpassen. Es sind immer noch viele wilde Hunde unterwegs. Die haben immer viel Angst vor Autos und Menschen und weichen immer sofort zurück. Die müssen hier immer von den Einwohnern verscheucht werden.

Wenn es nach der Stadt erst einmal wieder in die Wälder und die Berge hinauf geht, dann kommt der Nebel auch noch ein wenig runter. Oben auf den Bergrücken steht der Nebel. Da wird es schon ganz schön feucht und warm geht auch ganz anders. Wenn man dann wieder tiefer in die Täler kommt, dann wird es dagegen wieder ordentlich warm. Die Temperatur schwankt also ganz schön heute.

Die Wälder hier sind alle noch natürlich Mischwälder. Auch Bosnien ist dünn besiedelt und mehr als 60% des Waldes sind noch naturbelassen und unbewirtschaftet. Für viele Tiere ein sicheres Rückzugsgebiet. Der Wald sieht hier auch noch gesünder aus. Die Nadelbäume nicht schon kahl am Stamm.

Moscheen und christliche Kirchen halten sich hier scheinbar die Waage. Tatsächlich sagen das auch die Zahlen. 50,7% der Bevölkerung sind muslimisch. 2,5% Atheisten, der Rest christlich.

Wenn man gerade die Medien anschaut, gerade bezogen auf Großbritannien und Deutschland, in der eine Ausbreitung des Islamischen Glaubens mit immer größeren Auseinandersetzungen einhergeht, scheint das hier überhaupt keine Thema zu sein. Hier sitzen Christian und Muslime friedlich an einem Tisch.

„Für viele Einwohner ist diese Zuordnung aber seit der jugoslawischen Zeit eher Ausdruck einer kulturellen, historischen oder familiären Verbundenheit als einer tatsächlichen Religiosität.“ [Wikipedia]

Aber es steht hier auch wirklich in jedem kleinsten Dorf eine Moschee. Auch wenn es nur ein paar Häuser sind. Irgendwo ragt hier ein Minarett aus den Dächern. Aber auch wenn der muslimische Anteil hier so hoch ist, Frauen in Burkas sehe ich hier fast keine. Ganz wenige. Aber prozentual passt das nicht.

Dann verlasse ich Montenegro auch schon wieder. Von hier geht es in den Kosovo. Ich muss zugeben ich bin sehr gespannt. Ich bin mit einem zerfallenden Jugoslawien groß geworden. Der Kosovokrieg und die Einigung ist eigentlich gerade erst einmal 15 Jahre her. Das Land ist noch nicht überall offiziell anerkannt. Gerade nicht von Serbien. Das auswärtige Amt warnt immer noch vor dem Norden, dem Grenzverlauf mit Serbien. Auch wenn es faktisch hier seit langem „ruhig“ ist.

Der erste Kontakt mit dem Kosovo ist die Grenze und ein netter Grenzbeamter. Ob ich eine Versicherung hätte. Ich war mir der grünen Versicherungskarte sehr sicher. Der gute Mann meinte aber sehr freundlich mit einem verschmitzten Grinsen, dass ich gerne nochmal gucken soll, aber Kosovo nicht darauf finden werde. Er sollte Recht behalten. Für 6€ konnte ich dann noch eine Versicherung für 15 Tage abschließen. Dann wurde ich lächelnd durchgewunken.

Für die heutige Strecke war ich mir sehr sicher. 275km waren nicht zu überambitioniert. Ich hatte mir also gestern schon im Hotel eine Unterkunft für heute gesucht und wusste wo ich hin musste. Das Ziel für heute war die Stadt Peja / Pejë.

Und ja, hier sieht es nicht nach großen Reichtum aus. Aber auch nicht nach einem Land im Kriegszustand. Viele Häuser sind nicht fertig verputzt. Aber direkt daneben steht eine Shell Tankstelle. Direkt daneben eine Bäckerei oder ein Grill frisch renoviert und eher sehr schick. Man will auch raus aus Krieg. Man will neu und schön. So sieht es hier zumindest aus.

Ich habe keine Sekunde ein unsicheres Gefühl oder das Gefühl in einem Kriegs- und dritte Weltland zu sein. An vielen Stelle sieht es auf Mallorca auch nicht besser aus als hier. Die Leute sind normal gekleidet. Die Autos ja eher neuwertig und groß. Also sehr gut für die eigenen Vorurteile sich das hier einmal selber angesehen zu haben.

Ich halte erst einmal an einer Tankstelle. Eine Liter Normalbenzin (95) liegt hier bei 1,23 EUR. Der Kosovo nutzt den Euro als Zahlungsmittel.

Hier gibt es wieder Tankwarte. Ohne dass das extra kostet. Kaum bin ich abgestiegen werden ich schon auf Deutsch begrüßt. Bayrischer Akzent. Ich bin nett überrascht und frage gleich nach. Er war 23 Jahre lang in Deutschland als LKW-Fahrer. Lange Zeit für BMW in Bayern. Jetzt ist er wieder zurück gekommen und arbeitet jetzt hier. Jetzt ist es hier auch sicher und es ist sein Heimat.

Dann fahre ich der Adresse im Navi nach, die die Adresse des Hotels sein sollte. Ich fahre durch wirklich kleine Straßen und werden überrascht angesehen, wer denn da gerade hier durch fährt. Das Hotel finde ich nicht. Internet hab ich gerade nicht um nachsehen zu können. Also versuche ich weiter die Hauptstraße weiter entlang zu fahren und auf gut Glück das Hotel zu finden. Ich hab nur lose das Bild vom Hotel von der Plattform im Kopf. Und das Glück ist ja mit den Dummen. Ich finde das Hotel.

Ich finde direkt die Einfahrt in die Tiefgarage. Drei ältere Herren sitzen davor und machen hier den Tiefgaragendienst. Kein Wort englisch. Aber super freundlich und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht werde ich hier überfreundlich empfangen. Es scheint ernsthafte Freude zu sein. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich hier gleich nach Trinkgeld gefragt werde. Man führt mich auch gleich noch zum richtigen Fahrstuhl das Hotel hinauf und verabschiedet sich super freundlich.

Am Empfang wieder hoch freundlich. Und super Englisch. Kommunikation ist überhaupt kein Problem. Schnell wird mir das Zimmer gezeigt. Auch wenn es der Kellner ist und nicht der Manager. Er ruft nochmal kurz an um eine Frage zu klären aber es wird mir schnell geholfen. Es wird auch gefragt ob ich noch Hilfe bei schwerem Gepäck brauche. Alles extrem zuvorkommend. Später ist der Manager da. Begrüßt mich freundlich. Fragt nach dem Zimmer und der Reise. Ob er noch was tun kann. Man kommt schnell und locker ins Gespräch. Es ist einfach nett und höflich. Natürlich werde ich auf das eigene Restaurant hingewiesen. Aber mit der Kamera in der Hand meinte ich auch nur, dass ich hier noch nicht gewesen wäre und mir die Stadt anschauen wolle – „Aber klar. Genieß den Abend und die Stadt. Brauchst du noch Tipps?“. Ich habe hier keine Sekunde ein unsicheres Gefühl.

Auch in der Stadt nicht. Kinder spielen in den kleinen Straßen. Mit kommt ein größere Gruppe an Halbstarken Schulkindern entgegen. Mit der Kamera in der Hand will eine Gruppe Jungs gleich, dass ich Fotos von Ihnen mache. Ich mache den Spaß mit. Die Stimmung ist super. Skepsis in meine Richtung gibt es nicht. Zum Abschied gibts noch ein High-Five.

Das sichere Gefühl weicht auch nicht nach einem Spaziergang hier um das Zentrum. Teilweise alte Bauten. Teilweise stehen hier schon sehr schön renovierte Häuser. Man baut noch auf.

Ich finde hier einen kleinen Grill direkt an der Hauptstraße. Also klein ist der in der Tat nicht. Es gibt jede Menge Tischen. Es essen schon verschiedene Leute hier. Ich gehe rein und werde wohl vom Sohn des Besitzers, vielleicht 15, an einen Tisch gesetzt. Hier klappt es mit Englisch nicht so. Aber mit freundlichem Gesicht, Händen und Füßen. Und hier gibt es auch ein WLAN. Das reicht für ein bisschen Google Translate der Karte.

Ich bekomme einen großen Keller mit 10 Köfte Hackfleisch Bällchen vom Grill, mit gegrilltem Gemüse und jeder Menge Brot für 4 EUR. Ich rolle später pappsatt da wieder raus. Und es war super lecker! Die Portion kostet bei uns sicher 12 EUR oder mehr. Eine Cola gibt es für 1,50 EUR. Das ist also gar nicht soo viel billiger als bei uns. Im Spar Supermarkt bekomme ich später noch Getränke. Hier sind die gleichen Waren wie bei uns ca. 25% günstiger.

Essen um 19 Uhr scheint hier schon eher spät zu sein. Der Grill macht quasi nach mir zu. Als ich zahle, ist der Grill und die Küche schon sauber gemacht. Es werden nur noch Getränke ausgegeben.

Dann geht es wieder zurück zum Hotel. Spitzen Zimmer.

Mit dem Kosovo habe ich inzwischen das achte Land der Reise erreicht. Und mit dem Kosovo habe ich auch den ersten neuen Länderpunkt erreicht, einem weiterem Land, in dem ich bisher noch nicht gewesen bin. Einmal unter der Annahme, dass wir den Kosovo als eigenständigen Staat anerkennen.

Mit Freuden recherchiere ich außerdem, dass ab Morgen mein Internet funktionieren müsste. Der Kosovo und Bosnien sind nicht Teil der Netzabdeckung meiner SIM-Karte. Ab Albanien sollte es dann funktionieren. Na toll.

Für heute erst einmal: Gute Nacht.

cheers.
Sebastian

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