Es gibt einfach Tage, da ist der eigene Job so richtig beschissen. Und es gibt Tage, da meint das nicht mal etwas Schlechtes. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn man als Creative Technologist bei Fork sitzt und sich um die ganz praktischen Probleme des Büroalltags kümmert.

Ein ganz praktisches Problem ist nämlich Folgendes: Der Altbau ist verzweigt konstruiert. Der Weg zum stillen Örtchen ist nicht einsehbar und nicht kurz. Es gibt pro Geschlecht nur eine Lokation auf dem Stockwerk. Mit steigender Personenanzahl pro Stockwerk steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Terminkollisionen kommt. Die Toilette ist gerade besetzt. Die Person muss zurück gehen oder warten.

Der Ökonom würde sogar bemängeln, dass dies zu unnötigen Ausfallzeiten führt. Es gibt also durchaus drängenden Bedarf dieses Problem zu lösen.

Das haben wir gemacht. Herausgekommen ist unsere Anwendung: Lokus Focus. Wir haben die WCs verkabelt. Wir erfassen den Status einer Tür – abgeschlossen oder nicht. Den Status kann jeder in einer Webseite sehen. Zusätzlich haben wir eine kleine App für die Mac Menüleiste. Dort kann ich mein Stockwerk und mein Geschlecht auswählen und bekomme so permanent in der Menüleiste angezeigt ob mein bevorzugtes Örtchen in diesem Moment besetzt ist oder ich den Gang zum Örtchen angehen kann.

Was haben wir gemacht? Erstmal haben wir wirklich die WC Türen verkabelt. Es reicht nicht nur zu wissen ob eine Tür offen oder geschlossen ist. Die Frage ist sie abgeschlossen. Wir mussten also den Status des Schlosses kennen.

Vermutlich gibt es dafür inzwischen auch Türschlösser mit einem entsprechenden IoT Interface, dass sich abfragen lässt. Unsere alten Türen mit analogen Schlüsseln haben das aber noch nicht. Und ich wollte jetzt auch nicht anfangen die Schlösser auszutauschen oder Löcher in die Türe zu bohren.

Die Türschlösser haben glücklicherweise sehr viel Raum. Neben dem verriegelten Schließbolzen ist noch jede Menge Platz, der sich für verschiedene Sensoren nutzen lässt.

Ich hatte einen Probelauf mit einem Magnetschalter versucht. Das erwies sich aber als ungenau. Das Schloss selber war zu alt und zu unpräzise. Es gab in jede Richtung mindestens einen Millimeter Schwankung. Das reichte anscheinend schon aus, dass der Magnetschalter den Sensor nicht ausreichend nahe kam und nicht auslöste.

Am Ende sind es Lichtschranken geworden. Kleine optische Sensoren mit denen sich eine Distanz messen lässt. Die kleinen Platinen ließen sich in den Türrahmen in das Schloss montieren. Geht die Tür zu und wird die Tür abgeschlossen, dann steht der Schließbolzen im Schloss hervor. Die Oberseite des Schließbolzens habe ich mit Silberlack bearbeitet, damit er ein wenig besser reflektiert. Direkt über dem Schließbolzen in der Tür befindet sich der optische Sensor. Ist der Bolzen draußen verkürzt sich die Distanz. Jetzt weiß ich – die Tür ist abgeschlossen.

Der Sensor selber hängt an einem Raspberry Pi Zero W. Der Status wird erfasst und an eine zentrale Anwendung übermittelt. Der Server weiß jetzt Toilette ID 0, Status geschlossen.

Über eben diesen Status können dann die Desktop Anwendung ihren Status abfragen. Und darüber lassen sich dann auch Statistiken auswerten.

So zeigt unsere Anwendung eine statistische Häufigkeit der einzelnen Sitzungen über den Tag verteilt. Die Hochzeiten sind dabei der Tagebeginn, sowie die Mittagspause. Danach fällt die Häufigkeit ab.

Diese Daten lassen dann auch ein Vorhersage im statistischen Mittel ausgeben. Anhand der Daten wissen wir, wie lange eine Sitzung um diese Uhrzeit im Durchschnitt dauert. Wir können also in der Anwendung eine wahrscheinliche Dauer mitgeben. Also auch wenn die Toilette aktuell besetzt ist, dann zeigen wir, wie lange dies ca. noch der Fall sein wird.

Die durschnittliche Sitzungsdauer bei Männern ist bei unserer Betrachtung höher als die bei Frauen. Männer liegen dabei sowohl bei der absolut kürzesten also auch bei der absolut längsten Sitzung vorn.

cheers.
Sebastian

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