Hallo und Humppa nach Deutschland,

Kilometer heute: 295km

Wir melden und aus Ullapool an der Westküste der Hauptinsel. „Mit seinen 1541 Einwohnern ist Ullapool die größte Siedlung in den sehr dünn besiedelten nordwestlichen Highlands.“ [Wikipedia] Aber dazu später noch mehr.

Von der Strecke heute hatte ich mir viel versprochen. Wir sind endlich in den richtigen Highlands. Dem Norden des Norden von Schottland. Hier kommen die Werbebilder von Schottland her.

Aber die ersten Kilometer waren erst nochmal ernüchternd. Schöne Strecken. So ist es nicht. Vieles entlang von kleinen Wasserläufen und Flüssen. Schon schön. Aber auch nicht so, als hätte man das noch nie gesehen. Man hätte das ein oder andere Mal auch in Thüringen sein können. Aber zumindest trocken waren die ersten Abschnitte noch.

Es gibt hier irgendwie überraschend viele Flüsse und Bachläufe. Das Wasser muss ja auch irgendwo her kommen. Das kann hier eigentlich nur von oben kommen.

Aber spätestens mit der Küstenlinie ändert sich das dann schon noch. Man merkt hier, dass ihr größten Teils auch mal raueres Wetter herrscht. Aber das gilt auch nur eingeschränkt. So wachsen hier auch eine Menge Pflanzen die doch eigentlich nicht einheimisch sind und ein mildes Wetter bevorzugen. Hier fließt der Nordatlantik oder Golfstrom direkt vor der Tür vorbei. Das sorgt gerade im Winter für ungewöhnlich milde Temperaturen für diesen Breitengrad.

Die Schilder sind hier oben im Übrigen zweisprachig. Neben der englischen Bezeichnung werden alle Orte und Hinweise hier auch in Schottisch-Gälisch ausgewiesen.

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Distance: 0km

Jetzt fahren wir hier auf der NC500. Die schottische Küstenstrecke, die hier einmal den kompletten Norden erschließt und entlang der Küste die Traumstrecke Schottlands sein soll. Die Küste ist hier auch wirklich toll anzusehen und die weite Landschaft.

Aber man muss hier auf der Straße auch gut aufpassen. Die meisten Strecken hier oben sind Single-Track-Roads. Es gibt also nur eine Spur auf der Straße. Für den Gegenverkehr gibt es dafür dann regelmäßig Ausbuchtungen, dass man sich gegenseitig ausweichen kann. Das ist zwar ziemlich nervig. Im Ganzen entschleunigt das den Verkehr aber auch merklich. Man hat hier gefühlt mehr Zeit auf der Straße. Es sind wenige die hier sehr zügig und stressig fahren.

Das Ausweichen muss man aber auch ernst nehmen. Erst Recht wenn es hier so viel regnet. An einer Stelle kam wieder Verkehr von Vorne und ich wollte an einer Stelle ausweichen, an der es keine Ausbuchtung gab. Ich wollte eh ein Bild machen, also warum nicht auf das hier kurz gefressene Gras ausweichen?

Sollte man nicht machen, weil ich dann eben doch viel zu wenig Profil auf den Vorderreife habe und die Bankette dann doch sehr rutschig. Und weil das Gras zwar von Schafen kurz gefressen ist, aber weil die dann auch entsprechend etwas hinterlassen.

Und so rutsche ich dan beim Befahren des Seitenstreifens aus und lege das Mopped zusammen mit mit erst einmal in der Schafskacke ab. So eine Scheiße. Weil alles bei Schrittgeschwindigkeit passierte ist nichts weiter passiert und es war mehr ein kontrolliertes Ablegen. Aber die hast du Scheiße am Bein, dann hast du Scheiße am Bein. Von da an hatte ich den ganzen Tag die Schafscheiße in der Nase. Aber nichts passiert. Es konnte direkt weiter gehen.

Aber auch sonst muss man auf die Schafe aufpassen. Die liegen hier überall rum. Auf den allermeisten Strecken die wir hier oben fahren laufen Schafe rum. Es gibt ein Tiergitter am Anfang und dann weite Freilaufflächen. Bis das nächste Tiergitter kommt und vermutlich das Land des nächsten Schafzüchterst beginnt. Und die Tiere sind hier inzwischen auch sehr entspannt bei Straßenverkehr. Die liegen auf der Straße und lassen sich da auch selten stören. Bei Motorrädern sind die grundsätzlich noch bewegungsbereiter als bei Autos. Aber das sind auch viele grund-entspannte Suizid-Schafe dabei, die sich dann gar nicht, oder eher unkontrolliert über die Straße bewegen.

Die Strecke hier oben im Norden ist schon schön an der Küste entlang. Und es wird von Ost nach West auch immer schöner. Tolle große Fjorde die hier die Küstenlinie einschneiden. Die Aussichten werden bergiger. Tolle Panoramen.

Die beste Aussicht haben die mir fast mit einer Baustelle kaputt gemacht. An der Baustelle gab es aber keine Ampel. Es gab vor und hinter der Baustelle – es wurde neuer Teer aufgetragen – einen Sicherungsposten mit einer Kelle. Aber nachdem der Abschnitt freigegeben wurde durfte man nicht einfach fahren. Man wurde eskortiert. Ein Baustellenfahrzeug hat dich auf die andere Seite gefahren und ist dann dort umgedreht.

Am anderen Ende der Baustelle gab es die großartigste Aussicht der Ausfahrt bisher. Im Hintergrund ragen die Berge empor. Umringt von weiten, flachen Landschaften. Alles umschlossen von tollen Wolkengebilden die mal mehr und mal weniger Licht durchlassen. Unglaublich großartige Aussicht.

Und dann fängt das Ende des guten Wetters an. Es fängt erst einmal nur leicht an zu nieseln. Bisher war das Wetter trocken. Nun leider nicht mehr. Noch ist es aber nicht schlimm. Der ganz leichte Regen reißt auch immer mal wieder ab.

Am Loch Eriboll Fjord ist dann auch Lars nochmal mit einem kleinen Rutscher auf der Bankette dran. Auch wenn nichts passiert ist halten hier sofort freundliche Einheimische und andere Motorradreisende an und bieten Hilfe an. Ist schon nett hier. Ist auch nicht viel los. Man hilft sich gegenseitig. Mopped steht wieder. Dreck kann man abklopfen. Weiter fahren.

In Durness machen wir einen kleinen Halt. Wir wollen eh gerade nach einer Unterkunft und der Strecke gucken. Und dann hatte ich da noch einen Käsesandwich Stand gesehen. Also gibts erst einmal eine kleine Pause mit Grillkäse. Lecker.

Wir stehe hier im Durness Beach. Tatsächlich gibt es hier einen Sandstrand mit hellem, fast weißen Sand. Und da sind auch ein paar Leute im Wasser und Baden. Was allerdings sicher auch sehr frisch sein wird.

Ab hier verlässt uns aber auch unser letztes Glück mit dem Wetter. Aus dem Nieselregen ist nun schon ein richtiger Regen geworden. Neben dem Regen kommt aber auch noch ein ziemlich unangenehm starker Wind hinzu. Das Mopped geht inzwischen schon ganz schön hin und her. Ein entspanntes Pendeln ist es hier nicht mehr. Wir fahren inzwischen wieder nach Süden. Die Westküsten runter. Mit Durness haben wir auch unseren nördlichsten Punkt der Reise passiert. Die Landschaft lässt sich nicht mehr genießen. Volle Konzentration auf die Straße und den Wind. Die Berge sind kaum zu erkennen. Sie versinken komplett in Nebel, Wolken und Regen. Bei gutem Wetter muss das hier richtig, richtig toll aussehen.

Viel Abschnitte sehen nach norwegischer Küste aus. Es gibt sehr wenige und kurze Regenpausen. Und das sieht dann sofort toll aus. Wie in Norwegen stehen hier in dem flachen und felsigen Land immer mal wieder kleine Seen während es ansonsten kahl aussieht. Wir nehmen noch einen Schlenker mehr von der Hauptstraße weg und fahren weiter an der Küste. Die Straße ist klein. Mit etwas mehr Verkehr machen die vielen kleinen Haltebuchten auch Sinn. Billiger wäre es sicher gewesen zwei Spuren zu bauen. Aber es entschleunigt eben auch. Hier stehe viele kleine, alte und knochige Bäume. Hier geht offensichtlich mehr Wind durch.

Auf der ganz kleinen Straße hier durch die Küste sind wir dann auch einige der ganz wenigen die hier noch durchfahren. Es lohnt sich aber auch diesen Weg zu nehmen. Nur muss man auch hier aufpassen, was neben Autos sonst noch so auf der Straße unterwegs ist. Ausnahmsweise mal keine Schafe. Und so stehen wir auf einmal in einer kleinen Herde von Kühen auf der Straße.

Am Ende des Tages landen wir jetzt in Ullapool. Das hier 1500 Einwohner die größte Siedlung ist spiegelt aber auch den Rest der Fahrt wieder. Hier hat man seine Ruhe. Hier reiht sich nicht eine Stadt an die Nächste. Hier kann man noch Landschaft genießen.

Hier übernachten wir in der ersten Reihe am Hafen. Eine Bar mit einem Hotelbetrieb. Wir haben ein tolles, überteuertest Zimmer. Nachdem wir ausgeladen haben gehen wir nochmal durch die Stadt und suchen uns was zu Essen. Am Ende gibt es für jeden eine Portion Fish & Chips die wir direkt am Hafen auf einer Bank zu uns nehmen können. Der Regen hat jetzt natürlich aufgehört.

Es ist schön hier. So friedlich. Und mal kein Regen nach dem Tag.

cheers.
Sebastian

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