Hallo und Humppa nach Deutschland,
Gefahren heute: 63km
Gefahren gesamt: 260km
den Tag beginnen wir wieder mit unserem bekannt liebenswerten, kontinentalen Frühstück, bestehend auf Bananenbrot und Cheddar-Blöcken. Der Kaffee ist nicht wirklich gut. Den habe ich das erste und letzte Mal probiert.
Gestern Abend haben wir uns spontan noch eine Tour durch ein Township gebucht. „Ein Township ist ein historisch gewachsenes, oft einkommensschwaches Wohngebiet am Rande der Städte, das hauptsächlich von nicht-weißen Südafrikanern bewohnt wird und aus der Zeit der Apartheid stammt, obwohl es heute noch existiert und von Armut, Kriminalität, aber auch von lebendiger Kultur und zunehmendem Tourismus geprägt ist. Sie sind durch eine extrem hohe Bevölkerungsdichte, informelle Siedlungen (Wellblechhütten) und eine mangelhafte Infrastruktur gekennzeichnet, sind aber auch Zentren für Gemeinschaft und kulturelle Entwicklung.“ [KI Zusammenfassung]
Das ist heute Morgen unser erster Stop. Wir treffen uns mit unserer Gruppe im Community-Center von Langa. Weil wir heute die einzigen Besucher der Gruppentour sind, haben wir heute unsere private Führung. Unser Guide ist Buntu. Nach dem Wort Ubuntu – so wie die Linux Distribution. Das Wort „Ubuntu“ stammt aus Bantusprachen wie Zulu und Xhosa und bedeutet so viel wie „Menschlichkeit“ oder „Gemeinsinn“. Dort bekommen die Kinder ihren Namen nicht von den Eltern, sondern einer weiblichen Bezugsperson – die Oma, Tante oder ähnliche. Die Namen haben dabei immer eine Bedeutung, die dem Kind als Leitmotto dienen soll.
Das Community-Center haben die Township Bewohner irgendwann aus Eigeninitiative gegründet und als Ort für gegenseitige Weiterbildung und Gründung ins Leben gerufen. Wie auch in anderen Ländern und auf anderen Touren folgt dann die Führung durch die verschiedenen Workshops in den die Produkte käuflich erworben werden können. Das sind das Atelier mit Bildern, die Upcycling Werkstatt mit Geldbörsen aus Milchkartons oder die Töpferei.
Entgegen der Führungen in Indien und Co. hat Buntu hier schon vor der Führung den Druck rausgenommen und wirklich klar gemacht, dass es hier um die Sache geht und es keinen Erwartungsdruck geben soll, dass man hier etwas kaufen muss. Das machte die Tour deutlich angenehmer.
Unser Walk beginnt im Township Museum, auch wenn wir uns hier nur 5 Pappen angucken die hier ausgehängt sind. Aber darauf erklärt er nochmal die Gründung und das Wachstum des Townships. Weiter gehts. Hier gibt es sogar eine kleine Kunstgalerie. Das passt irgendwie so gar nicht in die Kostenstruktur der Bewohner. Ist eben ein Ergebnis aus dem Touren-Tourismus. Genauso das Cafe direkt nebenan mit der Siebträger Maschine. Eher in das Bild passt das der Friseur im alten Frachtcontainer. Ohnehin gibt es hier viele Geschäfte in Containern.
Wir gucken uns ein altes Gemeinschaftshaus an, also solche die hier zu Apartheitzeiten gebaut wurden. Auch heute sind diese bewohnt. Es gibt 10 Zimmer a 4 Personen die hier gemeinschaftlich leben. Die gesamte Einheit teil sich Prepaid-Strom. Hier wird der Stromzähler per Prepaid aufgeladen. Und solange kann hier jeder sein Handy in seinem Zimmer laden, bis wieder alle zusammenlegen und ein neues Paket kaufen.
Egal wo wir hinkommen, ob wir jetzt in den Friseursalon-Container gucken, oder auf der Straße oder Seitenstraße, alle sind sehr freundlich. Wir werden angelächelt. Es ist nicht komisch oder beängstigend hier lang zu laufen. Wir werden nicht angebettelt.
Unser Guide wird von einer Bekannten angesprochen. Und auf einmal stecken wir mit ihr in einem Gespräch über ihr Leben, Namensgebung und Bedeutung. Sie hat ihr Kind Cecilia genannt, nur weil sie den Namen schön fand. Ohne Bedeutung. Sie würde ihren Freund gerne heiraten, aber der zeigt keine besondere Überzeugung bei dem Thema. Aber die Beziehung ist stabil, da ist das für sie erstmal genug.
Wir kommen wirklich durch einen Weg mit den Wellblechhütten. Da gibt es keinen Fussboden. Zwischen dir und deinem Nachbarn liegt nur eine Lage Blech. Vielleicht noch etwas Holz. Buntu meinte aber, dass es aufgrund des Materials und der dichten Bauweise auch häufiger Probleme mit Feuern gibt. 1-2 pro Jahr würde es hier brennen. Viel tun kann man dann wohl nicht, was bedeutet, dass große Teile der Hütten abbrennen und die Leute dann wirklich mit Nichts dastehen. Weil das so häufig passiert, werden wichtige Dinge wohl auch schon mal vergraben. Das wäre der beste Schutz vor Feuer, den man hier hat.
Dann sitzen hier aber die Leute auch auf dem Weg zwischen den Hütten und haben erstmal gute Laune. Es gäbe hier einen sehr guten Zusammenhalt. Du weißt dein Nachbar hat auch nicht. Die haben die gleichen Probleme wie du selbst. Da hilft man immer aus. Meine neidet nicht.
Auch dort werde ich von einem Herr angesprochen. Woher wir kommen. Deutschland kennt er. Vor allem Bayern München und Klinsmann. Aber der ist jetzt ja gerade woanders Trainer. So stehen wir da und unterhalten uns über Fussball. Und das bei meiner nicht vorhandenen Ahnung bei dem Thema.
Auch hier hängen viele Satelliten-Schüsseln an den Dächern. Das sei eben der eine Ausweg sich ein wenig aus der eigenen Situation zu befreien und über Medien und Sport am Leben teilzuhaben. Das sei hier sehr wichtig erklärt und Buntu.
Auch im Township gibt es Arm, Reich und eine Mittelschicht. Wer Nichts hat, der lebt im Wellblech. Darüber die Lower-Class haben immerhin ein Zimmer in einem der Gemeinschaftshäuser. Darüber gibt es die kleinen Wohnungen. 4-Zimmer Appartments in Wohnkomplexen die irgendwann einmal von dem Staat gebaut wurden. Die Bewohner sind die Eigentümer. Sie müssen keine Miete zahlen. Dann gibt es aber auch im Township die „Reicheren“. Alleinstehende Einfamilienhäuser mit einer Garage und einem kleinen Gartner. Es gibt hier wieder Zäune um die Häuser. Es steht schon mal ein alter Mercedes vor der Tür. Das sind mittlere und höhere Beamte, vielleicht Polizisten. Der Staat bietet vergünstigte Kredite und fördert Eigenheime (bis zu 50%). So können sie sich hier eigene Häuser leisten. Weil man aber selber aus dem Township stammt, oder vielleicht auch noch die direkten Verwandten in den mittleren oder ärmeren Unterkünften leben, hat man auch hier einen guten Draht in die anderen Ecken. Auch hier gilt der Zusammenhalt.
Teilweise stehen hier wirklich richtig schöne Häuser. Mit echt schönem und grünem Garten. Da würde ich auch glatt einziehen. Aber ansonten wirkt es hier in der Straße tot. Keiner ist auf der Straße. Nicht so wie in den anderen Straßenzügen.
Ein Mann kommt gerade nach Hause und läuft auf der Straße an uns vorbei. Er grüßt uns und sagt uns, dass er sich freut, dass wir die Gegend besuchen. Ich bedanke mich zurück, dass wir hier so willkommen aufgenommen werden. Das war wirklich schön. Also entweder ist das ein bisschen wie die Truman Show, oder die sind einfach wirklich alle von Grund auf nett.
Wir besuchen einen Kindergarten. Die Kinder haben gerade Mittagspause und schlafen alle. Die Erzieherinnen sitzen in Plastikstühlen. Vor ihnen auf dem Boden liegt jedes Kind auf einer kleinen Matte am Schlafen. Laut Plan an der Wand sind jeden Tag 1,5 Stunden Mittagsschlaf eingeplant. Wir schleichen ganz leise durch den Raum und wollen niemanden aufwecken.
Dann beenden wir unsere Runde und gehen zurück zu unserem Ausgangspunkt. Eine spannende Runde. Ich habe mich nicht eine Sekunde unwohl gefühlt. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich überraschend willkommen gefühlt. Das war damals in Windhook in Namibia nicht so überwältigend positiv.
Für ein kleines Mittagessen fahren wir nochmal an die Waterfront. Einen größeren Kontrast innerhalb von 15 Minuten bekommst du in dieser Stadt auch nicht hin. Von der Wellblechhütte an die Waterfront.
Dann gehts zum Tafelberg. Wir werden heute nicht mit der Seilbahn rauf fahren. Auch nicht laufen. Aber wir fahren immerhin mit dem Auto einmal zur Basisstation. Von hier oben hat man auch einen guten Blick auf die Stadt. Oben auf dem Berg fallen ohnehin gerade die Wolken ab. Es sieht nicht so aus, als hätte man dort heute eine gute Sicht. Vermutlich steht man oben nur im Nebel.
Dann steuern wir wieder unser Hotel an. Dabei machen wir noch einen Stopp in der Camps Bay. Ein wirklich schöner Strand. Das wird hier ringsrum nicht billig sein. Das hier ist nochmal deutlich teurer als schon unsere teuere Ecke. Abgeleitet an den noch pompöseren Villen hier im Hang. Nur der Wind stört heute ein wenig. Die Beine werden regelrecht gesandstrahlt. Deswegen bleiben wir auch nicht lange.
Der Wind ist es der uns dann später noch eine schlechte Nachricht bekommen lässt. Eigentlich haben wir bereits eine Whale-Watching Tour gebucht. Aufgrund der schlechten Wetteraussichten, was den Wind angeht, wurden die Touren der nächsten beiden Tage allerdings abgesagt. Verdammte Scheiße. Vielleicht gäbe es einen Tag später Mittags noch eine Chance. Das sind aber in der Regel auch nicht die besten Zeiten zum gucken. Mal schauen wie sich das Wetter entwickelt und ob wir noch Platz auf einem Wal-Boot bekommen. Für heute erst einmal: Gute Nacht.
cheers.
Sebastian


