Hallo und Humppa nach Deutschland,

wir sind den zweiten Tag im Emirat Dubai unterwegs. Die Sonne brennt. Die Frisur tut ihr Bestes aber 37°C sind auch ein harter Gegner.

Den guten Deutschen treibt es um das Maximum aus dem Hop-On Hop-Off Bus-Ticket herauszuholen. Wenn das schon so teuer gewesen ist, dann müssen wir das wenigstens ausnutzen und möglichst alle Strecken damit gefahren sein. Der nächste Einstieg von unserem Hotel in die Bustouren ist mal wieder die Dubai Mall. Dahin fahren wir mit dem Taxi. Wir besteigen die Busse für eine zweite Runde. Heute geht es für uns in den Norden, die Altstadt.

Mit unserem Hotel sind wir zwar nicht direkt gut angebunden und liegen leider nicht an einer Metro Station, aber wir liegen eigentlich genau in der Mitte der drei Zentren von Dubai. Genau zwischen dem Burj Khalifa, der Marina und der Altstadt, den Old Souks. Damit ist es eigentlich auch mit dem Taxi in jede Richtung erschwinglich und unkompliziert.

Die Zentren sind auch mit einer Schnellstraße, die Teilweise auch eine Autobahn ist, gut verbunden. 6 bis 8 Spuren pro Fahrrichtung umfasst die Autobahn hier. Auch wenn die auf 120km/h limitiert ist, schafft das einen gewissen Durchsatz.

Wir stehen in der Hitze vor der Dubai Mall und warten auf den nächsten Bus in den Norden, Richtung Altstadt oder auch dem Dubai Creek. Dem Flussarm an dem sich die Altstadt von Dubai befindet, das ursprüngliche Handelszentrum aus dem hier irgendwann einmal alles entstanden ist.

Der Hop-On Hop-Off Bus bleibt leider ein Fehlkauf. Hätte man sich vorher informiert hätte man die 3-4 Ziele auch ganz direkt mit einem Taxi oder mit der Metro anfahren können für weniger Geld und Zeit. Aber das kommt dann auch davon, wenn man nicht alles bis ins Kleinste plant und sich überraschend lässt. In anderen Städten macht es ja durchaus mal Sinn, diese Busse zu nehmen.

Die Tour in am Dubai Creek geht vorbei an der „Contemporary Neighborhood“, also einfach nur den modernen Häusern, die hier in dem Bereich der Altstadt errichtet wurden. Vermutlich aber auch ein Bauprojekt und alles etwas Bauhaus-artig. Aber auch nicht das, was man sich hier ansehen will. Weiter geht es zur „Historischen Nachbarschaft“. Das ist eigentlich mehr eine für Touristen aufgebaute Filmkulisse, die den Anschein alter Lehmhäuser hier am Creek erwecken soll. Aber es wird doch eher der Anschein von Souvenir-Shops und Plastik vermittelt. Vorbeifahren ist hier die beste Option.

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Distance: 0km

Wir verlassen den Bus beim historischen Markt, oder eben Souk. Das ist dann wirklich noch eine kleine Marktstraße in der die Händler in mehr oder weniger restaurierten Häuschen sitzen. Wirklich engagiert ist das hier aber auch nicht. Da ist z.B. Marrakesch deutlich intensiver. Auch wenn man hier nicht so unangenehm und aggressiv angesprochen wird. Spannender sind dann halt die Nebenstraßen, in denen dann eben nichts für Touristen aufgebaut ist. Aber die sind jetzt gerade auch nicht belebt. Es ist eher Mittagszeit. Ein Einheimischer geht jetzt sicher nicht vor die Türe wenn er nicht muss. Einen Stop ist das hier nicht zwingend wert.

Obwohl .. man kann hier gut aussteigen um dann einmal das Erlebnis einer Fährfahrt zu haben. Für gerade einmal 1 AED, umgerechnet ca. 0,25 EUR, kann man hier einmal über den Fluss fahren. Kleine Kinder sind scheinbar frei. Und so fährt uns die kleine Holzschüssel mit dem Rasenmäher-Mittelmotor einmal über den Creek. In der Mitte steht der Kapitän im Bootsbauch. Um ihn herum eine große Sitzfläche. Abstand, Irgendetwas zum Festhalten oder eine entfernte Art der Sicherung – Fehlanzeige. Abkassiert wird während der Fahrt.

Weil einen hier doch viel an Marrakesch erinnert, ist man hier irgendwie vorsichtiger was das Vertrauen in Menschen angeht. Dort wollte man nur dein Bestes – und das war dein Bargeld. Hier ist das in der Tat ganz anders. Es ist wirklich jeder nett und hilfsbereit, auch ohne dafür direkt eine Gegenleistung zu erwarten. Daran muss man sich erst wieder gewöhnen.

Auf der anderen Seite vom Dubai Creek sind die alten Souks – die alten Straßenmärkte. Hier erinnert sich wirklich sehr viel an Marrakesch. Laden dicht an dicht. Es gibt eigentlich alles zu kaufen. Es ist warm. Es ist laut und alle paar Meter riecht es anders. Mal besser. Mal schlechter. Aber auch hier deutlich weniger aggressiv. Natürlich wirst du als Tourist hier immer angesprochen. Aber du kannst das alles weglächeln und wirst dafür nicht noch hinter deinem Rücken bespuckt.

An einer Ecke habe ich kurz das Kind abgesetzt, dass bei mir auf dem Rücken getragen wird. Ohne irgendein Wort reichen dir dann die Ladenbesitzer, die dich eben noch angesprochen haben, was du freundlich weggelächelt hast, erst einen ihrer Stühle für das Kind und dann noch einen zweiten Stuhl für dich selber. Man geht noch kurz in den Laden und kommt direkt darauf mit kleinen Schokopralines wieder die dem Kind angereicht werden. Zu Kindern sind hier wirklich alle nochmal freundlicher. An jeder Ecke und immer. Hier würde ich meinem Kind eher einem Fremden an die Hand geben, als in meiner eigenen Heimat.

Was die Gewürze angeht hat Marrakesch die Nase bei Weitem vorne. Die Anzahl der Gewürze und der Duft ist überschaubar. Es riecht sehr gut, aber nicht kein Vergleich zur anderen Seite der Wüste. Aber der Saffran ist gut und wirklich günstig. Da kann man nochmal was mitnehmen. Der Gold-Souk, oder die Straße, macht seinem Namen schon alle Ehre. Was für prunkvolle Ausstellungsstücke. Aber wenn das echt ist, dann kauft das doch keiner das hier, der es sich leisten kann. Das kann doch nur für den Tourismus gemacht sein.

Wir nehmen den Bus zurück. Das Wartehäuschen ist klimatisiert. Wenn man denn einen Platz darin bekommt. Drinnen nur Deutsche. War ja klar. Wir halten mit dem Bus wieder an der Dubai Mall und fahren von dort mit dem Taxi ins Hotel zurück. Denn ab 15:30h geht es bereits weiter in die Wüste.

Unserer Fahrer erfüllt das Klischee-Bild eines Emirati, auch wenn er, wie wir später lernen, gar nicht vin hier stammt. Verspiegelte Sonnenbrille, den weißen Kittel – hier Kandura genannt – und einen riesigen Toyota mit den extra breiten Reifen, alles etwas höher gelegt. Da muss sogar ich das Auto hinaufsteigen. Das sieht von außen schon nach ein wenig Spaß aus.

Es geht aus der Stadt raus. Wir fahren ca. 40 Minuten. Vorbei an vielen weiteren Baustellen. U.a. wird hier die nächsten Super-Mall gebaut. Wenn das Projekt irgendwann einmal abgeschlossen ist, wird es die größte Mall der Welt sein – so der Plan. Noch drei mal größer als die aktuelle Dubai Mall. Und das ist gerade mitten im Sand. Hier gibt es sonst gerade nichts außer ein bisschen Baugrube. Und das mindestens 20 Minuten mit dem Auto vom nächsten Zentrum entfernt. Und die bauen das hier wieder mitten in den Sand.

Unser erster Halt ist ein Stadion für Kamelrennen. Also ein richtiges Stadion ist es auch nicht. Es gibt eine große Tribüne mit einer Sandpiste dafür – der Zieleinlauf für die Kamelrennen. Schon vorher hat man viele Kamelfarmen und Felder gesehen. Das Thema Kamelrennen ist hier wirklich sehr groß. Die Saison geht von September bis März. Dann finden hier die Weltmeisterschaften statt. Es gibt Renndistanzen über 4, 6, 8 oder 10 Kilometer. Wobei die Strecke immer nur eine Oneway-Strecke ist. Kamele laufen wohl nicht im Kreis. Die Tier halten dann einfach an. Scheinbar zu intelligent.

Während wir halten werden alle paar Minuten ganze Kamelgruppen über die Sandpisten. Jeweils 2-3 Reiter treiben hier an ganze Gruppe von vielleicht 20 Tieren durch die Gegend. Vermutlich damit die Tiere den Kurs kennenlernen.

Ein paar Tiere haben auch kleine Kisten auf den Rücken geschnallt. Wie uns erklärt wird sind das ferngesteuerte Jockeys. Ich nehme nicht an, dass das automatisiert ist, sondern dass da wirklich jemand per Kamera zugeschaltet ist und die Tiere per Fernwartung anschreit. Ich hoffe nicht, dass die da mit Stromstößen zum Laufen bewegt werden.

Auch als wir weiter fahren gibt es für die nächsten Kilometer nichts anderes zu sehen als Kamelfarmen. Kamele, Kamele, Kamele. Noch ein bisschen Sand und dann noch ein paar Kamele.

Unser Guide heißt Ali. Heißt er vermutlich nicht. Ich habs mir leider nicht gemerkt. Aber er kommt aus dem Jemen. Ali ist dort der vierthäufigste Name. Die Chance besteht also. Er ist 42 Jahre hier im Emirat Dubai. Das wird sein ganzes Leben sein. Er ist damit aber kein Emirati. Er hat keine Pass der Emirate und ist damit nur aufenthaltsberechtigter Gastarbeiter. Genau so wie inzwischen seine Familie.

Auch schon vor der Kamel-Station fallen uns immer mal wieder gated Communities in der Wüste auf. Also wirklich mitten in der Wüste. 15 Minuten fährst du an Sand vorbei, dann kommt eine gar nicht mal so kleine Ansammlung von Häuser mitten im Nichts. Hier werden diese Communities für die Besserverdiener realisiert. Es reicht nicht für die Millionen-Appartments in der Marina. Aber hier gibt es geschlossene Communities, die häufig auch über künstliche Seen und kleine künstliche Strände verfügen. Und dann hat man hier draußen auch seine Ruhe.

Die einheimischen Emirati machen gerade einmal 15% der Landesbevölkerung aus. 85% der Einwohner sind Ausländer. Die Emirati bekommen wohl von der Regierung Land und in Teilen Immobilien oder kostenlose Darlehn als Vorteile der Einheimischen. Während wir an sehr großen Häusern mit ausladenden Außengelände vorbeifahren meint Ali zu uns, dass das alles den Emirati von der Regierung zur Verfügung gestellt wird. Ein gewisser Unterton ist nicht zu leugnen. Ich nehme an, dass gilt nicht für jeden Angestellten in der Post, das der eine Villa vom Scheich bekommt, aber vermutlich arbeitet da auch kein Emirati.

Schule, Universitäten und die medizinische Versorgung sollen ebenfalls für die Einheimischen kostenlos sein. Für Ausländer kosten dann bereits die Kindergartenplätze wohl ab umgerechnet 20.000 EUR.

Dem gegenüber steht aber auch der Umstand, dass man keine Steuern zahlen muss. Die Arbeit auch als Ausländer wird für diese Region gut entlohnt. Es gibt Arbeit. Daher zieht es viele hier her. Solange dieser Deal aufgeht und alle vernünftig bezahlte Arbeit haben und finden sind alle friedlich. Ali brachte dann aber selber noch die Frage: „Aber was, wenn sich das mal ändert?“

Die Autobahn auf der wir hier fahren ist links und rechts extra mit Bäumen bepflanzt. Damit hier Bäume wachsen wird das natürlich künstlich bewässert. Die Bepflanzung soll entsprechend den Sand von der Straße abhalten. Wo der Wind über das flache Land weht, da reißt es auch entsprechend viel Sand mit. Alles was nicht auf der Straße landet hilft.

Es sieht hier auf der Autobahn aber auch alles wie geleckt aus. Sauberste Straßen. Saubere Leitplanken. Alles ist hier durchgehend beleuchtet. Hinter der Bepflanzung weitere Zäune. Vermutlich damit hier die Kamele nicht das Grün abfressen und auf die Straße laufen.

Wir kommen in einem kleinen Camp an, ein paar hundert Meter neben der Autobahn. Wir können kurz Luft schnappen. Hier warten schon 3 andere Autos. Auch jeweils mit einer kleinen Gruppe oder Familien. Wir werden gleich als kleine Gruppe durch die Dünen fahren. Hier liegt auch schon mal ein Kamel, wer will kann hier schon eine Runde Reiten. Oder einen Falken auf dem Arm halten. Oder eine Runde Quad fahren. Das scheint aber auch extra zu kosten. Das scheint aber das Camp des Veranstalters zu sein, der hier alle möglichen Wüstentouren und Aktionen anbietet.

Jetzt wird schnell noch mal etwas Luft aus den Reifen gelassen damit die Wagen mehr Grip auf dem Sand haben. Dann geht es los. Die Jungs haben Spaß wenn sie die Dünen rauf und runter düsen. Wir dürfen als Beifahrer mitgenießen. Da hätte ich aber auch schon Lust auch selber zu fahren. Mit den schön, fetten Jeeps jetzt hier durch die Dünen. Aber ein bisschen Spaß hat man auch so.

Es gibt einen kleinen Stop auf einer Kamel-Farm mitten in der Wüste. Ich hätte das nicht gefunden zwischen dem ganzen Sand da die richtige Himmelsrichtung zu treffen und genau die Kamele zu finden. Kamel-Farm ist vielleicht auch übertrieben. Große Gebäude gabs nicht. Dafür eher umzäunte Gehege und entsprechend Wassertränken. Tatsächlich laufen die Tiere hier Tagsüber wohl auch frei durch die Gegend. Keine Umzäunung. Weil es hier Abends das Wasser und noch was zu Fressen gibt kommen die Kamele wieder alleine zurück. Tagsüber suchen die sich in der Wüste was zu fressen.

Gaaaanz entspannte Tiere. Die kennen das sicher, dass hier ein paar Autos vorfahren und da die Touris aussteigen. Aber dann kommen die auch interessiert angetrottet und schauen sich die aktuellen Gäste an. Keine Scheu. Eigentlich lassen die sich auch wie Kühe gerne am Kopf und hinter den Ohren kraulen. Halt da, wo man ohne Hände so schlecht hin kommt.

Ein paar Tiere haben tatsächlich Fussfesseln. Dabei werden immer zwei Beine mit einer nicht zu langen Leine zusammengebunden. Damit können die Tiere immer noch bequem laufen. Aber eben nicht Rennen. Also Abhauen ist damit nicht mehr so leicht.

Alle einsteigen. Es geht noch ein bisschen durch die Dünen. Selber Fahren wäre immer noch spannender. Am nächsten halt treffen sich dann die view Jeeps nochmal und jeder darf auf einer kleinen Düne nochmal Sandboard fahren und entsprechende Wüstenfotos vom Sonnenuntergang machen.

Danach geht es zurück ins Camp. Hier können nochmal alle auf einem Kamel reiten wenn sie denn wollen. Oder einen Falken auf den Arm nehmen. Hat aber am Ende keiner gemacht. Wir und einer andere Familie haben auch das Abendessen gebucht. Wie sich rausstellte kamen die auch aus Hamburg und dann noch aus der gleichen Ecke. Die wohnen keinen Kilometer Luftlinie von uns entfernt.

Es wurden große Teppiche ausgebreitet. Ein niedriger Tisch, gesessen wird auf großen Kissen. Das hatte schon viel von einem Wüstencamp. Direkt nebenan wurde schon der Kohlegrill angeheizt. Dann werden Köfte-Spieße serviert. Hähnchen-Spieße, Humus, Rotebeete-Salat. Kichererbsen-Salat und Naan-Brot. Es war unglaublich lecker. Es waren tolle Gespräche. Eine wirklich tolle Atmosphäre unter dem freien Himmel. Die Sonne geht zeitig unter. Deswegen ist es erst 19:30h nachdem wir schon fast zwei Stunden beim Essen saßen und dann wieder die Heimreise angetreten haben. Ali fährt uns in die Stadt zurück.

Auf dem Rückweg fahren wir noch kurz Tanken. Die Preise sind wohl auch hier in den letzten Jahren stark gestiegen. Lange Zeit habe der Liter hier 1 AED gekostet. Umgerechnet 25ct pro Liter Benzin. Heute sind es schon 3,33 AED, also 85ct.

Die Tankstellen haben hier alle ausschließlich Tankwarte-Service. Man hält an und nennt den Betrag, für die man Tanken möchte, nicht wie viel Liter, oder „voll machen bitte“. Es gab wohl auch den Versuch Selfservice Tanken einzuführen, aber das hat nicht funktioniert. Hier geht man eben nicht nach draußen und verlässt den klimatisierten PKW nicht.

Die Führerscheine und Fahrprüfungen sind scheinbar sehr ähnlich zu unseren. Dennoch gibt es hier wohl viele Unfälle. Die Jungen vergessen sofort was sie gelernt haben und fahren sehr schnell und wild. Obwohl die Regeln wohl auch immer härter durchgesetzt werden. Aber deswegen fahren die Leute hier auch keine Roller. Viel zu gefährlich. Nur die Liefer-Fahrer. „Crazy-Guys“, nannte sie alle nur. Die fahren wirklich irre, meint er.

Ich hatte ihn auf besondere Kennzeichen angesprochen. Er meinte die gehören dann der Familie des Scheichs. Ein weißer Mercedes G-Klasse mit dem Zeichen A-1 kennt jeder in Dubai. Das ist dann der Chef himself.

Zurück im Hotel. Jetzt sind wirklich alle müde. Es war ein langer, großartiger Tag.

cheers.
Sebastian

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